15 Deshalb höre auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe, nicht auf,
16 für euch zu danken, und ich gedenke eurer in meinen Gebeten,
17 daß der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst.

Die Gemeinde in Ephesus machte Paulus stolz. Er war dankbar für ihren Glauben an Jesus und ihre Liebe untereinander. Jesus hatte gesagt, dass die Welt uns daran erkennen soll, dass wir Liebe untereinander haben (Johannes 13,35). Trotzdem ist es nicht der Normalzustand, dass Christen sich untereinander lieben. Das scheint auch im ersten Jahrhundert schon etwas besonderes gewesen zu sein, so dass Paulus es als etwas hervorhob, für dass er Gott besonders dankbar war.

Es ist wichtig, dass Paulus für die Gemeinde um den Geist der Weisheit und Offenbarung betet. Beides ist nicht dasselbe, auch wenn das im modernen Sprachgebrauch oft so scheint. Man kann durchaus Weisheit habe ohne Offenbarung zu haben. Dieser Geist ist natürlich der Heilige Geist der eben diese Weisheit und Erkenntnis mit sich bringt.
Offenbarung, manche sagen „Erkenntnis“, heißt, etwas verstanden zu haben. Nicht nur oberflächlich, sondern richtig tief. Es bedeutet, dass Gott selbst uns etwas erklärt hat. Weisheit ist dagegen die Fähigkeit, sinnvoll einzusetzen, was man erkannt hat. Ohne Weisheit wird man also mit seiner Erkenntnis nicht allzu viel anfangen können.
Viele Christen sehnen sich nach Erkenntnis. Sie beten darum mehr von Gott zu erkennen. Aber ich glaube, dass wir große Probleme damit haben, das umzusetzen, was wir erkannt haben und dass es gut wäre, auch für die Weisheit zu beten mit unseren Erkenntnissen gut um zu gehen. Horst Köhler sagte es mal so: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem.“ Ganz genau, wir haben genug kapiert, aber uns fehlt die Weisheit es an zu wenden.

Erkenntnis ist wie ein tolles Elektrogerät, das man kauft oder geschenkt bekommt, das man aber zunächst nicht bedienen kann. Als ich meinen iPod gekauft habe war ich erst völlig enttäuscht. Ich habe ihn angemacht, alles klappte, aber ich konnte das Menü nicht bedienen. Ich klickte und machte und tat, aber es war nicht möglich, einen Interpreten aus zu wählen. Manchmal sprang das Menü an eine andere Stelle, aber ich kapierte nicht, wieso.
Ich hätte ihn fast wieder umgetauscht weil ich dachte, er wäre kaputt. Dann habe ich doch noch mal in der Gebrauchsanweisung nachgesehen. Mittlerweile weiß ich, wie es geht und der iPod leistet mir die Dienste für die ich ihn gekauft habe.

Im Leben mit Gott gibt es Bereiche in denen es genauso ist. Wir wissen Dinge über Gott, aber die Anwendung ist oft schwer. Wir wissen, dass Gott jedem Menschen das Beste will und wir dazu berufen sind, ein Segen zu sein. Theoretisch ist das ganz einfach, es bedeutet, anderen etwas Gutes zu tun, einen positiven Einfluss auf seine Umgebung zu haben. Aber wie geschieht das praktisch? Hier setzt die Weisheit ein, die wir ebenso sehr begehren sollten wie Offenbarung.

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12 Kommentare

  1. Hi,
    aber was mache ich wenn ich Jesus/Gott über alles Liebe, aber keine Heilungskräfte habe, keine Predigten halten kann, oder mich sonst wie direkt beteiligt fühle, hab ich was falsch gemacht, die Bibel falsch interpretiert, hätt ich vorher Latein oder Theologie studieren sollen, so weitermachen wie immer oder welches Paradigma befolgen sollen? Religion ist kein Gebot, keine Weisheit, oder Gesetz, Jesus ist mein Parameter unabhängig von jeglicher Philosophie, Glaubenslehre, oder Zwang. Um mal auf deinen I-Pod zurückzukommen, jeder liest die Bedienungsanleitung versteht sie kaum, will sie aber jeden User als das einzig wahre erklären. sorry für meine letzte Entgleisung, manchmal erschrecke ich mich vor mir selbst! Aber meine Großeltern haben mich gelernt jede Art von Absolutismus abzulehnen.

  2. Hi Akki,
    ich nehme mal stark an, dass Du mit Absolutismus nicht die Staatsform meinst, sondern den absoluten Anspruch der Kirche auf Wahrheit. Wobei Du mit der Vorstellung, dass es nichts Absolutes gibt, ja schon Mitten in der zeitgenössischen Philosophie bist. Eine verbreitete Alltagsphilosophie ist es nämlich, dass es keine vollständig erkennbare Wahrheit gibt, dass Wahrheit immer in Relation (Abhängigkeit) vom Idividuum, seiner Wahrnehmung und seinem Umständen ist. Wahrheit und Wirklichkeit hängen nur in sofern zusammen, als Wirklichkeit das ist, was möglichst viele Individuen unter verschiedenen Umständen als wahr erkennen können. Zudem wird gesagt, dass die Entscheidung für wahr/falsch, gut/böse immer von der Prägung des Individuums durch die Umwelt und die genetische Verfasstheit bedingt werden. Die Folge ist, dass man davon aus geht, dass es keine absolut gültigen Gebote geben kann, keiner kann eine absolut gültige Aussage über Gott machen und keine Lehre ist zu allen Zeiten und unter allen Umständen wahr. Das dumme ist nur, dass genau das eben genau nicht mit dem Christentum vereinbar ist. Jesus sagt eben genau nicht, dass Sünde durch Umstände und falsche Prägungen entschuldigt ist. Jesus sagt auch nicht, dass Gottes Gerechigkeit den sozio-kulturellen Hintergrund eines Sünders bei seinem Urteil berücksichtigen wird, sondern er beruft seine Jünger Zeugen seiner Wahrheit zu sein, er gibt die Vollmacht in Ewigkeit zu binden oder zu befreien in die Hände Petri und verspricht immer bei ihnen zu bleiben. Da bei ist der Heilige Geist eben nicht ein Zeitgeist, der mal so und mal so entscheidet, sondern der Garant dafür, dass die verkündete Wahrheit nicht ein Derivat menschlicher Emotionen und Wünsche wird. In diesem Sinne kann die Kirche eben gültige Aussagen über Gott treffen.
    Was das Problem von der Umwandlung der Erkenntnis in eine Tat angeht, geht es eben nicht darum Heilungskräfte zu haben (auch ein merkwürdiges Verständnis von Heilung, btw.), ein Prediger zu sein oder beteiligt im Sinne von Wir-machen-was-tolle-in-der-Gemeinde/im Gottesdienst. Die Grundlegende Herausforderung liegt nämlich nicht darin große Aktionen zu starten, sondern im Alltag heilig zu werden. Das fängt damit an, dass man sich ehrlich fragt, ob dass was man so tagsüber gemacht hat, wirklich im Licht der Gebote richtig war.

  3. @bee,

    Es ist nicht unbedingt wahr, dass es in der postmodernen Philosophie kein Absolutes mehr gibt. Wahr ist, dass die Frage nach Erkenntinis relational ist. Aber Deine Schlussfolgerungen, was das für das Christentum bedeutet, sind ja mehr als niedlich. Mir ist schon klar, dass Du mit dem postmodernen Erkenntnis-Konzept nichts anfangen kannst, da sonst gute 80% Deiner Beträge dann nämlich das sein könnten, was Du am meisten fürchtest: Deine eigene Ansicht aus Deinem eigenen Blickwinkel.

    Ich kann Dir nur empfehlen, mal z.B. bei Peter Rollins nachzulesen, welche Implikationen die postmoderne für das Christentum haben könnte. Das ist, denke ich, interessanter, als Du glauben könntest.

  4. @ Onkel Toby: Oh, jemand der emerging church für ne Lösung aller Problemchen hält? Fragt sich nur wer da wen einwickelt. Aber danke für die Anregung.
    Ich schrieb übrigens über die Auswirkungen postmodernen Denkens auf die Alltagsphilosophie. Die eigentliche philosophische Debatte kommt nämlich nicht mehr als Debatte, sondern als „Nichts ist mehr gewiss!“ im Alltag an. Die Postmoderne als pop. Trend in der Gesellschaft lehnt de facto die Möglichkeit einer absoluten Wahrheit ab. Dies gilt für die Religion genauso wie für die Naturwissenschaften. Eine Fragestellung die sich für mich daraus ergibt ist, ob sich mein Glaube eine hohe Kompatibiliät zur vorherrschenden Pop-Kultur und zu ihrem Relativismus haben muss. Ich denke nein, dass muss er nicht. Daher kann ich meist ganz gut (manchmal auch mit etwas mehr Widerstand und Kritik) meine Position mit der des Lehramtes in Übereinstimmung bringen.

  5. @ Bee

    Bei Dir kommt offentlichtlich überhaupt nichts mehr an. Wo habe ich gesagt, dass ich „Emerging Church“ (was immer das für Dich ist) für eine Lösung welcher Probleme halte? Aber das ist ja Dein übliches Argumentationsschema, Leuten irgendwas zu unterstellen, auf dem man dann rumhacken kann. Aber wenn es das für Dich einfacher macht, eine Organisation wie die Katholische Kirche vertreten zu können, dann sei es Dir gegönnt. Das Bequeme ist ja, dass Dein Glaube offensichtlich zu überhaupt nichts eine Kompatibilität ausweisen muss. Ausser natürlich zu der des „Lehramtes“. Naja, wenn es Dich glücklich macht…

  6. ich bin auch nicht emerging church. dass es eine wahrheit gibt ist uns als christen wohl klar. aber dass sie verschieden aufgenommen und immer interpretiert wird ja wohl auch. egal wie objektiv die wahrheit ist, sie wird immer subjektiv erkannt. ich verstehe nicht, wieso das so vielen ein problem macht oder was es mit zeitgeistigkeit zu tun hat. eine andere position ist einfach positivistisch und erhebt weniger die wahrheit als mehr die eigene erkenntnis zum mass der dinge.

    @ akki:
    wo liest du denn ausgerechnet bei mir „absolutismus“ hinein?

  7. Er meint Absolutheit, nicht Absolutismus. Sonst könnte ja jeder sagen: „Die Gemeinde, das bin ich!“
    …obwohl, eigentlich kann ich das ja sagen. Schließlich bin ich ja Leib Christi. Das Komische daran ist aber, dass ich die Wahrheit ja nicht gepachtet habe, sondern dass Jesus mir sich selbst als die Wahrheit schenkt.
    Wahrheit ist kein objektivierbarer Begriff, sondern besteht in der Beziehung zu Jesus. Genauso wie Weisheit und Erkenntnis.

  8. Es gibt da nämlich so ne Diskussion um den „Absolutheitsanspruch des Christentums oder so. Siehe Troeltsch, siehe Harnack.

  9. „sie“, akki ist eine Frau. und ich verstehe sie so, dass „absolutismus“ richtig wäre; allerdings nicht der absolutismus einer person sondern einer lehre.

  10. Ja, aber Absolutismus meint eben keine Lehre, sondern ein ganz bestimmtes politisches System. Das ist etwas verwirrend.

  11. Hi, ne bin ein Mann, Akki = Axel. 😉

    Absolutismus als Lehre korrekt, war nicht auf dein Artikel bezogen. Sondern eher die Sichtweise von Bee und meiner daraus entstanden “ Entgleisung“ von wegen fahr nach Rom und besuch deinen F…. etc.

    Sorry, wenn ich mich so umständlich ausdrücke, bin halt kein großer Redner.

  12. sorry, akki, dann hatte ich dich verwechselt. ich kenne eine akki und war die ganze zeit total sicher, dass du das bist. naja, nichts für ungut 🙂

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  1. […] Versen betete Paulus für die Christen in Ephesus um den Geist von Erkenntnis und Weisheit (Epheser 1,15-17); jetzt geht es um etwas, für das man auf jeden Fall göttliche Offenbarung braucht um es zu […]

  2. […] sich aber immer wieder und so kommt der Apostel vom Hundertsten ins Tausendste. Wie auch schon in Epheser 1,15 dankt Paulus Gott für die Liebe der Gemeinde. Es ist das Normale, nicht die Ausnahme, dass Liebe […]

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