08. Juni 2008 1

Galater 4,19-20

19 bei euch, meinen Kindern, für die ich von neuem Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt annimmt.
20 Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch sein und in anderer Weise mit euch reden; denn euer Verhalten macht mich ratlos. (Galater 4,19-20 nach der Einheitsübersetzung)

Manches kann man schlecht in einem Brief sagen, es ist besser, wenn man sich gegenübersteht, sich in die Augen sehen und Nachfragen stellen kann. Bestimmt hat jeder schon mal mit E-Mails die Erfahrung gemacht, dass man etwas schreibt, was dann ganz anders ankommt, als man es gedacht hat. Die Briefe von Paulus sind voller Wünsche, persönlich zu den Gemeinden zu kommen. Leider ging das meistens nicht, weil Paulus viel unterwegs war, in anderen Gemeinden diente oder im Knast sass.
Im Galaterbrief reagierte Paulus auf Gerüchte, die er gehört hatte und man spürt es dem Brief ab, wie sehr er darum rang, verstanden zu werden und die Gemeinden wieder für das Evangelium zu gewinnen. Mehr als alles wollte er, dass Christus in ihnen Gestalt annimmt. Im zweiten und dritten Kapitel schrieb Paulus schon einiges dazu, dass wir als Christen schon alles haben, was Jesus für uns erkauft hat. Dennoch ist es möglich, nichts von dem zu haben, was uns eigentlich zusteht (Galater 4,1-5). Das gilt auch für den Charakter, es ist möglich, von Sünde befreit zu sein und neues Leben in Christus zu haben und dennoch zu leben wie immer. Tragisch, aber möglich. Das meint Paulus damit, dass er Geburtswehen leidet, bis Christus in den Galatern Gestalt angenommen hat. Es reicht nicht, dass Jesus durch den Glauben in unserem Herzen lebt, er muss auch in unserem Leben Gestalt annehmen. Jesus muss einfach in unserem Leben sichtbar werden und an uns erkannt werden – solange das nicht der Fall ist, sollte es unser Ziel sein, dass Gott unser Leben so verändert, dass es passiert.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Paulus es sich als geistlicher Vater sehnlich wünschte, in dieser Phase bei seinen Leuten zu sein um ihnen auf dem Weg zu helfen. Einen solchen wichtigen Wachstumsprozess nur mit Briefen zu begleiten ist fast unmöglich, vermutlich war Paulus deshalb ratlos.

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Ein Pingback

  1. […] ähnlicher werden. Paulus ermahnt die Galater, dass Christus in ihnen Gestalt annehmen soll (Galater 4,19), das ist das Ziel des Glaubens. Das Ende dieser geistlichen Entwicklung auf Christus hin ist, dass […]

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