Aus der Fülle des Materials möchte ich nur ein paar Beispiele herausgreifen um die Realität der unsichtbaren Welt deutlich heraus zu stellen.

14 Da sandte er Pferde und Kriegswagen dorthin und ein starkes Heer. Und sie kamen bei Nacht und umringten die Stadt.
15 Und als der Diener des Mannes Gottes früh aufstand und hinausging, siehe, da umringte ein Heer die Stadt, und Pferde und Kriegswagen. Und sein Diener sagte zu ihm: Ach, mein Herr! Was sollen wir tun?
16 Er aber sagte: Fürchte dich nicht! Denn zahlreicher sind die, die bei uns sind, als die, die bei ihnen sind.
17 Und Elisa betete und sagte: HERR, öffne doch seine Augen, daß er sieht! Da öffnete der HERR die Augen des Dieners, und er sah. Und siehe, der Berg war voll von feurigen Pferden und Kriegswagen um Elisa herum. (2.Könige 6,14-17)

Elisa und sein Knecht waren in einer sehr gefährlichen Situation. Elisa hatte seinem König prophetisch die Kriegsgeheimnisse des Königs von Aram mitgeteilt und als dieser hörte, dass Elisa dafür verantwortlich war setzte er alles daran ihn zu töten. Das ist ein Beispiel dafür, dass ein weltlicher Krieg übernatürlich entschieden werden kann.
Was dem König kein Späher hätte sagen können empfing Elisa auf prophetischem Wege und wurde damit militärisch der wichtigste Mann im Reiche.
Als dann als Elisa und sein Knecht in der Festung festgesetzt und von einem großen Heer der Aramäer umringt waren, wurde die Geschichte richtig interessant. Der Knecht bekam es ordentlich mit der Angst zu tun, wie vermutlich so ziemlich jeder, der in einer solchen Situation steckt. Elisa hingegen blieb angesichts der militärischen Übermacht der Aramäer völlig ruhig. Was hatte er, was sein Knecht nicht hatte? Mut? Tollkühnheit? Nein, er hat eine geistliche Sicht.
Damit meine ich nicht zwingend, dass er mit seinen Augen gesehen hat, was in der unsichtbaren Welt vor sich ging. Der Text sagt das nicht und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er die feurigen Wagen und Pferde nicht gesehen hat. Man muss die unsichtbare Welt nicht „sehen“ um zu wissen, dass sie da ist. Wir leben nicht im Schauen sondern im Glauben (2.Korinther 5,7) und ich kann mir gut vorstellen, dass Elisa den Anblick der sich seinem Knecht nach Gebet darbot nicht mit seinen Augen sehen konnte.
Aber nachdem Elisa voller Vertrauen auf die Realität der unsichtbaren Welt für seinen Knecht gebetet hatte, konnte dieser sehen. Er sah keine Realität die erst in dem Moment in dem Elisa für ihn betete erschaffen wurde. Er sah eine Realität die immer schon da war, vielleicht seit dem Moment an dem Elisa in die Festung ging, aber ganz sicher seit dem Moment an dem die Belagerung begann. Ihm wurden nur die Augen geöffnet, es wurde nichts Neues erschaffen.

Einige Stellen im Neuen Testament zeigen, dass diese Welt jetzt schon da ist und dass wir sie durch Offenbarung wahrnehmen können.

Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.
Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, 58 trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. (Apostelgeschichte 7,55-56 nach der Einheitsübersetzung)

Diese Stelle hat mich seit jeher fasziniert. Stephanus, der erste christliche Märtyrer, wurde gesteinigt. Er war noch im Tod ein so deutliches Zeugnis, dass die Männer die ihn steinigen, sich die Ohren zuhalten mussten um ihr böses Werk vollenden zu können. (Es ist auch recht amüsant sich die Schwierigkeiten vorzustellen in die Stephanus seine Henker brachte: sich gleichzeitig die Ohren zuhalten und Steine zu werfen ist ganz gewiss nicht einfach!)
Zu dieser Art von Märtyrertum gehört weit weniger Kraft und Mut als man sich das sonst so vorstellt. Gott war in heftigster Weise bei Stephanus und er hatte eine Vision, keine Einbildung, sondern eine echte Vision, er sah eine Wirklichkeit, die dem Auge sonst verschlossen ist. Er sah direkt in den Himmel und sah, dass Jesus und Gott der Vater dort schon auf ihn warteten. Die Vorfreude darauf, bald bei Jesus zu sein ließ ihn die Steine einfach vergessen.
Man kann nicht Christ sein und nicht daran glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Dennoch ist der Himmel für die meisten von uns eine abstrakte Sache die erst noch kommt. Dabei zeigen Stelle wie diese, dass der Himmel eine Realität ist, die jetzt schon da ist und die wir sogar mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können wenn Gott uns den Schleier von den Augen nimmt.

Ich muss mich ja rühmen; zwar nützt es nichts, trotzdem will ich jetzt von Erscheinungen und Offenbarungen sprechen, die mir der Herr geschenkt hat.
Ich kenne jemand, einen Diener Christi, der vor vierzehn Jahren bis in den dritten Himmel entrückt wurde; ich weiß allerdings nicht, ob es mit dem Leib oder ohne den Leib geschah, nur Gott weiß es.
Und ich weiß, dass dieser Mensch in das Paradies entrückt wurde; ob es mit dem Leib oder ohne den Leib geschah, weiß ich nicht, nur Gott weiß es. Er hörte unsagbare Worte, die ein Mensch nicht aussprechen kann.
(2.Korinther 12,1-4)

Der Zusammenhang macht es deutlich, und eigentlich alle Bibelausleger meinen es auch, dass Paulus hier von sich selbst spricht. Der dritte Himmel bedeutet nicht, dass es unterschiedliche Himmel gibt in denen man näher oder ferner von Jesus ist. In der Vorstellung der damaligen Zeit wurde diese Welt als der „erste Himmel“, bezeichnet, der „zweite Himmel“ ist der Ort an dem Satan, Engel und Dämonen sind und der „dritte Himmel“, der Wohnort Gottes.
Paulus war so real in dieser Welt, dass er nicht einmal wusste, ob es im Geist oder körperlich passierte. Diese Welt ist also da und kann durch die Gnade Gottes „bereist“ werden. Halleluja!

Nur wenn die unsichtbare Welt real und „verfügbar“ ist, ergibt unser Grundauftrag Sinn. Warum sollten wir beten, dass es „wie im Himmel, so auf Erden“ wird, wenn das sowieso erst kommen wird, wenn wir alle tot sind?

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2 Kommentare

  1. Als ich das grade las, dachte ich zuerst – das will ich auch (bis in den dritten Himmel und so). Aber ich fürchte, ich würde nicht zurück wollen…
    Storch, weißt Du, ob man das chronologisch einordnen kann, wann das gewesen sein muss? Ich dachte grade, ob das bei der Gelegenheit war, wo man Paulus gesteinigt und als tot liegen gelassen hatte – ich habe mich schon manches mal gefragt, ob Paulus da richtig tot war und wieder lebendig wurde oder wie. Ist ja eigentlich unwichtig, aber würde mich interessieren.

  2. kann man nicht wirklich einordnen. ist halt nur da erwähnt und von der formulierung kann es lange her gewesen sein, muss es aber nicht. aber die steinigung ist ein guter tipp, finde ich.

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  1. […] http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2008/04/20/uw-ii-die-unsichtbare-welt-kann-man-wahrnehmen/ Und noch was Gutes zum Hören: “Einführung in die Lectio divina” von Yotin Tiewtrakul, der Mann aus dem neuen Kellion mit der schönen Stimme: […]

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