17. April 2008 16

Markus 15,33-41

Als die sechste Stunde kam, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte bis zur neunten Stunde.
Und in der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija!
Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Laßt uns doch sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt.
Jesus aber schrie laut auf. Dann hauchte er den Geist aus.
Da riß der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei.
Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.
Auch einige Frauen sahen von weitem zu, darunter Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses, sowie Salome;
sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient. Noch viele andere Frauen waren dabei, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren. (Markus 15,33-41 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 27,45-55 | Lukas 23,36-48 | Johannes 19,28-30

Manche Kommentatoren meinen, dass zufällig eine Sonnenfinsternis eintrat als Jesus starb. Das würde zwar die Dunkelheit erklären, ist aber dennoch unwahrscheinlich, denn eine Sonnenfinsternis dauert nicht drei Stunden. Es war auf jeden Fall etwas übernatürliches, was da passierte. Dem Tod Jesu ging eine geistliche Dunkelheit voraus die man mit Händen greifen konnte. Sie war so real, dass man sie sogar mit offenen Augen sehen konnte.
Dann kam der schlimmste Moment im Leben Jesu. Ich bin sicher, dass alles Leiden und aller Spott erträglich waren im Vergleich zu dem Moment an dem Jesus merkte, wirklich spürte, dass Gott ihn verlassen hatte. Es war nicht einfach eine Floskel, etwas das er aus dem Alten Testament hatte. Es war Wirklichkeit, Gott hatte ihn in dem Moment verlassen. Schon die Wortwahl ist heftig. Jesus hatte Gott immer als “Vater” angesprochen – eine absolute Neuheit, denn NIEMAND sprach so mit Gott. Aber am Kreuz nannte er ihn auf einmal ganz unpersönlich “Gott”. Gott selber wandte sich von seinem sterbenden Sohn ab.

Im 2.Korinther 5,21 heisst es, dass Jesus zur Sünde selbst gemacht wurde. Er hatte keine Sünde begangen, aber in diesem Moment wurde die Sünde der ganzen Welt auf ihn gelegt. Jesaja sah in einer prophetischen Vision, was im Moment der Kreuzigung geschehen würde – Jahrhunderte bevor die Kreuzigung stattfand. Er schrieb:

Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen.
Er wurde mißhandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf. (Jesaja 53,3-7 nach der Einheitsübersetzung)

Gott konnte nicht anders als von Jesus wegschauen, denn an diesem Kreuz hing nicht mehr sein geliebter Sohn. Da hing die Sünde der ganzen Welt und alle Krankheiten. Alles, worunter die Menschheit leidet lag in dem Moment auf Jesus. Es lag nicht nur auf ihm, er war die Sünde der Welt. Vielleicht wurde es deshalb dunkel in der Gegend. Gott konnte in seiner Heiligkeit nichts anderes tun als sich von seinem eigenen Sohn abwenden. Das muss die schlimmste Erfahrung gewesen sein, die Jesus jemals machte.

Dann starb Jesus und der Vorhang im Tempel zerriss. Der Vorhang trennte das Heiligtum vom Allerheiligsten. Es war ein dicker Vorhang, zehn Zentimeter dick gewebt. Nur der Hohepriester durfte einmal im Jahr hinter den Vorhang, dahin wo die Gegenwart Gottes war. Durch den Tod Jesu ist der Vorhang zerrissen und der Weg zu Gott ist für jeden Menschen frei.
Es ist natürlich unmöglich, dass ein so dicker Vorhang einfach von oben bis unten durchreisst. Die ganze Geschichte ist vollkommen übernatürlich und zeigt die grosse Bedeutung, die der Tod Jesu hat.

Die ersten, die es verstanden hatten waren ausgerechnet die römischen Soldaten. Es waren harte Burschen, die da am Kreuz standen, aber in dem Moment blieb kein Auge trocken. Niemand hätte das inszenieren können, was sie vor sich sahen. Obwohl es zu Anfang einfach nur ein Job war, den sie machten gab es jetzt nur noch eine logische Erklärung: “das ist wirklich Gottes Sohn!

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16 Kommentare

  1. (@Jesus: Danke!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!)

    @Storch:
    „Eloï, Eloï“
    Das ist ja Hebräisch, oder? Weil „el“ im Wort drin ist. Hast Du etwas zum Nachschauen, was die Namensbedeutungen drin hat?
    Ich vermute nämlich, dass das kein beziehungsloses Wort ist. Dass Jesus nicht einfach nur „irgendeinen“ Gott vermisst, sondern die Fülle Gottes, die lebensspendende wunderbare Anwesenheit von Gottes Vaterschaft und seiner Herrlichkeit.

    Auf Wikipedia hab ich eben gesehen, dass „Elia“ bzw. „Elijahu“ heißt: „Mein Gott ist der Herr (Jahwe)“. Mich wundert, warum die Leute Jesus falsch verstanden haben, als er so laut gerufen hat – Eloï und Elijahu werden doch sicher verschieden ausgesprochen.

    Ich hoffe, Du hast ein paar Minuten Zeit zum Nachschauen 🙂

  2. äh nicht der storch, aber andi hat viel zeit…

    „El“ ist ein Name für Gott in allen semitischen Sprachen. Kann mehrere Bedeutungen haben, die Bibel bezieht auf den Gott Israels. „El“ steht in den seltesten Fällen alleine, er verbindet sich meist mit Komposita wie El Elyon oder El Schaddai.
    El taucht auch in Eigennamen auf, Daniel- Gott ist mein Richter.

    Im 5. Mose 32 finden wir EL mit den meisten gängigen Gottesnamen.

    El Elyon bedeuet Gott der Höchste ( 1. Mose 14, 18-20 )
    El Olam bedeutet Der ewige Gott (1. Mose 21,33 )
    El Schaddai bedeutet der Allmächtige ( 1. Mose 17,1 )

    El mit der Bedeutung Gott, ein Gott, Mächtiger, Stärke steht im 5. Mose 32,4…

  3. und El mail heisst auf Deutsch Bibel…

  4. sicher, dass das nicht spanisch ist? da ist auch alles mit el.
    vielleicht ist auch das französiche elle gemeint, dann wäre das ein klarer hinweis darauf, dass gott weiblich ist.

  5. der Genus in Ruach wird weiblich delkleniert… 😉 klar ist gott eine frau…

    (sollte es einen trackback geben schreib mir vorher ne mail, damit ich das nicht mitbekomme 😉 ).

  6. Ruach gefällt mir auch sehr gut…
    Ein schönes Wort… 🙂

  7. Ruach ist aber Pneuma… nicht El… Wobei Elohim pluralis majestatis ist, die Hoheitsform, in der eine Majestät im Plural von sich selber spricht… also ist Elohim auch Ruach aber in einem… 😉

    hat einer einen job oder soll ich weitermachen 😉

  8. sehr interessant. hast du in der letzten zeit hebräisch gelernt?

  9. man möchte doch mit gott in seiner muttersprache reden, oder ? 😉

    nein, ernsthaft habe ich nicht, aber ein immer grösseres interesse an den alten sprachen koin, hebräisch und latein… und den grossen vorteil in eine gemeinde mit vielen theologie studenten zu gehen, da machste das greekum, hebräikum und latinum fast nebenbei. du weisst ja, wovon das herz von voll ist läuft der mund über…, du verbringst zeit mit ihnen erzähslt was du machst und sie was sie machen und dann sagst du zeig mal… die christliche gemeinde hat ein hohes lehr und lernpotential…

  10. hallelujah !!! JESUS !!!

  11. @Storch
    hm. Also Hebräisch kommt mir echt Spanisch vor 🙂

    @Andi:
    ist ja super, das ist ja schon eine ganze Menge! Kannst Du die Theologie-Studenten das mal fragen? Also was Eloï genau bedeutet?

    Hintergrundwissen finde ich schon gut, dadurch kann man tiefer in die Bibel einsteigen.

  12. hey stevie, herzlich willkommen hier. schön, einen kommentar von dir zu lesen!

  13. Danke danke danke Storch!
    Endlich konnte mir das mal jemand vernünftig erklären. 🙂
    Bisher sind immer alle Predigten über dieses „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ elegant hinweggehopst und keiner konnte mir erklären warum Jesus das gerufen hat.

    In dem Kontext – 2.Korinther 5,21 – macht das endlich Sinn.

  14. @ daniel : na „mein gott “ oi ist ein Possesivpronomen

  15. sind „oi skins“ dann auch „meine skins“? das wäre ja mal was!

    @ bascht: das freut mich. herzlich willkommen hier!

  16. hm, wenn du die bedeutung nimmst das „oi“ auch das verhältniss beschreibt, das ein niederer zu einem höheren hat (anerkennung der des hoheitsverhältnisses ) würde ich sagen nein.
    trotz der appen haare…

    „oi wai woi“ ist aber auch ein ausdruck der verwunderung. da man ja hebräisch „rückwärts “ liest, könnte das heissen : „woi wai oi“also : „warum bist du ein skinhead… „das wäre ein super einstig eines evangelistischen gespräches, dann wären es wieder deine…

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