23. Dezember 2007 4
Markus 7,24-30
Jesus brach auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, daß niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben.
Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen.
Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben.
Da sagte er zu ihr: Laßt zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.
Sie erwiderte ihm: Ja, du hast recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen.
Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen.
Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, daß der Dämon es verlassen hatte. (Markus 7,24-30 nach der Einheitsübersetzung)
parallel: Matthäus 15,21-28
Matthäus erklärt, warum Jesus sich zuerst weigert, das Kind zu heilen. In Vers 24 antwortet er auf die Frage seiner Jünger: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Da sie keine Jüdin war, galt sein Auftrag nicht ihr.
Dass er die Tochter dennoch heilt ist ein erster Hinweis darauf, dass Gottes Liebe nicht nur den Juden sondern allen Menschen gilt. Es wird erst in der Apostelgeschichte ganz klar: Das Heil beginnt bei den Juden, es bleibt aber nicht bei ihnen. Es geht an die Nationen, und jeder kann es bekommen. Der irdische Dienst Jesu war noch ganz auf Israel ausgerichtet, aber danach richtete sich der Auftrag Gottes an die ganze Welt.
Jesus selbst bezeichnet Heilung hier als „das Brot der Kinder“. Heilung ist Gottes Versorgung für seine Kinder. Sie ist etwas, was uns zusteht wie das tägliche Brot um das wir im Vaterunser beten. Heilung ist ein Teil der Versorgung Gottes.
In dieser Stelle vollbringt Jesus ein Heilungswunder ohne auch nur in der Nähe des Kindes zu sein. Das kommt an einigen Stellen in den Evangelien vor und zeigt, wie gross Gottes Macht ist – Jesus muss nicht einmal neben dem Kranken stehen damit dieser befreit wird.
Hier ist ein weiterer Beitrag, in dem diese Stelle behandelt wird.
3 Kommentare
Ein Pingback
-
[…] ist nicht nur menschliches Wunschdenken, sondern findet sich auch genau so in der Bibel wieder. In Markus 7,25-30 spricht Jesus mit einer nicht-jüdischen Frau über Heilung. Sie bat ihn, ihre dämonisierte […]
storch schrieb am
26. Dezember 2007 um 10:35aus diesem post hat sich noch ein kleines mailgespräch entwickelt. das ich hier veröffentlichen möchte, weil ich den Blog ja nicht zuletzt wegen solcher gespräche führe. da ich nur wenig plan vom judentum habe bin ich dafür dankbar korrigiert zu werden wo das nötig ist. habe ich jüdische leser?
Hi b,
(…)
Ich antworte mal ohne schriftbelege, die müsstest du dir dann selber raus
suchen, aber sonst dauert das zu lange 🙂
Gott hatte nicht die juden auserwählt sondern abraham, um „aus ihm ein
grosses volk zu machen“ (1.mose), darauf kamen dann die patriarchen und
zuletzt wurde (richtig erst in ägypten) das volk israel daraus. Vor ägypten
war es nur ein stamm, zu klein um als richtige nation zu zählen. Als sie
aus ägypten kamen müssen es zwischen einer und drei millionen gewesen sein,
je nach zählung.
Gott hat den bund mit abraham nie aufgelöst und so waren sie die ganze zeit
sein volk. Das zeigt sich schön in der diskussion mit mose als der vom
sinai runtergeht und das volk das goldene kalb gebastelt hat und gott zu mose
sagt: „genug mit diesem volk, ich mach mit dir einen neuanfang“ – tut er
dann aber nicht, denn gottes erwählung steht halt einfach fest.
Danach wurde das volk durch die richterzeit und dann unter den königen
zu einer richtigen nation gemacht. Der bund wurde immer wieder erneuert (zum
beispiel mit david ein bund, dass irgendwann der messias aus dem volk
hervorgehen wird) und konkretisiert (besonders unter mose mit den
gesetzen).
Diese ganze nationsache war wichtig, damit der messias irgendwann geboren
werden konnte. Daraus ergibt sich auch, dass man als jude geboren wurde,
weil man nicht in erster linie in eine religion sondern in eine nation
hineingeboren wurde. So wie man ja auch als deutscher geboren wird. In
wieweit das dann später noch sinn ergab als es kein land israel mehr gab
weiss ich auch nicht. Zu diesem zeitpunkt musste man sich eigentlich schon
entscheiden ob man jude (=angehöriger der jüdischen religion) sein
wollte.
Es gab aber immer die möglichkeit jude zu werden. Keine ahnung, ob das oft
vorgekommen ist, aber man konnte durchaus konvertieren. Ich vermute auch,
dass das gottes absicht war, denn er wollte ja in abraham alle nationen
segnen.
Zu zeiten des NT war es auf jeden fall üblich, dass leute zum judentum
konvertierten (sog. Proselyten). Es gab ja über weite teile des NT die
diskussion, ob man überhaupt christ sein kann, wenn man kein jude ist und
viele waren dafür, dass man sich erst zum judentum bekehrte (also
proselyt wurde) um dann christ werden zu können. Vielen galt ja das christentum
als ein neuer weg jude zu sein. Gottseidank haben sich die apostel gegen
diesen unsinn entschieden und haben es ganz klar gemacht: entweder oder – christ
oder jude, aber nicht beides.
Neben den proselyten gab es dann auch noch „sympathisanten“, sog.
„gottesfürchtige“, wie den kämmerer in der apostelgeschichte. Diese
beteten wohl schon im tempel an, waren aber (noch) keine juden sondern noch
wohlmeinende interessierte.
(…)
hallo B,
(…)
Das wort „jude“ kommt von juda und bedeutet einen bewohner des landes juda. Juda ist einer der zwölf stämme und das wort wurde dann quasi gür alle übernommen. Israel ist ein sohn isaaks, eigentlich hiess er jakob, aber gott änderte seinen namen in israel (gotteskämpfer). Daher kommt dann der name.
Diese ganze „jude-sei-sache“ ist unbedingt unabhängig vom lamd. Sie waren schon gottes volk bevor sie im land kanaan (nachher israel) waren.
Im grunde gibt es mehrere wichtige phasen:
1) erwählung abrahams
2) mose und das gesetz
3) josua und die landnahme
4) das königtum (speziell david als sonnenkönig)
5) teilung des reiches ab salomo
6) fremdherrschaften und auflösung des landes
7) wiederbekommen des landes nach dem 2.WK
Die meiste zeit der geschichte gab es keinen staat israel, aber dennoch ein volk der juden.
Die sache mit der mutter kommt aus der jüdischen tradition, in der bibel steht sie nicht. Es gibt da natürlich leute, die meinen, dass man nur vollwertiger jude ist wenn man von einer jüdischen mütter grossgezogen wurde, aber so weit ich weiss besteht eigentlich kein unterschied zwischen einem solchen und jemandem der zum judentum konvertiert.
Aber judentum ist eine alte weltreligion und hat eine lange theologische tradition, die ich auch nicht kenne oder durchschaue. Aber es gibt auf jeden fall immer noch die möglichkeit zu konvertieren.
Lies auch mal das portal „judentum“ bei wikipedia, da scheint viel drin zu stehen.
Segen,
Storch
———-
ich würde gerne mal hören, was Rabbi Lydia über diese Sache meint. sie ist da ja expertin. hast du gerade zeit?
suslik schrieb am
23. Juni 2010 um 23:10und was wenns gott ganich gibt ;D
storch schrieb am
24. Juni 2010 um 09:16Hallo Suslik,
das wäre zwar sehr schade, aber immerhin hätte mir dann schon die illusion ein besseres leben beschert als früher das „richtige“ wissen.