31. August 2007 2

9Cs der Führung

Der folgende Artikel stammt von Lee Iacocca und ist ein Ausschnitt eines kämpferischen Artikel gegen die Bush-Regierung. Mich interessierten besonders die neun Führungsqualitäten, die er beschreibt. Deshalb ist der Artikel auch gekürzt. Den kompletten Artikel findet Ihr hier: http://www.tagesspiegel.de/meinung/Kommentare;art141,2142682

CURIOSITY: Ein Führer muss Neugier zeigen. Er muss auch Leuten außerhalb der Jasager-Truppe in seinem inneren Zirkel zuhören. Er muss ein besessener Leser sein, weil die Welt ein großer, komplizierter Ort ist. George W. Bush gibt damit an, nie Zeitungen zu lesen. „Ich scanne nur die Überschriften“, sagt er. Habe ich das richtig verstanden?

CREATIVE: Ein Führer muss kreativ sein – willens, etwas anderes auszuprobieren, außerhalb der üblichen Schemata zu denken. George Bush ist stolz darauf, Dinge niemals zu ändern, selbst wenn die Welt um ihn herum außer Kontrolle gerät. Senator Joe Biden erinnert sich an eine Unterredung, die er mit Bush hatte, ein paar Monate nachdem unsere Truppen in Bagdad einmarschiert waren. Joe war im Oval Office, um dem Präsidenten seine Besorgnis zu erläutern: die explosive Mischung von Schiiten und Sunniten, die entlassene irakische Armee, die Probleme bei der Sicherung der Ölfelder. „Der Präsident sagte mir, wir seien auf dem richtigen Kurs. Alles werde gut. ,Mr. President’, sagte ich am Ende, ,wie können Sie so sicher sein, wenn Sie gar nicht alle Fakten kennen?’ Bush lehnte sich herüber und legte eine feste Hand auf meine Schulter. ,Meine Instinkte’, sagte er.“
Führung hat vor allem damit zu tun, den Wandel zu managen, ob man nun eine Firma führt oder ein Land. Die Dinge verändern sich, und man wird kreativ. Man passt sich an. Vielleicht war Bush an dem Tag abwesend, als sie das an der Harvard Business School durchgenommen haben.

COMMUNICATE: Ein Führer muss kommunizieren. Ich rede nicht davon, seiner Zunge freien Lauf zu lassen. Ich rede davon, der Realität ins Auge zu sehen und die Wahrheit zu sagen. Niemand in der gegenwärtigen Regierung scheint noch zu wissen, wie man geradeaus redet. Stattdessen verbringen sie den größten Teil ihrer Zeit damit, zu versuchen, uns zu überzeugen, dass die Dinge nicht wirklich so schlecht stehen, wie sie scheinen. Der Krieg im Irak war, neben anderen Dingen, auch ein großes Kommunikationsversagen. Nach Jahren, in denen uns gesagt wurde, dass alles gut läuft, haben wir aufgehört, Bush überhaupt zuzuhören.

CHARACTER:
Ein Führer muss ein Mann mit Charakter sein. Das bedeutet, den Unterschied zwischen Richtig und Falsch zu kennen und den Mut zu haben, das Richtige zu tun. Abraham Lincoln sagte einmal, „wenn du den Charakter eines Mannes testen willst, verleihe ihm Macht“. George Bush hat eine Menge Macht. Was sagt das über seinen Charakter? Er hat unsere Truppen (und nicht zu vergessen: Hunderttausende unschuldiger irakischer Bürger) in den Tod geschickt – wofür? Um unsere Ölreserven zu vergrößern? Um seinem Vater zu zeigen, dass er härter ist als er? Die Gründe für den Krieg im Irak sind fragwürdig und die Ausführung des Kriegs war eine Katastrophe. Ein Mann von Charakter bittet nicht einen einzigen Soldaten darum, für eine gescheiterte Politik zu sterben.

COURAGE:
Ein Führer muss mutig sein. Ich spreche davon, Eier zu haben (das gilt auch für weibliche Führer). Rumzuschlingern ist keine Courage. Harte Worte allein auch nicht. George W. Bush kommt aus einer blaublütigen Connecticut-Familie, aber es gefällt ihm, wie ein Cowboy zu sprechen. Courage besteht im 21. Jahrhundert nicht in der Pose oder im Draufgängertum. Courage besteht in der Selbstverpflichtung, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und zu sprechen.

CHARISMA: Ein Führer braucht Charisma. Ich rede nicht von Auffälligkeit. Charisma ist die Qualität, die Leute dazu bringt, dir zu folgen. Es ist die Fähigkeit, zu inspirieren. Leute folgen einem Führer, weil sie ihm vertrauen. Vielleicht kann man mit George Bush ein netten Abend verbringen. Aber wenn man ihn auf einen Weltgipfel setzt, wo die Zukunft unseres Planeten verhandelt wird, sieht er nicht sehr präsidiabel aus. Seine Kumpelstreiche kommen bei anderen Weltpolitikern nicht so gut an. Da muss man nur die deutsche Kanzlerin Angela Merkel fragen, die unfreiwillig eine Schultermassage auf dem G-8-Gipfel erhielt. Als Bush hinter ihr auftauchte und zu drücken begann, dachte ich, sie würde gleich in die Luft gehen.

COMPETENT: Ein Führer muss kompetent sein. Man muss wissen, was man tut. Wichtiger noch ist, dass man sich mit Leuten umgibt, die ihrerseits wissen, was sie tun. Bush prahlt damit, dass er der erste MBA-Präsident ist (Master in Business Administration). Macht ihn das kompetent? Hm! Dank unseres ersten MBA-Präsidenten haben wir das höchste Defizit in der Geschichte, die Sozialhilfe hängt am Tropf und wir haben uns eine Rechnung mit einer halben Billion Dollar im Irak (bis jetzt) eingehandelt.

COMMON SENSE: Man kann kein Führer sein, wenn man keinen gesunden Menschenverstand hat. George Bush hat ihn nicht. Er hat nur eine Menge Sound Bites. Ex-Präsident Bill Clinton sagte einmal, „Ich bin im Haus eines Alkoholikers aufgewachsen. Ich habe die Hälfte meiner Kindheit damit zugebracht, zu versuchen, in die Welt der Wirklichkeit hineinzukommen – und mir gefällt es hier.“ Ich denke, unser aktueller Präsident sollte die wirkliche Welt hin und wieder besuchen.

Das größte C ist CRISIS (Krise). Führer werden gemacht, nicht geboren. Führerschaft wird in der Zeit der Krise geformt. Es ist einfach, die Füße auf deinen Schreibtisch zu legen und über Theorien zu reden. Oder die Kinder anderer in den Krieg zu schicken, wenn man selbst nie ein Schlachtfeld gesehen hat.

Der Autor, 1924 geboren, ist in den USA eine Managerlegende. Von 1970 bis 1978 war er Präsident des Ford-Konzerns, 1979 bis 1992 sanierte er Chrysler. Der Text ist eine gekürzte Fassung des Vorwortes seines neuen Buches “Where Have All the Leaders Gone“ (mit Catherine Whitney), Scribner, New York 2007, 26 €. © 2007 Lee Iacocca and Associates, Inc. Übersetzt von Clemens Wergin.

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2 Kommentare

  1. Hallo,

    ich bin gerade auf diesen Artikel gestossen und habe mich ein wenig auf Deinem Blog umgesehen. Mir gefaellt Dein Blog sehr gut. Auch wenn es nicht ganz zu Deinem Thema passt, wuerde ich mich freuen, wenn Du Dein Blog auf meiner Seite http://www.seducy.de (Blogverzeichnis) anmelden wuerdest.
    Dieses Verzeichnis stellt nicht nur die letzten Beitraege Deines Blogs dar, sondern bewertet auch die Blogs an Hand verschiedener Kriterien.

    Ich hoffe, dass Dir dieser Kommentar, obwohl er nicht zu Deinem Thema passt, trotzdem willkommen ist.

    Gruesse,

    Seducy

  2. hab ich mal gemacht. bin ich ja mal gespannt. segen dir!

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