Das Kriterium, das darüber entscheidet ob Gebete erhört werden oder nicht ist der Glaube. Bitten im Glauben werden erhört, andere eher nicht (wobei es immer Ausnahmen gibt, aber ich möchte etwas plakativ arbeiten). Glaube garantiert, dass sich Gebete in Gottes Willen befinden.
Um das zu beweisen müssten wir noch einmal eine Stelle im Hebräerbrief nachschlagen, DIE Definition des Glaubens überhaupt.

Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht. (Hebräer 11,1)

Glaube braucht Überführung um wirklicher Glaube zu sein. Das griechische Wort bedeutet dasselbe wie das deutsche. Es geht darum, dass eine nicht-sichtbare Realität „sichtbar“ gemacht wird. Insofern ist es auch gut möglich „Überzeugung“ zu übersetzen oder englisch „inner conviction“, dann geht es mehr darum wie diese Überführung in unser Leben kommt als darum, was sie ist. Etwas moderner würde man Überführung vielleicht als Offenbarungserkenntnis oder Offenbarungswissen übersetzen. Es bedeutet also, dass wir per Offenbarung des Geistes etwas wissen, das in Gottes Welt bereits Realität ist und das nur noch eines Gebets bedarf um in der sichtbaren Welt anfassbar zu werden.
Dahinter steht eine Wahrheit, die vielen Christen verborgen ist obwohl sie eigentlich inhaltlich eines der Kernthemen unseres Glaubens darstellt: die Wirklichkeit der unsichtbaren Welt. Es gibt eine Welt, die unsere physischen Augen nicht sehen können, die aber wirklicher und echter ist als die Welt, die wir mit unseren fünf Körpersinnen wahrnehmen können. In dieser Welt ist jedes Versprechen Gottes ja und amen und es regiert das Vertrauen auf die unbedingte Zuverlässigkeit Gottes. In dieser Welt sind Dinge wahr, die es hier (noch) nicht sind. Unser grösster Auftrag als Christen auf der Erde ist es, in dieser Realität zu leben und dafür zu sorgen, dass sich unsere Welt der Gotteswelt anpasst: „Dein Reich komme, Dein Will geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“ Dieses Vaterunser ist nicht einfach das wichtigste Gebet der Christenheit, es ist ihr Erbe und Auftrag.
Glaube kommt also wenn Gottes Wort kommt. Wenn Gott uns zeigt, was bei ihm beschlossene Sache ist und uns die Möglichkeit gibt das durch Gebet in unsere Welt zu ziehen, dann ist das Gebet im Glauben und im göttlichen Auftrag.

Manchmal kommt diese Offenbarung blitzartig und punktgenau, „bete, dass jetzt das uns das passiert“, manchmal haben Menschen eine globale Offenbarung und erleben immer Gebetserhörungen wenn sie um bestimmte Dinge beten. Ihre Offenbarung der Liebe Gottes ist z.B. so gross, dass es ihnen immer gelingt im Gebet zu erwirken, dass andere diese Liebe auch erleben.

Wenn wir Gebet so angehen wird etwas ganz anderes daraus, als meistens unter Gebet verstanden wird. Gebet wird dann nicht mehr in erster Linie von uns und unseren Bedürfnissen her gedacht sondern von Gott und dem, was er tun will. Es ist ein Gebet, das erst einmal Gott sucht und dann betet, was der Vater zeigt und kein Gebet nach dem Muster „ich, mich, meiner, mir, Jesus segne diese vier.“ Dass solche Gebete mehr im Willen Gottes sind und erhörlicher sind als selbsüchtige versteht sich von selbst.
Gebet vom Glauben her zu besehen gibt uns aber auch einen Hinweis darauf, wie wir effektiver für unsere Bedürfnisse beten können: indem wir wieder auf Gott hören und unseren Glauben mit dem aufbauen, was Jesus für uns getan hat. Gebet kann auf einem hervorragenden Verheissungsboden stehen wenn wir Gottes Wort kennen und permanent in seiner Überführung leben.

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4 Kommentare

  1. >> Das Kriterium, das darüber entscheidet ob Gebete erhört werden oder nicht ist der Glaube.

    Ich dachte dass Gott darüber entscheidet, ob Gebete erhört werden oder nicht. Du hast zwar erläutert, dass Glaube notwendig ist (das stimmt), aber nicht welche Art von Glauben. Ist es Glauben, dass die Sache auch wirklich passiert – oder ist es Glauben (besser noch: Vertrauen), dass man die Sache in Gottes Hand legt?

    Glaube hat keine Macht. Gott hat Macht, Dinge durch unseren Glauben zu bewirken.

  2. das würde ich nicht unbedingt so sehen. gott erhört gebete, aber dass er entscheidet kann ich in der schrift nicht sehen. es gibt keinen grossen himmlischen schreibtisch auf dem alle gebetsanliegen landen und gott macht einen stempel „genehmigt“ darauf. dafür hat er prinzipien für erhörliches gebet gelehrt die wir befolgen können.
    man kann diese arten von glauben nicht trennen von denen du hier redest. aber wenn, dann redet markus 11 von dem glauben der weiss, dass das gebetete passiert.

  3. Ich denke in dem Moment in dem man anfängt den Glauben definitionsmässig zu sezieren entfernt man sich einerseits vom Glauben wobei man ihm vernunftmässig vielleicht näherkommt. Aber dieses näherkommen im Denken hat eigentlich nur den Sinn, unsere Individualvernunft so zu formen, dass sie uns nicht im Wege herumsteht, wenn es mal wieder so weit ist, wenn wir wieder IHM begegnen in unserem Leben. Denn diese Begegnungen sind so beschaffen, dass sie unsere Individualvernunft prüfen und uns im Glauben herausfordern. Wir wollen dann gern wissen, ob wir die Prüfung bestanden haben. Wir spüren, dass wir seelisch berührt wurden, seelisch gewachsen sind. Es wurde etwas heller in uns. Und genau solche Erfahrungen sind oft der Ansatz, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Das setzt aber vorraus, dass wir IHN als den Urheber erkennen. Und dann ist dieses Dranbleiben an der Sache im Gebet zugleich Ausdruck und Vorraussetzung unseres Glaubens, also seine Definition in der Tat.
    Glaube bedeutet, dass ich IHN immer wieder als den Urheber gesehen habe, sehe und sehen werde, auch Urheber meiner eigenen Reaktionen. Ich gehe also davon aus, dass Gott das Gesetz meiner Seele ist, die sich meines Körpers bedient, um zu handeln. ER ist es aber nur in dem Masse, in dem ich fähig bin, IHN im Leben wahrzunehmen, d.h. zu glauben. Gott kann also nur dann in mir und meinem Leben wirken, wenn ich glaube, dass er es tut. ER und nicht ich selbst. Das ist eine Formel des Glaubens, die alle gläubigen Menschen beachten.
    Jesus Christus ist neben allem, was er zufolge des Evangeliums verkörpert und auch tatsächlich ist, die stärkste lebendige Antithese zu Rene Descartes. Denn Jesus hätte wohl gesagt: Ich glaube, also bin ich. Und ich urteile genauso. Mein Verstand ist nicht etwa die Wurzel meines Seins, sondern vor allem eine potentielle Gefährdung für dasselbe. Seine eigentliche Rolle ist es, dem Glauben zu dienen. Erst wenn ich die Waffe des Geistes entschärft habe für mein eigenes Leben, wirkt sie in den Bahnen Gottes.

  4. herzlich willkommen, janno!

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