Manche Christen übertreiben das Gebieten. Ihre Offenbarung der Kraft Gottes ist so stark und sie sind so in dem Gedanken verwurzelt, dass sie zum herrschen geboren sind (Römer 5,17), dass sie nur noch zu Umständen sprechen und ihnen befehlen sich zu ändern. Vereinzelt erklären sie Gebet für veraltet und es erachten es als Glaubensferne Gott zu bitten. Wenn sie diese Theologie stark auf Markus 11,23 stützen so haben sie nicht weiter gelesen, denn der nächste Vers spricht gleich wieder von Gebet:

Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, daß ihr es empfangen habt, und es wird euch werden. (Markus 11,24)

Hier geht es klar darum zu bitten, Gott zu bitten. Wenn man mit einem allmächtigen Gott lebt halte ich es für die natürlichste und angebrachteste Reaktion auf einen Mangel oder Mißstand zu diesem Gott zu kommen und zu beten. Wenn Christen nicht mehr beten oder nicht mehr erleben, dass ihre Gebete erhört werden, dann ist etwas falsch. Jeder Christ sollte beten. Ein gutes Gebetsleben entspringt der Erkenntnis eines guten Gottes. Wenn Christen nur aus einer religiösen Pflichterfüllung oder Disziplin beten, dann haben sie nicht erkannt was es für ein grosses Vorrecht ist zu Gott kommen zu dürfen. Jesus ist dafür gestorben, dass wir dieses Privileg haben – in Ewigkeit. Gebet ist nichts anderes als gelebte Gottesbeziehung.
Einer der grössten Gebetskiller, vielleicht hänge ich mich noch weiter aus dem Fenster und sage: der grösste Gebetskiller, ist Erwartungslosigkeit. Hebräer 11,6 spricht davon, dass man wissen muss, dass Gott ein Belohner ist um ihn zu suchen. Wenn Christen über Jahre nicht erlebt haben, dass Gott ihre Gebete erhört, dann ist ihre Motivation zu beten irgendwann auf dem Nullpunkt angelangt und sie hören eventuell ganz auf zu beten.
Im Lichte unserer Stelle drängt sich da natürlich sofort eine Frage auf: „wie kann es überhaupt sein, dass es Christen gibt, die über Jahre keine Gebetserhörung erleben wenn Jesus doch sagt, dass wir alles bekommen worum wir beten und bitten?“

Das wäre eine gute Frage, wenn Jesus das gesagt hätte. Hat er aber nicht. Er sagte, dass wir alles bekommen was wir beten und bitten wenn wir es Glauben. Es gibt also eine Qualifikation für erhörliches Gebet und das ist der Glaube. Glaube ist eine Sache die sehr oft missverstanden wird, deshalb wenden wir uns dem Glauben später noch etwas detaillierter zu. Für jetzt möchte ich erst einmal feststellen, dass dieses Kriterium uns vor sehr viel Schaden bewahrt. Ich fürchte, dass es kaum ein grösseren Fluch gäbe als wenn jeder unserer Wünsche in Erfüllung gehen und jedes Gebet erhört werden würde. Ich weiss nicht einmal mit wie vielen falschen Frauen ich dann verheiratet wäre; ich hätte den falschen Job und wäre entweder Rockstar oder Professor, aber ganz bestimmt nicht in meiner Berufung. Wenn man mal den Frust über unerhörte Gebete beiseite schiebt wird wohl jeder feststellen, dass es zu unserem besten ist, dass nicht jedes Gebet erhört wird. Dann wären wir Gott, allmächtig, nur um den Thron wäre er noch höher als wir (Genesis 41,40).
Bei einer solchen Gebetstheologie denke ich immer an König Midas, der das Gold zu sehr liebte und der Sage nach von den Göttern die ersehnte Fähigkeit bekam dass alles, was er berührte zu Gold wurde. Die Gabe wurde sein schlimmster Alptraum…

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