An dieser Stelle verlassen wir die Predigerperspektive und begeben uns in die Perspektive, die jeder von uns einnehmen sollte: die des Hörers oder des Studierenden. Was würde von einem Schüler erwartet, der biblische Offenbarungslehre empfangen und geistlich daran wachsen will?

Ich möchte eine kleine Checkliste geben, die helfen kann auf dem Weg weiterzugehen.

1) das Ziel der Lehre ist Christusähnlichkeit

Es geht bei bliblischer Lehre niemals um reine Wissensvermittlung. Wer etwas mit dem Verstand begriffen hat und meint, jetzt fertig zu sein, der irrt. Das Ziel ist das Leben aus dem Geist – ein Leben, das durchdrungen ist von Gott und in Gott stattfindet. Dieses Leben kann man an seinen Auswirkungen erkennen. Ich möchte hier aber aktuell keine Erkennungsmerkmale bieten sondern es auf eine einfache subjektive Formel bringen[i]: „Du merkst es, wenn Du zu Christus hinwächst“. Wenn Lehre Dich auf Deinem Weg zu ihm weiterbringt, dann ist es gut. Wenn Du nach einer angemessenen Zeiteinheit mehr im Glauben lebst und zu Christus hingewachsen bist, dann bist Du auf einem guten Weg.

2) verstehen, was gemeint ist

Es scheint normal gewesen zu sein, dass Leute nicht verstanden haben, was Jesus mit seinen Gleichnissen gemeint hat. Auch wenn die Gleichnisse alltagstauglich waren und Jesus sich sicher sehr bemüht hat so zu lehren, dass die Zuhörer die Zusammenhänge des Reiches verstehen konnte, scheinen sie manchmal den Blick auf die hinter ihnen liegende Realität verstellt zu haben.

In solchen Fällen ist vermutlich die Lehre noch zu abstrakt oder umgekehrt so anschaulich, dass es schwer fällt die Abstraktion zu schaffen (was nur eine Spielart des Problems ist). In dem Fall sollte ein Hörer oder Leser des Wortes den Schritt gehen, den die Jünger in Matthäus 13,36 gegangen sind hin zu Jesus und fragen: Erkläre uns das Gleichnis (vom Unkraut auf dem Acker.)

3) erfahren, was gemeint ist

Dieser Schritt kann lange dauern. Es geht darum von einem intellektuellen Verständnis zu einer Erfahrung zu gelangen. Es liegen Welten dazwischen zu wissen dass Gott Dich liebt und zu erfahren dass er das tut.

Eine gute Faustregel wäre, dass Erfahrung da beginnt, wo Wissen von Emotionen begleitet wird. Eine Erfahrung des Evangeliums kann einen Menschen kaum kalt lassen.

Zu dieser Erfarung kann man nur durch Gottes Geist kommen. Der Weg dahin führt über geistliche Disziplin, über beten, Meditation, fasten, etc. Es ist oft ein weiter, für das Fleisch unangenehmer aber immer lohnender Weg.

4) Im Geist wandeln

Diesen Schritt kann ich noch nicht gut beschreiben. Ich weiss aber, dass je mehr wir in dem leben und wandeln (Galater 5,25) was wir von Gott erfahren haben, umso unabhängiger werden wir von der sichtbaren Welt. Die Realität des Reiches Gottes nimmt in dem Masse zu in dem wir bereit sind in der Erfahrung Gottes zu leben.

Wenn Du z.B. die Erfahrung gemacht hast, dass Anbetung ein riesiges Geschenk Gottes ist und Du konsequenterweise immer mehr in Anbetung lebst, wirst Du feststellen, dass Deine Realität sich ändert. Dir werden auf einmal Dinge real für die Du vorher keinen Blick hattest. Du wirst feststellen, dass gesteigerte Nähe zu Gott immer mehr dazu führt, dass Du Dinge weißt über die Du niemals reden könntest weil Du schlicht keine Worte dafür finden kannst. Das ist eine normale Folge davon in einem Geist-zu-Geist-Austausch mit Gott zu stehen.

In diesem Stadium wird Vertrauen (=Glaube) mehr gebaut als in jedem anderen Stadium denn Du lernst, Dich nicht auf Deinen Verstand zu verlassen sondern auf die subtile Führung des Geistes. Ab hier ist lernen nicht mehr in erster Linie kognitiv.

Ich weiss nicht wie vollständig diese Liste ist. Vielleicht kommen im Laufe der Zeit noch einige Punkte hinzu.


[i] Es ist verständlich, dass Menschen Vorbehalte haben gegenüber subjektive Formeln. Ich finde es aber in der Welt des Geistes geradezu gefährlich, und meistens unredlich, objektive Kriterien bieten zu wollen weil die Nachfolge niemals objektiv sein kann. Es ist ein Mensch und damit ein Subjekt, das Christus nachfolgt. Damit sind „Erfolge“ in der Nachfolge auch subjektiv – sie sehen bei dem einen anders aus als bei dem anderen; je nachdem wie der Herr einen Menschen führt.

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4 Kommentare

  1. Interessante Reihe, storch!
    Eine Frage: Aus welchem Werk Piagets entnimmst du deine Gedanken bzw. welche Bücher von ihm hast du gelesen?

    Gruß,
    Patrick

  2. hab nix von ihm selbst gelesen. nur hier und da mal was über die entwicklungsstufen. das ist ja auch das einzige, was in der reihe von ihm ist.

  3. haha.. storch du bist echt krass… ich bin froh wenn ich in der uni nicht so viel von piaget hören muss und dann geh ich auf deine seite und seh ne ganze serie hehe….. 🙂

  4. der bender… alle halbe jahre mal wieder auf blogtour. ich hoffe, es geht dir gut mein lieber!

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