12. Juni 2007 3

2.Korinther 5,7

Heinz von Förster hat einmal den Nachweis erbracht (über den ich nichts sonst weiss und den ich auch gerade nicht zitatmässig nachweisen kann) dass es möglich ist in einer Welt sinnvoll und zweckgerichtet zu operieren die man nicht ganz so wahrnimmt wie sie ist. Dieser Nachweis war für die Anhänger des radikalen Konstruktivismus wichtig, denn der musste sich die Frage vorwerfen lassen wieso man sinnvoll in einer Welt agieren können sollte die nicht mit der eigenen Wahrnehmung kongruent ist.

Wie immer interessiert mich das alles nur insofern als es mich weiter im Glauben bringt. 2.Korinther 5,7 drückt ein interessantes Dilemma aus: denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen (Elbi). Wir wandeln also in einer Welt die wir nicht sehen (lies: mit unseren Sinnen wahrnehmen können). So ist Gottes Welt, sie verschliesst sich unserem sehen, hören, fühlen, riechen und tasten und selbst weitgehend unserem denken. Dennoch ist es möglich in ihr zurecht zu kommen – im Glauben durch den Geist.
Försters Beweis kann also übertragen werden. Wenn wir als Menschen ohnehin in einer Welt leben die anders ist als wir sie erkennen und diese Erkenntnis ohnehin auf jede nur mögliche Welt zutrifft, dann ist es nur logisch anzunehmen dass wir in Gottes Welt tatsächlich wandeln können ohne sie exakt zu verstehen. Hochinteressant!

Da habe ich mir gleich mal einen noch ungelesenen Foerster aus dem Regal gezogen und freue ich mich auf die Lektüre!

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3 Kommentare

  1. Mir fiel da direkt was zu ein:


    YOU are the way, the truth and the life.
    We live by faith and NOT BY SIGHT FOR YOU

    (aus dem Lied „One way“ von Jonathan Douglass/ Joel Houston)

  2. hallo sstorch,
    ich finde es eher hochgefährlich, konstruktivistische thesen auf den glauben zu übertragen. es ist von großer bedeutung die welt in der wir leben als eine welt zu denken, die in einer gewissen bandbreite allen menschen zugänglich und erfahrbar ist. gott hat die welt sinnvoll und erfahrbar geschaffen, auch damit wir von der schöpfung auf den schöpfer schließen können (vgl. Römer 1,20). ohne diese prämissen wäre keine moderne naturwissenschaft möglich gewesen, Isaac Newton z.B. bezieht sich immer wieder darauf. auch aus soteriologischen gründen ist eine gewisse skepsis gegenüber dem konstruktivismus (auch in der abgeschwächten variante Försters) geboten. gäbe es nichts als viele konstruierte Welten, gäbe es keine objektive Wahrheit. Jesus ist aber die göttlich geoffenbarte, außermenschliche Wahrheit, die jedes Konstrukt durchbrechen kann.

  3. hi frank,
    so gesehen hast du natürlich recht. allerdings beschreibst du keinen konstruktivismus sondern eher solipsismus. der konstruktivismus geht ja gerade davon aus dass es eine realität gibt (die im theologischen sinne auch objektiv = gott ist), dass wir diese realität aber nicht exakt so wahrnehmen wie sie ist sondern unser gehirn eine eigene realität „konstruiert“.
    diese realität ist nicht unabhängig von der aussenwirklichkeit (ausser vielleicht bei komplett wahnsinnigen).
    so verstanden halte ich den k. immer noch für die weiseste erkenntnistheorie. in der theologie gibt er uns die demutzu wissen, dass unsere wahrnehmung nicht 100%ig korrekt ist – der eckstein um sich zu verändern und mit andersdenkenden im gespräch zu bleiben.

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