15. Dezember 2006 6

Kirchengeschichte

In der Schule war Geschichte nicht eben mein Lieblingsfach. Es kann am Lehrer gelegen haben, aber es ist wenig mehr hängengeblieben als dass es mal ein drittes Reich und eine Weltmacht namens Rom gegeben hat – nicht allzuviel wenn man bedenkt, dass ich Jahre im Geschichtsunterricht zugebracht habe.
Damals fehlte mir auch der Sinn für die Historie, irgendwie ist es mir nie nachvollziehbar gewesen, dass damals Menschen gelebt, gearbeitet, gelitten und gekämpft haben; es waren immer nur Zahlen (die ich mir nicht merken konnte), Namen (die ich mir nicht merken wollte), Orte (die ich mir nicht vorstellen konnte) und Ereignisse (die mich nicht interessierten).
Das hat sich erst lange später geändert als mir klar wurde wie eng die Beziehungen zwischen der Philosophie einer Zeit und ihrer Politik sind. Auf einmal sah ich Menschen (die mich interessierten) in einem System leben dass sie verändern wollten. Ich sah intellektuelle Redlichkeit, Gemeinheit und alles andere was zum Menschsein so notwendig dazugehört. Vielleicht ist es das, was „die Geschichte lebendig werden lässt“.
Mittlerweile bin ich begeistert von der Kirchengeschichte. Wobei ich nicht das meine, was normalerweise mit dem Begriff gemeint ist. Mich interessieren weniger die Luthers, Calvins und Augustinusse (wiewohl ich auch die super finde). Ich interessiere mich mehr für Erweckungsgeschichte. Was ist geschehen in den grossen geistlichen Aufbrüchen, die durch die Jahrhunderte stattfanden? Wie kam es dazu und wie haben die Menschen gelebt und geglaubt die Gottes Initialzünder waren? Natürlich habe ich „Gottes Generäle“ gelesen, und viele andere Bücher zum Thema und ich suche immer neue. Ich suche in der Geschichte nach Tipps und Warnungen – wie kam es, dass Gott durch manchen so heftig wirken konnte und warum sind manche Aufbrüche so kläglich gescheitert?
Ich denke, dass wenigstens ein oberflächliches Studium der christlichen Glaubensgeschichte für jeden ein Muss sein sollte. Vieles wird in die richtige Perspektive gerückt: die Fehler, die wir machen sind nicht neu; das, was wir erleben und was uns neu vorkommt, war einmal da; Gottes Reich hat nicht mit uns angefangen und es wird auch nicht mit uns enden. Eine solche Beschäftigung mit der Vergangenheit gibt Rat und mahnt zur Demut – beides kann jeder Christ gebrauchen.

Eigentlich bin ich zu diesem Post durch ein Zitat gekommen, das mir öfters durch den Kopf geht. Es wird dem amerikanischen Philosophen George Santayana zugeschrieben: „Those who refuse to remember the past are condemned to repeat it.“
Die Geschichte kann uns vieles lehren und es ist eine schreckliche Sache wenn wir nicht zuhören und uns die Fehler und Erfolge anderer nicht weiterbringen. Wie kann die Menschheit vorankommen wenn sie nicht das Erbe annimmt, das ihr die Vergangenheit vermacht?

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6 Kommentare

  1. Hey, ich teile diese passion mit dir. Hast du Bücher, die du empfehlen würdest?

    Gruß
    Danny

  2. Da mag ich Dir nur beistimmen. Allerdings finde ich die (Kirchen-)geschichte nicht nur deswegen wichtig, weil wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen können, sondern vor allem indem sie, als eine ‚Geschichte der Gegenwart‘ (Foucault), uns dabei hilft zu verstehen, wer wir heute sind, d.h. zu begreifen inwiefern wir in unserem Denken, Wahrnehmen und Handeln durch Geschichte und Kultur geprägt und begrenzt sind. Denn dieses Verstehen ist notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung dafür, diese Grenzen zu sprengen…
    Verständlich was ich meine?

  3. jau, verstehe ich. und recht hast du auch.

    @ danny: kirchengeschichte oder erweckung?

  4. Erweckungsgeschichte interressiert mich auch sehr. Hab mir jetzt „“The Awakening in Wales: A First-Hand Account of the Welsh Revival of 1904 “ bestellt.
    Interessant ist auch die Lebensgeschichte von Rees Howells (gibts beim Herold-Verlag für ´n paar Euro) – der hat die Waliser Erweckung miterlebt ist aber dann nicht steckengeblieben wie viele, sondern weitergegangen und hat er erstaunliche Erfahrungen mit Gott gemacht. Da ist die Christenheit heute meilenweit entfernt von – hab ich so das Gefühl. Ich leider auch…

  5. Ich fande folgende Bücher sehr überblicksgebend und empfehlenswert:
    — The Story of Christian Theology: Twenty Centuries of Tradition & Reform by Roger E. Olson (Geschichtilche Entwicklung der Theologie)
    — A History of Christian Missions: Second Edition (Hist of the Church) by Stephen Neill and Owen Chadwick (Geschichtliche Entwicklung der Mission)
    — Soul Friend: New Revised Edition by Kenneth Leech (Geschichtliche Entwicklung von Seelsorge und geistlicher Begleitung)
    — A Concise History of the Christian World Mission: A Panoramic View of Missions from Pentecost to the Present by J. Herbert Kane (wieder Mission)

  6. Gibts auch Bücher über die die deutsche Kirchengeschichte (mit)behandeln ?

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