03. November 2006 11

Sack Zement

Neulich postete fono unter anderem über Sakramente. Das ist ein Thema zu dem ich noch nie gepostet habe, für das ich aber gelegentlich dennoch kritisiert wurde. Von daher vermute ich fast, dass dieser Post etwas kontrovers aufgefasst werden wird; macht ja nichts, wir diskutieren hier ja auch gerne mal ein bischen.
Um es gleich zu Anfang platt zu sagen: ich glaube nicht an Sakramente, zumindest nicht im Sinne einer Handlung, die einfach durch ihre Ausführung Kraft hat. Ich glaube nicht einmal an eine Handlung die Kraft hat, weil sie eine Amtsperson (wie ein Priester) ausübt. In meiner Theologie ist kein Platz für etwas, das ex opere operato, durch die Handlung, wirkt.
Alles, was im Glauben funktioniert funktioniert eben nur durch den Glauben. Dabei ist es egal, ob es Abendmahl, Hochzeit, Krankensalbung, Ordination oder Taufe ist (ich glaube, die Liste ist im katholischen Sinne unvollständig). Nichts wirkt nur so.
All das sind Symbolhandlungen, die in dem Moment wirksam werden in dem sich Glauben mit ihnen verbindet, die aber ansonsten nur Symbole sind. Dabei ist es bei manchen Handlungen unwichtig, wer den Glauben investiert, bei anderen nicht. Bei Krankensalbung nach Jakobus 5 reicht es sicherlich, wenn der salbende Älteste glaubt. Bei Taufe muss es schon der Täufling selber sein, der Glauben hat. (und: ja, das ist ein Seitenhieb gegen die Kindertaufe!).
Überdeutlich wird das Prinzip beim Abendmahl. Warum sind so viele schwach und krank (1.Korinther 11,30)? Weil sie den (gebrochenen) Leib des Herrn nicht recht beurteilt haben (11,29). Schwäche in der Gemeinde hat nichts mit einer Verletzung der Heiligkeit des Herrenmahls zu tun, es hat mit der persönlichen Einstellung des Einzelnen gegenüber dem Opfer Jesu zu tun (vgl. Jesaja 53,3ff). Diese Einstellung zeigt sich im Glauben oder Nicht-Glauben, nicht in der Teilnahme an einem Ritual.
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11 Kommentare

  1. Die Unsitte in der korinthischen Gemeinde war doch, dass die Reichen ausgelassen gefeiert haben und besoffen waren, während die Armen hungerten (V. 21-22). Darauf bezieht sich Paulus in V. 29. Es geht um den ganz realen Leib des Herrn – die Gemeindeglieder und die Liebe füreinander.

  2. >All das sind Symbolhandlungen, die in dem Moment wirksam werden in dem sich Glauben mit ihnen verbindet

    Ist es nicht inkonsequent wenn bei der Krankensalbung der Ausführende, bei der Taufe wiederum der Empfangende glauben muß? Oder siehst du den Täufling ebenfalls als den Ausführenden? In diesem Fall könnte sich dann aber jede/r selbst taufen, da der Person, die den Täufling untertaucht (ihr macht es doch bestimmt so?!) keinerlei Funktion zukommt. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

  3. friede sei mit diesem blog. – ich möchte anregen, statt „symbol“ den begriff „zeichen“ zu verwenden. denn meist benutzen wir das wort symbol in dem sinne wie z.b. in deinem eintrag als etwas äusserliches, das gegebenenfalls austauschbar ist. bei einem echten symbol jedoch gibt es eine enge verbindung zwischen dem zeichen und dem bezeichneten.

  4. hallo fono und beisasse,
    herzlich willkommen in dieser komplexen schönheit!

    fono, du hast das richtig verstanden, aber es ist nicht unlogisch. im prinzip denke ich, dass krankenheilungen notlösungen sind. wunder sind nie das, was gott am liebsten tut, sie sind nur in der not eben nötig. was gott eigentlich will ist, dass wir in göttlicher gesundheit und ganz allgemein in seinem segen leben. hätten alle genug glauben und gottesintimität dafür bräuchten wir keine krankensalbungen.
    deshalb gehe ich davon aus, dass im konkreten falle der glauben des heilenden die wirkung zeigt, nicht der des heilungempfangenden. dennoch ist in den meisten fällen ein gewisses mass an glauben auch bei dem wichtig, der geheilt werden soll.

    die taufe könnte man eher nicht alleine vollziehen weil sie ein öffentliches symbol (oder zeichen, ich benutze beide begriffe synonym beisasse) dafür ist, dass jemand christ geworden ist. sicherlich ist der täufer bei der sache von keiner grösseren bedeutung, aber da das biblische modell eben einen vorsieht, haben wir auch einen.
    es stimmt, dass wir durch untertauchen taufen, am liebsten draussen, manchmal aber auch in der badewanne.

    @ beisasse: gerade bei der taufe (aber auch bei heilung) sehe ich wenig inneren zusammenhang zwischen der handlung und dem bezeugten. möglicherweise verstehe ich dich auch falsch, aber der unterschied zwischen „symbol“ und „zeichen“ ist mir noch immer unklar.

  5. ich glaube, dass du da deine meinung sicher ändern wirst, denn sie scheint mir nicht konsequent. überleg mal (unabhängig von fonos anmerkungen, die in die selbe richtung gehen), was dass für konsequenzen auch für ehe etc. hat. wenn sich jeder selber verheiraten kann etc etc.
    um bei diesem bsp. zu bleiben: der fakt, dass die form, das symbol ehe(schließung), eine wesentlich höhere gewährleistung bietet, das zwei menschen ein leben lnag miteinander eben dieses leben teilen, zeigt, doch, dass bestimmte formen und zeichen, den inhalt besser lebendig halten, als andere (keine) formen.
    auch die gültigkeit einer strassenbahnkarte ist ja nicht vom glauben einer person abhängig.
    es geht beim sakramentsverständnis ja auch nicht um leere zeichenmalerei, sondern eben darum, dass bestimmte handlungen und zeichen, gottes antwort auf die frage des glaubenden vermitteln, wie es ohne diese handlung nicht geschehen wäre.

  6. ich finde, dass gerade die ehe meine these absolut stützt. wenn die ehe an sich (als lebensbund vor gott) für ein paar nichts heiliges ist, dann hält sie die zeremonie nicht zusammen. das lässt sich ohne weiteres statistisch belegen.
    die eheschliessung hat keine kraft über den bund des paares hinaus. wer nicht mehr an die ehe glaubt der lässt sich scheiden, symbolhandlung hin oder her.
    auf der anderen seite gibt es genug monogame lebensgemeinschften die ohne ritus ein leben lang zusammen bleiben. ob da jemand von einem priester oder sich selbst getraut wurde ist doch erst mal egal, das ritual ist sicher nichts was den bund zusammen hält.

    gottes antwort auf jede frage des glaubenden ist das kreuz, nicht eine menschliche zeichenhandlung. wenn menschen die antwort gottes auf eine glaubensfrage vermitteln könnten wäre das eine echte katastrophe, dann wäre ja gottes antwort in unserer verfügungsgewalt. das kommt selbst mir häretisch vor! da gebe ich dann den vorwurf der inkonsequenz zurück (oder würdest du sagen, dass göttliche dinge in menschlicher verfügungsgewalt liegen?)
    dennoch ist es keine leere zeichenhandlung wenn sie auf jesus hinweist und derjenige der die handlung empfängt sie im glauben empfängt.

    hier liegt sicherlich einer meiner grössten kritikpunkte an den grosskirchen. ich halte die vorstellung von sakralen handlungen, die gott zu einem handeln zwingen für nahezu blasphemisch.

  7. nur kurz: ein zeichen ist es, wenn es sagt: „guckt bitte dorthin!“ (auf das, worauf das zeichen weisen will.)

    ein symbol sagt: „wenn ihr mich seht / berührt / esst, dann kommt ihr mit dem in kontakt, was ich repräsentiere.“

    ein zeichen „steht für“ etwas. es funktioniert wie ein verkehrszeichen.

    ein symbol tut das auch, aber darüber hinaus vermittelt es den kontakt mit dem, was es repräsentiert.

    – danke für die willkommensgrüsse.

  8. @markus
    >auch die gültigkeit einer strassenbahnkarte ist ja nicht vom glauben einer person abhängig.

    Interessanter Vergleich. Denn genau dieser Umstand macht es möglich, daß selbst ein ungläubig gewordener Priester eine gültige Eucharistie spenden kann. Ansonsten müßte man sich bei jedem Gang zu Kommunion erst über den Glauben des Priesters informieren. Das driftet jetzt zwar in in katholische Sakramentenlehre ab, aber ich bin sicher daß alle Sakramente ineinander greifen, auch wenn ich den Sinn der Sakramente in ihrem vollem Umfang noch nicht verstanden habe.

    @storch
    hätten alle genug glauben und gottesintimität dafür bräuchten wir keine krankensalbungen.

    Nur für mein Verständnis: Heißt das du glaubst, daß wenn alle nur genug und richtigen Glauben hätten niemand krank würde oder daß wir dann alles per Wunder heilen könnten?

    >ich halte die vorstellung von sakralen handlungen, die gott zu einem handeln zwingen für nahezu blasphemisch.

    So sind die Sakramente meiner Meinung nach auch nicht ausgelegt. Bei Taufe, Beichte und Eucharistie muß sich auch der Empfangende auf das Sakrament einlassen, damit es Früchte tragen kann.

  9. nochmal zum thema ehe: statistisch belegt ist es eben NICHT so, dass ehe und nicht-ehen eine gleichhohe wahrscheinlichkeit für eine lebenslange beziehung bieten. natürlich gibt es auch leute, die nicht heiraten und bis sie sterben zusammen sind. das sind aber nur wenige prozente (unter 5 sogar, wie ich glaube). bei geschlossenen ehen sind es über 70%!
    natürlich braucht es mehr als das ritual der „eheschließung“ bzw. den „schein“, das sakrament. allerdings hilft es in zeiten, wo diese „mehr“ nicht da ist, diese zeiten zu überleben.
    aber das ist ja nur ein nebenpunkt.
    wenn mein glaube die voraussetzung wäre, rückt der glaube an den platz eines werkes. ich „leiste“ meinen glauben, damit dies oder jenes passiert. biblisch gesehen, geht es aber nicht um diese art „glauben“, sondern um ein beziehungsorientiertes vertrauen, was ja eben sagt: obwohl ich nicht immer glauben kann, vertraue ich, dass gott trotzdem kann. hilf meinem unglauben. diese schwerpunkt verschiebung des glaubens weg von „vertrauen“ zum glauben als meine leistung ist alles andere als jesusmäßig. und das ist der punkt, wo ich mich eben auf sachen verlassen kann, die gott leistet und spendet, eben auch in sakramenten, z.b. dem der ehe. weil ich eben keine ehe auf die reihe bekomme, vertraue und hoffe ich auf gottes spende dieser ehe als göttliche wirklichkeit, die ich und andrea dann eben ausfüllen und erobern wollen. doch ist diese göttliche wirklichkeit so oder so vorhanden. ähnlich sehe ich es mit der eucharistie.
    spricht paulus nicht eben das an, dass man nicht bereit ist in diese göttliche geschenkte wirklichkeit einzusteigen und deswegen unwürdig dafür ist? der umstand in korinth deutet ja an, dass man eben nicht nur ein „symbol“ oder ritual verletzt, sondern die dahinter liegende wirklichkeit.

  10. @ markus:
    das ist auch nicht meine definition des glaubens. wenn glaube leistung ist, dann ist es seelischer glaube, ein intellektuelles überzeugtsein, ein kopfmässiges abhaken und autosuggerieren. damit habe ich nichts gemein.
    glaube entspringt nicht der seele sondern der beziehung zu jesus. aus der beziehung kommt das vertrauen das letztlich dazu führt, dass die symbole (oder zeichen?, keine ahnung) bedeutung bekommen. dieses bedeutung ist es, die alles ausmacht.
    leider ist deine zahl etwas optimistisch, 2003 lag die scheidungsrate in deutschland bei 53%! der index ist etwas ungenau, aber man kann wohl sagen, dass etwa jede zweite ehe geschieden wird. bei christlichen ehen (gemeinsamer glaube, gemeinde, gebet) liegt die scheidungsrate erheblich niedriger (leider habe ich keine zahlen). das zeigt meiner ansicht nach deutlich, dass das ritual keinen zusammenhält, der glaube schon.

    @ fono:
    ich würde gerne in das thema „heilung“ nicht zu weit einsteigen. deshalb nur soviel, dass ich nicht glaube, dass gott will, dass wir krank sind und ich glaube, dass unser glaube tatsächlich etwas mit gesundheit zu tun hat. alles weitere, wenn es dich wirklich interessiert per mail.
    ob ein priester gläubig ist oder nicht ist für mich egal, ich fülle ja die eucharistie durch meinen glauben mit bedeutung. da hat der priester nichts mit zu tun. (ich habe aber auch noch nie an einem kathol. abendmahl teilgenommen). wenn du schreibst „Bei Taufe, Beichte und Eucharistie muß sich auch der Empfangende auf das Sakrament einlassen, damit es Früchte tragen kann.“ dann sind wir ja nah beieinander, zumindest bei taufe und abendmahl, da wäre es der glaube, durch den sich derjenige auf die sakramente einlässt. beichte weiss ich nicht, die kommt bei mir inform von seelsorge vor und hat nichts sakramentales an sich.
    dennoch empfinde ich, dass wir eigentlich himmelweit auseinander sind. kann damit zu tun haben, dass ich spez. über taufe sehr viele katho. texte gelesen habe und ich den gedanken daran, dass ein priester per taufe heil spenden können soll, natürlich unerträglich finde.

  11. @storch
    >dennoch empfinde ich, dass wir eigentlich himmelweit auseinander sind

    Wie sollte es anders sein? Katholiken haben 7 Sakramente, für die bis auf die Ehe (spendet man sich gegenseitig) ein geweihter Priester notwendig ist. Das kollidiert mit deinem Verständnis von Priestertum und deiner unterschiedlichen Sicht von Sakramenten.

    >den gedanken daran, dass ein priester per taufe heil spenden können soll

    Wenn ich denn meinen Katechismus richtig verstanden habe, ist die Taufe aus unserer Sicht zwar heilsnotwendig aber es nicht der Priester der das Heil spendet. Unter besonderen Umständen kann auch eine nichtgeweihte Person, ja sogar eine Nichtgeweihte jemanden gültig taufen. Der KKK schreibt blumig das wir durch die Taufe mit dem unauslöschlichem Siegel Jesu gezeichnet werden, doch das alleine macht noch nicht das Heil aus. Hier liegt es wieder an jedem einzelnen, ob diese Gnade genutzt wird oder ab man sie ausschlägt.

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