31. Oktober 2006 6

still sein

Als sie hörten, daß er in hebräischer Sprache zu ihnen redete, waren sie noch ruhiger. (Apostelgeschichte 22,2 nach der Einheitsübersetzung)
„Noch ruhiger werden“ bezeichnet eine innere Einstellung die sich äusserlich zeigt. Es ist das griechische Wort „häsuchia“, still werden. Netterweise hat Haos neulich erst einen Artikel über Ruhe verfasst, meine Gedanken gehen heute zwar in eine grundlegend andere Richtung, dennoch empfehle ich, den Artikel einmal zu lesen. Mir fällt auf, dass diese Ruhe in vielen Gottesdiensten fehlt. In manchen Gemeinden mag das offensichtlicher sein als in anderen; in einigen wird offen geschwatzt, in anderen sitzt man zwar schweigend da, beweist aber durch den häufgen Blick auf die Uhr mentale Abwesenheit. Ob ma nun mit den Gedanken bei seinem Gesprächspartner ist oder beim Braten, der gleich aufs köstlichste kredenzt werden soll, ist erst einmal egal. Der zweit Fall stört weniger als der erste, aber beide zeugen von einer Unterversorgung mit häsuchia.
„Ruhig werden“ bedeutet mir die Umsetzung eines alttestamentlichen Wortes, da will einer hören wie ein Jünger hört (1.Samuel 3) – wie einer, der es sich schlicht nicht leisten kann, ein Wort von dem zu versäumen was der Herr sagen will. Unsere Gottesdiensthaltung zeigt nicht selten den Grund für unsere allzu offensichtliche Oberflächlichkeit. Nachdem wir schin die ganze Woche wenig mit Jesus gemachtund noch weniger Zeit mit seinem Geist verbracht haben, denken wir, dass wir das auch im Gottesdienst noch fortsetzen könnten. Können wir auch, nur gereicht es uns zum Schaden. Um es mal wieder etwas hart zu formulieren: es sind meistens Ignoranz und Arroganz die uns abhalten mit Gott in grössere Tiefen zu kommen. Ignoranz gegenüber seinem Wort und Quellen geistlicher Auferbauung und die Arroganz schon alles zu wissen und gehört zu haben.
Gerade hier liegt ja ein enormes Hindernis geistlichen Wachstums und Tiefgangs, in dem Denken dass es genügt etwas gehört zu haben. Es reicht nicht, Gott muss uns verändern. Wenn ich glaube, dass Jesu Worte „Geist und Leben“sind (Johannes 6,63), dann kann ich es mir nicht leisten eines dieser Worte zu verpassen. Ich will es mir nicht leisten das Leben, das in jedem dieser Worte liegt, nicht bis zu tiefsten auszusaugen.
Manche Bibeltexte habe ich wohl hundert mal gelesen und gebetet bis ich wirklich am Boden dessen angekommen bin was der Geist sagen wollte. In diesem Sinne ermutige ich uns alle zu einem hörenderen, stilleren Lebensstil, der alles von Gott will, was er geben kann. Lasst uns nicht die wohlfeilen Gelegenheiten unbeachtet lassen, die der Herr in unser Leben legt. Steh Dir nicht selbst im Weg!

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6 Kommentare

  1. Das Thema Ruhe macht mich immer ganz unruhig. Weil ich sie nicht hab und so zerfusselt bin. Ich kann allem zustimmen, was da über Ruhe steht und über Stille. Aber am Sein haperts. Man müsste Gedanken parken können. Aber so jagen sie durch einen durch, wie auf einer Großstadtkreuzung. Schlimmstenfalls sind auch noch die Ampeln ausgefallen. Dann is alles vorbei, dann knallts auch noch.
    Ein Bibeltext will vielleicht zu mir reden aber da stehen die anderen alle dahinter und drängeln und hupen. Bestimmt nicht die Texte, sondern meine Gedanken dazu.

    Fussel-Chaos-Trülo

  2. Saufen Lotte, dann verlangsamen sich die Gedanken ganz von alleine! 😉 *andienasepackweilwegenzurschwätzerkategoriegehörend*

  3. Oh ja, das könnt ich mal probieren. Ich mags aber nicht, wenn ich dann 2 Monde seh… und die seh ich dann. Was is, wenn sich dann die Gedanken auch verdoppeln? Owagga.

  4. @trülo
    habe verschiedene Strategien entdeckt, vielleicht kannste davon ja was brauchen
    -stelle die Gedankengebäude unter den Gehorsam Jesu Christi oder das Blut Jesu (Blut Jesu hilft bei mir immer)
    -bei weitreicherenden Entscheidungen faste ich mal ´ne zeitlang, die Achterbahngedanken beugen sich dann gerne der Abstinenz des Körpers
    -suche mir eine strukturierte Tätigkeit, wie stricken, abspülen (hasse ich zwar) um die Gedanken mal laufen zu lassen, damit ich mal bewusst wahrnehme was in meiner Seele so abgeht
    -sollten Sorgen oder Befürchtungen dabei sein, werden die, sobald als solche identifiziert sind, unters Kreuz geschmissen, zuständigkeitshalber
    -auf der „soaking“- Seite von Haso empfohlener link, stand, dass die Gedanken, die nicht zu Gott hinführen auf ein Blatt geschrieben werden sollen(habe ich selber noch nicht ausprobiert), wär ich mutmaßlich zu unruhig dafür
    Es gibt bestimmt noch eine Menge anderer Möglichkeiten
    ruhig vor Gott zu werden, denn das ist der beste Platz auf der Welt, da lohnt sich echt jede Bemühung
    Auf geht´s!

  5. @trümmerlotte
    Ich hab mal gelesen , es würde helfen die Gedanken niht zu verdrängen sondern zu Ende zu denken. Also nicht endlos denken sondern bewusst die anderen Gedanken zum Ende führen.
    Das ist sicher nicht einfach, aber es hat auch nie jemand gesagt es wäre einfach.

    zum Post :
    Ic h wünsche mir zur Zeit nichts mehr als Ruhe in den Gottesdiensten. Ruhe ist da natürlich nicht das Fehlen von Geräuschen sondern ein zur Ruhe kommen. Das kann auch mit netter Hintergrundmusik passieren.

    Vermutlich gibt es das nicht weil der heutige Durchschnittsmensch oder zumindest ein Großteil der Besucher Ruhe verabscheut oder gerne vermeidet

  6. hallo masp,
    willkommen hier!

    trülo: ich mache sehr gute erfahrungen mit sprachenbeten. da ja beim beten in einer sprache das denken sozusagen umgangen wird (der verstand bleibt fruchtleer, wie paulus sagt), ist das eine gute möglichkeit zeit mit gott zu verbringen wenn die birne voll ist. irgendwann sind dann auch die gedanken fort.

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