29. September 2006 3

Bonhoeffer über Meditation

Dieses Zitat aus „gemeinsam leben“ ist einfach zu schön um es Euch vorzuenthalten.

Die Meditationszeit lässt uns nicht in die Leere und den Abgrund des Alleinseins versinken, sondern sie lässt uns allein mit dem Wort. Damit gibt sie uns festen Grund, auf dem wir stehen, und klare Wegweisung für die Schritte, die wir zu tun haben.
(…Wir) halten uns in der Schriftmeditation an einen kurzen ausgewählten Text, der möglicherweise eine ganze Woche hindurch nicht wechselt. Werden wir durch das gemeinsame Schriftlesen mehr in die Weite und das Ganze der Heiligen Schrift geführt, so hier in die unergründliche Tiefe jedes einzelnen Satzes und Wortes. Beides ist gleich notwendig, „auf dass ihr begreifen möget mit allen Heiligen, was da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe“ (Eph. 3,18). Wir lesen in der Meditation den uns gegebenen Text auf die Verheissung hin, dass er uns ganz persönlich für den heutigen Tag und für unsern Christenstand etwas zu sagen habe, dass es nicht nur Gottes Wort für die Gemeinde, sondern auch Gottes Wort für mich persönlich ist. Wir setzen uns dem einzelnen Satz und Wort so lange aus, bis wir persönlich von ihm betroffen sind. Damit tun wir nichts anderes, als was der schlichteste, ungelehrteste Christ täglich tut, wir lesen Gottes Wort als Gottes Wort für uns. Wir fragen also nicht, was dieser Text andern Menschen zu sagen habe, für uns Prediger heisst das, wir fragen nicht, was wir über den Text predigen oder unterrichten würden, sondern was er uns selbst ganz persöblich zu sagen hat. Dass wir dazu den Text erst einmal seinem Inhalt nach verstanden haben müssen, ist gewiss, aber wir treiben hier nicht Textauslegung , nicht Predigtvorbereitung, nicht Bibelstudium irgendwelcher Art, sondern wir warten auf Gottes Wort an uns. Es ist kein leeres Warten, sondern ein Warten auf klare Verheissung hin. Oft sind wir so belastet und überhäuft mit andern Gedanken und Bildern, Sorgen, dass es lange dauert, ehe Gottes Wort das alles beiseite geräumt hat und zu uns durchdringt. Aber es kommt gewiss. so gewiss Gott selbst zu den Menschen gekommen ist und wiederkommen will. Eben darum werden wir unsere Meditation mit dem Gebet beginnen, Gott wolle seinen Heiligen Geist durch sein Wort zu uns sennden und uns sein Wort offenbaren und uns erleuchten.
Es ist nicht nötig, dass wir in der Meditation durch den ganzen Text hindurch kommen. Oft werden wir bei einem einzigen Satz oder gar bei einem Wort stehen bleiben müssen, weil wir von ihm festgehalten werden, gestellt sind und nicht mehr ausweichen können. Genügt nicht oft das Wort „Vater“, „Liebe“, „Barmherzigkeit“, „Kreuz“, „Heiligung“, „Auferstehung“, um unsere kurze Meditationszeit überreichlich auszufüllen? (Seiten 70 und 71)

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3 Kommentare

  1. Lustig, dass Buch hatten wir mal im Konfiunterricht und ich fand es damals echt schnarchig. Hab es neulich beim Umzugskartonspacken mal wieder in den Händen gehalten. Scheint sich ja doch zu lohnen, vielleicht für den nächsten Urlaub???

  2. na ja, bonni ist nicht unbedingt der kurzweiligste unter den schreibern und er hat das gute stück unter extremen zeitdruck geschrieben. also erwarte nichts lustiges, eher etwas tiefes, zuweilen auch absurdes.

  3. Und wieder mal „Bonhoeffer“ (…)

    Von guten Mächten wunderbar geborgen,

    Erwarten wir getrost was kommen mag,

    Gott ist mit uns am abend und am morgen,

    und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

    *sing*

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