19. August 2006 31

Krankheit als Funktion 1

Im Folgenden kommt eine mehrteilige Reihe über Matthäus 12,43-45. In diesem ersten Teil geht es noch nicht wirklich um den Vers, deswegen zitiere ich ihn auch noch nicht. Das Thema, das mich beschäftigt ist „Krankheit als Funktion“. Ich glaube, dass Krankheiten und speziell seelische Krankheiten eine bestimmte Funktion für den Menschen erfüllen, der sie hat. Deswegen ist es oft schwer, etwas gegen diese Krankheiten zu unternehmen, denn der Kranke ist gespalten – der Wille zur Gesundung ist zwar da, ist aber nicht unbedingt. Vielfach würde der Leidende lieber besser mit der Krankheit klarkommen als sie ganz loszuwerden.
Mit diesem Prinzip habe ich mich schon in einem früheren Post beschäftigt; dort heisst es:

ein paar tage frei machen, den ganzen tag im schlafanzug rumlaufen, gammeln, fernsehen, betüddelt werden, das kann richtig spass machen. das problem ist eher, wenn man zu krank ist und es körperlich einfach zu scheisse ist, aber ein bischen passt schon.

Tatsache ist, dass eine solche Haltung einer Krankheit – insbesondere einer seelischen – gegenüber nicht konstruktiv ist.
Die Funktion einer Krankheit ist das, was die Krankheit für uns leistet. Das kann durchaus verschieden sein, aber seelsorgerlich sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass es nicht reicht eine Krankheit loszuwerden wenn an die Stelle ihrer Funktion nicht etwas Neues kommt. So lange die Funktion vakant bleibt wird die Krankheit wiederkommen. Bei manchen seelischen Leiden springt die Funktion direkt ins Auge. Das Stockholm Syndrom kann dabei helfen die Extremsituation einer Entführung zu überstehen. Das Kassandra Syndrom (auch Kassandra Komplex) tritt häufig nach Kündigungen auf und äussert sich in Untergangsprophezeiungen. Es gibt sicher noch viel mehr und auch schlimmere Erkrankungen als diese beiden Komplexe, es waren nur die ersten, die mir eingefallen sind.
In diesen Fällen entfällt die Funktion oft mit einer Veränderung der Umstände, in anderen ist das nicht der Fall. Sucht z.B., gerade so lange sie „nur“ seelisch ist, erfüllt eine Funktion, die über den Rausch hinausgeht. So lange diese Funktion nicht erkannt und geheilt ist, wird Befreiung immer nur temporär sein, denn die Freiheit wird als „unvollständig“ empfunden, es fehlt etwas. Erst wenn dieses „etwas“ ausgefüllt ist wird der entsprechende Mensch frei bleiben.

Im Grunde geht es dabei um die Ursachen, aus denen sich jemand eine Krankheit zu gezogen hat. Gott kann (und muss!) beides heilen: Krankheit und Ursache. Nur so kann die Krankheit daran gehindert werden immer wieder auszubrechen. Das stellt beide, den Seelsorger und den „Befreiten“ in die Verantwortung ein „stattdessen“ zu finden. Schön, dass das auch ein wichtiges Merkmal des christlichen Glaubens ist: wir lassen nicht einfach etwas schlechtes, wir tun statt dessen etwas Gutes. An die Stelle einer negativen Verhaltensweise tritt eine positive.

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30 Kommentare

  1. Gute Beobachtung. Eine Krankheit stellt ja immer einen Mangel da. Und man beseitigt einen Mangel nicht indem man noch was wegnimmt, sondern indem man den Mangel ausfüllt.
    Mir scheint nur, als wäre diese Erkenntnis zwar in den christlichen Bereich eingedrungen, aber gerade im Umgang mit psychischer Krankheit besteht oft Ratlosigkeit.
    Da soll dieses „unvollständige etwas“ gefüllt werden, indem man bei den Vorfahren nach „okkulter Belastung“ sucht und dann den Kranken freibetet. Oder es werden gutgemeinte Ratschläge gegeben. Beten gegen Depression zum Beispiel. Oft wird psychologischer Rat abgelehnt, weil das ja hieße, man verlässt sich auf einen Menschen statt auf Gott zu vertrauen.

    Seltsamerweise ist es im körperlichen Bereich normal, zum Arzt zu gehen. Aber in vielen christlichen Kreisen wird Psychologie mit Okkultismus gleichgesetzt.

  2. einem freund von mir ist das prinzip mal beim rauchen aufgefallen. besser gesagt mit dem rauchen, also er hat nicht geraucht als es ihm aufgefallen ist sondern rauchen war das beispiel an dem es ihm aufgefallen ist – du weisst, was ich meine.
    jedenfalls hatte er ein bild: jemand kommt mit krücken zu jesus und der tritt ihm die krücken weg. genauso ist es oft mit dem rauchen: es ist eine krücke für nervosität usw. jesus nimmt nicht die krücke sondern heilt.
    das bild ist drastisch, dafür habe ich es aber auch nie mehr vergessen. genauso ist es eben mit seelischen leiden – depressive brauchen nicht die abwesenheit von depression, sie brauchen die anwesenheit von dem dessen abwesenheit sie in die depression getrieben hat. (noch so ein satz…)

  3. Freue mich auf diese Reihe, es ist wichtig das Thema Krankheit und Heilung ein bischen differenzierter zu denken, eben weil es derzeit die Freikircheszene so beschäftigt…
    Gerade der Depression geht ja meist ein Mangel vorraus, seis im Seelischen Bereich, oder schlicht im Botenstoffhaushalt im Gehirn.
    Z.B. wird Gott sicher nicht nur deine Depression heilen wollen, sondern auch „Charaktereigenschaften“ die evtl. dazu geführt haben. So kannst du hundertmal deine Heilung proklamieren und Ausrufen, wenn du mal 2 Wochen keinen Einbruch hattest, wenn du Gott nicht an deine Eigenbrödlerei und gewollter Isolation heranlässt, ist das eine halbe Heilung, und halb Gesund gibt es nicht.
    Hier wird Heilung wieder zum Prozess.

    Bin mir aber nicht sicher ob man das für Alle Krankheiten gleichsetzen kann.
    Schönen Tag 🙂

  4. damit sprichst du natürlich auch gleich einen der nötigen schwachpunkte dieser reihe an: „differenziert“ ist etwas anderes als das nedium blog zulässt… krankheiten werden nicht differenziert (das könnte ich auch gar nicht, weil ich nihct genug von der materie verstehe). die stelle gibt vor, dass es sich in erster linie um seelische erkrankungen drehen wird, aber körperliche und geistliche werden natürlich inkludiert.
    organische ursachen sind natürlich so eine sache bei einer solchen reihe. wenn depression auf das fehlen eines botenstoffes zurückzuführen ist kann man das mit seelsorge kaum machen. natürlich kann gott das dennoch ändern und wird es in vielen fällen auch tun, aber dennoch ist es nicht (ganz) mein thema.

  5. aber dass heilung von seelischen erkrankungen oft ein sehr langer prozess ist, der viel geduld braucht und manchmal auch viel fachwissen, das hat sich noch nicht so herumgesprochen.

    genauso wie gott ärzte benutzt, um zu heilen, benutzt er auch psychologen oder seelsorger zum heilen der seele.

  6. das stimmt schon… wobei ich mal darüber nachdenken will ob das gottes bestes ist oder nur eine notlösung weil wir einfach nicht aus glauben leben. vielleicht stimmt es ja, dass gott eigentlich möchte dass wir in göttlicher gesundheit leben.

  7. ich hab mal im knast mit einem geredet, der als minderjähriger in mehreren heimen war und seitdem praktisch nur im knast. der konnte absolut nichts damit anfangen, wenn ich von vertrauen geredet hab. wie soll jemand aus vertrauen (glauben) leben, wenn er nie erfahren hat, was das ist und wie man anderen menschen vertrauen kann.
    er muss erstmal vertrauen entgegengebracht kommen, um überhaupt eine vorstellung davon zu haben. vielleicht ist das eine notlösung, dass er das erst von anderen menschen bekommen muss. aber vielleicht ist das genau der weg, wie gott uns seine prinzipien beibringt…durch andere menschen.
    immerhin ist ja gottes höchste selbstoffenbarung auch ein mensch, jesus.

    und um uns bei anderen menschen zur heilung gebrauchen zu lassen, kann es nicht schlecht sein, ein bisschen zu wissen, wie der mensch tickt. fachbegriff psychologie. was der einzelne mensch aus diesem wissen (bzw. vermutungswissen) macht, hängt von ihm persönlich ab.

  8. Jawohl,stimmt Storch!
    Dies sehe ich auch so:
    „Im Grunde geht es dabei um die Ursachen,warum sich jemand eine Krankeit zugezogen hat.
    Gott kann (und muss) beides heilen:
    Krankheit und Ursache.

    Dies kann ich aus meinen Erfahrungen i.d.Arbeit nur bestätigen.

    Nach meiner Bäcker Ausbildung machte ich nach dem Zivildienst eine Ausbildung i.d.Heilerziehungspflege.

    Ich denke man muß den Leuten einfach etwas anbieten worauf sie Bock haben.

    Ich glaube Musik ist ein wundervolles Medium dazu.

    „Wenn auf Kirmes,Volksfest,Musikantenstadl,Oktoberfest,Freimarkt,Christkindlmarkt usw.der Heino sein:“schwarz-braun ist die Haselnuss“ hinbretzelt 😉
    -Heino ist gelernter Bäcker!!
    Freut sich das Volk.
    Und ich meine alle im Volk….
    Nicht nur die studierten und elitären Kreise.
    sondern eben alle….

    Musik sollte gefördert werden,auch wenn
    es einfache und leicht einprägsame Volxmusik ist.

    Ich glaube Musik kann Krankheiten heilen.

    Denoch möchte ich Euch einen kleinen Exkurs aus einem mir vorliegenden Buch nicht vorenthalten:

    Autor:Peter Bentele,Thomas Metzger
    Didaktik und Praxis der Heilerziehungspflege
    Ein Lehrbuch

    S.81
    Beispiel:

    Thema : Kuchen backen
    Intention: Die erfahrung von selbstständigem Handeln,gemeinsamen Handeln,die Erfahrung des Handlungserfolges usw.;

    Medien : Rezept als Bildserie mit den einzelnen Handlungsschritten;
    die Heilerziehungspflegerin selbst (z.B.wenn sie vormacht,wie das Ei aufgeschlagen wird);
    alle Geräte und Zutaten,wenn sie in einen konkreten Vermittlungszusammenhang geraten:also das Ei,welches demonstrativ aufgeschlagen wird,der Meßbecher,indem an ihm seine Funktion erklärt wird,der Teig,der durch die Zutaten eine Veränderung seiner Konsistenz erfäht,usw;
    die Küchenuhr,wenn die Erklärung über die Dauer des Backvorganges mit ihr demonstriert wird.

    ISBN 3-7841-0800-8

    Somit entsteht also eine Interaktion.

    Gut soweit,
    1999 bekehrt.2002 immer wieder Mission und evangelistische Aktion….

    Wie auch für den Schlagerstar Heino aber die Musik sein Sprachrohr für die Welt ist.
    Ist es für mich dieselbe..

    We wan´t you,to make your mission….
    Let us praise you in this world…
    Make this pizza,right for us…
    Come and move,in your land…
    Yeah Lord father it´ your service..
    Let us follow in your land..
    We want praise you,let us praise you
    World wide pizza in your land

    World wide pizza in your land 3x

    Yes we want you,to make your mission,
    Let us praise you in this world
    Make this pizza right for us
    Come and move in your land
    Yeah lord father ist your service
    Let us follow in your land,we want Praise you,
    let us praise you

    world wide pizza in your land 4x
    world wide pizza in your land

    Björn Schmidt 2001

    Herr du bist so gut
    Herr du bist so gut
    Gibst uns Brot und gibst uns Fleisch.
    Zwiebeln und Gewürze.
    Salz und Pfeffer noch dazu.
    Frikadellen und ´ne Schürze.

    Jo,ich bin ein Jesus Freak
    Herr ich will dich preisen
    Loben und dir dienen Herr
    Und es dir beweisen.
    Gibst uns alles was du hast.
    Gibst uns nur das beste.
    Herr du bist so wunderbar.
    Und schön sind deine Werke.

    Herr du bist so gut
    Herr du bist so gut
    Herr du bist so gut

    Björn Schmidt 2005

    Jesus will ´ne Currywurst 5x

    Gib ihm doch ´ne Currywurst 3x

    Jesus will ´ne Currywurst 4x

    Gib ihm doch ´ne Currywurst 2x

    Björn Schmidt 2006

    wwps2 rules !!

  9. @ tino: in solchen fällen liegt es nihct am glauben des jungen sondern an dem der kirche. wir sollen den menschen das evangelium so bringen dass sie es annehmen können. heilung ist da eine gute sache. er kann von uns lernen wie man jesus vertraut, aber eben nur, wenn wir jesus vertrauen. da sehe ich einen knackpunkt: wir vertrauen lieber auf die kunst der ärzte als auf gott.
    das sage ich nicht gegen ärzte – gott sei dank, dass es sie gibt! ich bin gegen ärzte sondern gegen den praktischen atheismus den wir oft leben. wenn wir ehrlich sind glauben die wenigsten von uns noch an die möglichkeit dass gott eingreifen und eine situation verändern könnte. da verlassen wir uns lieber auf andere menschen – und das darf so nicht bleiben!

    @björn: ich kann mir auch gut vorstellen, dass musik einen heilsamen effekt hat.

  10. Danke,hier noch ein TV-Tipp am heutigen Abend !!

    http://www.das-erste.de

    Das Überraschungsfest der Volksmusik.

    mit Florian Silbereisen

    Meine Oma singt da wohl gerade mit….

    🙂 DANKE AN ALLE GROßELTERN DIESER WELT FÜR EUER VERTRAUEN !!

    Björn

  11. Apropo Ärzte: Hier noch´n Tipp !!

    http://www.zdf.de

    Am 19.und 26.08.2006 die Dr.Mabuse Nacht !!

    Nix für schwache Nerven….

    Björn

  12. ich denke aber, glaube ist nicht nur, gott übernatürliches heilen zuzutrauen. glaube ist, sich vertrauend auf die heilungs-möglichkeiten einlassen, die wir haben.
    beispiel: vor ein paar monaten hatte ein freund von mir krebsverdacht. bis zu dem befund hat er sich total selbst fertig gemacht und konnte nicht damit leben (war übrigens zum glück kein krebs). er konnte seine situation nicht an gott abgeben.
    ein anderer freund hat diese woche ein bösartiges hautkrebs-melanom herausgeschnitten bekommen. und der konnte vergleichsweise gut damit umgehen. es war zwar schwer, aber er konnte vertrauen, dass gott das richtige macht (egal ob durch ärzte oder durch übernatürliches).

    als die jünger im sturm auf dem boot waren, hatten sie auch kein vertrauen. jesus sieht ihre angst und stillt den sturm. aber dann sagt er: ihr kleingläubigen. ich denke, dass sie auch ohne übernatürliches durch den sturm gekommen wären, aber jesus sieht, dass wir wegen unserem schwachen glauben oft übernatürliche winke brauchen, um die angst zu verlieren. aber besser ist es doch, wenn man auch ohne große zeichen glauben kann. „selig sind, die nicht sehen und doch glauben“

  13. das sehe ich ganz anders. gerade die geschichte mit dem sturm, da waren sie am sinken und jesus hat sie gerettet. dass er dennoch so unzufrieden mit ihnen war lag nicht daran, dass sie nicht locker geblieben sind sondern die kraft die sie sleber hatten nicht eingesetzt haben um den sturm selber zu stillen. jesus erwartet das übernatürliche von uns – anders ergibt das NT keinen sinn.
    glaube sollte nicht immer nur sein mit widirgen umständen gut umzugehen sondern sie zu ändern! natürlich sollte man zum arzt gehen, aber erst wenn das gebet nix genutzt hat. die kirche fällt momentan sicher nicht auf der übernatürlichen seite vom pferd…

  14. hm, ich sehe keinen widerspruch zwischen für gesundheit beten und zum arzt gehen. nicht erst beten und dann zum arzt gehen, sondern beten und zum arzt gehen gleichzeitig.
    ich persönlich seh irgendwie keinen sinn darin, nach übernatürlichem (im sinne von naturgesetze durchbrechend) zu jagen. früher oder später muss doch jeder erkennen, dass dieses leben mit dem körperlichen tod endet. und durch krankheiten wird einem das bewusst. durch diese konfrontation wird die kraft des geistlichen ewigen lebens doch erst so richtig deutlich.

    das evangelium wird ja erst dadurch wertvoll und froh, dass wir die andere seite erkennen: wir sind sünder und können nicht alleine zu gott kommen. durch diese erkenntnis wird die geschenkte gnade umso deutlicher.

    und wenn uns bewusst wird, wie sterblich wir sind, und dass am ende jeden irdischen lebens der tod steht, dann lernen wir, wie unglaublich groß das geschenk des ewigen lebens ist. die schöpfung ächzt und stöhnt, aber wir dürfen hier schon anteil am ewigen leben haben (römer 8). trotzdem führt nichts am körperlichen tod durch versagen von gehirn, herz etc. vorbei. das irdische muss sterben und dadurch den himmlischen leib in die existenz rufen. fleisch und blut können das reich gottes nicht ererben. (1.kor. 15)

    ich will mit dem ganzen dem glauben keine heilungsmöglichkeiten absprechen. sondern ich will den nutzen von krankheit, verfall, vergänglichkeit als kontrast zur größe des ewigen lebens deutlich machen.

  15. noch kurz zu den „kleingläubigen“:
    ich glaub was dir an meiner sicht nicht passt, ist, dass es wie eine passive schicksalsgläubigkeit rüberkommt.
    aber mein verständnis von glaube ist schon ein aktives. also, dass glaube nicht in die passivität und in resignierte annahme des status quo führt, sondern dass glaube zwar hilft, die gegebenheiten anzunehmen, aber durch dieses vertrauensvolle annehmen auch die kraft gibt, veränderungen zu bewirken.

  16. och, ich würd nicht sagen, dass mir deine sicht nicht „passt“, ist ja deine sicht und damit für mich vollkommen okay. ich sehe es halt nur anders. es kommt mir auch nihct wie eine „passive schicksalsgläubigkeit“ vor; deine position wird ja von der kirche massiv vertreten, da heisst es meist dass krankheit den charakter bessert. das geschieht indem der kranke in seinem leiden an gott und dem ewigen leben festhält und durch das dulden die göttliche hoffnung in ihm stärker zum ausdruck gebracht wird. um ehrlich zu sein halte ich das persönlich für schlechte theologie, aber das muss nicht zwischen uns stehen 🙂

    unser hauptunterschied ist dein satz: „ich persönlich seh irgendwie keinen sinn darin, nach übernatürlichem (im sinne von naturgesetze durchbrechend) zu jagen. “
    ich sehe einen grossen sinn darin. christentum ist 100% übernatürlich, das ist sein ganzes, komplettes wesen. jesus hat nicht nur gepredigt, er hat demonstriert. dasselbe sollen auch wir tun. markus schreibt nicht, dass wir daran erkannt werden dass wir in der krankheit gläubig bleiben sondern dass wir für kranke beten und die gesund werden. heilung ist ein zeichen. wieso glaubt heute kaum einer an jesus? weil die kirche den beweis nicht erbringt, weil wir das leben in kraft und vollmacht zu dem wir berufen sind nicht führen. das ist eine katastrophe.
    deinem freund haben die ärzte das melanom rausgeschnitten. ich hatte einen freund mit einem überbein am finger. das sollte auch herausgeschnitten werden. musste es aber nicht weil wir vorher dafür gebetet haben und es einfach so verschwunden ist. darüber hat sich der arzt ziemlich gewundert, ist ja klar. und das ist einer der gründe für heilung: leute wundern sich und beginnen etwas von der realität und grösse gottes zu spüren.

  17. jo, ich hab spontan leider keine neutralere formulierung als „nicht passen“ gefunden 😉

    ich bin sehr froh, dass die ärzte das melanom rausgeschnitten haben, da es schon kurz davor war, ins blut zu streuen (hoffentlich nur kurz davor! die ergebnisse stehen noch aus). da hätte ich die entscheidung, erst mal abzuwarten und zu beten, grob fahrlässig gefunden. weil es in einem halben jahr vielleicht schon zu spät gewesen wäre. ich hab zwar schon von fällen gehört, wo der krebs spontan weg war (nicht nur bei christen übrigens), aber ich habe auch leute gekannt, die an krebs gestorben sind trotz viel gebet und glauben.
    ich sehe ärzte nicht als letzte notlösung, wenn sonst nix geht, sondern von anfang an als adäquate hilfe.

    zum begriff „übernatürliches“ könnte ich jetzt auch noch vieles schreiben.
    unter übernatürlich verstehen wir heute die durchbrechung der naturgesetze. zur zeit der bibel gab es noch keine ausformulierten naturgesetze. also waren wunder damals nicht explizit eine durchbrechung der naturgesetze, sondern einfach etwas wunderbares und erstaunliches.
    wenn wir heute denken, etwas ist nur dann übernatürlich und ein wunder, find ich das zu kurz gefasst.
    übernatürlich ist für mich nicht das, was den naturgesetzen widerspricht, sondern das, was gott in die welt hineinredet. dass gottes liebe alle welt überdauern wird und so. alle begründete hoffnung, die über den schein dieser welt hinausgeht. und da gehört wohl auch heilung dazu. gottes wort wird auch als heilungskraft in dieser welt immanent. aber nicht als etwas, das praktisch gegen die naturgesetze arbeitet, sondern als etwas, das alles menschenmögliches unterstützt und noch übersteigt.
    gottes wort ist nicht der gegner des natürlichen wortes (gesetz), sondern seine erfüllung.

    (deswegen auch mein anderer kommentar, dass naturgesetze nur das sind, was der mensch vorläufig aus der schöpfung herauslesen kann. es gibt so viele stellen, wo unsere vorstellung von den naturgesetzen ungenau oder noch nicht erforscht ist)

  18. ääähm,kleine korrektur:

    „wenn wir heute denken, etwas ist nur dann übernatürlich und ein wunder, wenn es den naturgesetzen widerspricht, find ich das zu kurz gefasst.“

  19. es war sicherlich das beste was dein freund machen konnte, dass er zum arzt gegangen ist und er das ding operiert hat – klar. aber nur unter den gegebenen umständen. wenn die kirche das leben würde, was jesus vorgelebt hat dann wären heilungen so normal und an der tagesordnung, dass es normal wäre erst einmal zum pastor und dann zum arzt zu gehen. so wie die dinge im moment stehen würde ich auch keinem krebskranken empfehlen zu seinem pastor zu gehen…
    ich bin nicht gegen ärzte, ich bin gegen ein kraftloses christentum. gottes reich erweist sich in kraft (1.korinther 4,20) und es gilt, diese kraft zu entdecken und zu nutzen. das ist unser erbe. das, was du beschreibst an „übernatürlichem“ ist für mich nur eine kopfsache, letztlich worte. natürlich haben wir eine hoffnung, die über diese welt hinaus geht, aber wir haben vor allem einen heiland und einen heiligen geist, der hier erretten, erlösen und heilen will. so lange wir den menschen immer mit einer hoffnung kommen werden sie nie im glauben leben. denn glauben ergreift jetzt was die hoffnung irgendwann zu bekommen hofft.
    wieso kommt es dir zu kurz vor, das übernatürliche als das zu definieren was es ist: etwas, das die naturgesetze durchbricht? ich halte es genau dafür.

  20. hm, jo, vielleicht bin ich auch zu sehr realist. ein tritt in den hintern tut immer gut 🙂

    andererseits finde ich das, was du als kopfsache beschreibst, total praktisch und wichtig. ich mein, im worship oder bei ner prophetischen eingebung siehste ja auch keine veränderung von irgendwelchen physikalischen naturgesetzen. und trotzdem ist es übernatürlich und irgendwie direktes reden von gott. das meine ich mit „nicht die naturgesetze durchbrechen“. oder eben heilung…dass gott psychische blockaden durchbricht und wunden heilt.
    und da unsere medizin noch nicht mal ansatzweise begriffen hat, wie sehr bei uns psyche und körper einander beeinflussen, glaub ich, dass gott eben auch körperlich heilt. aber eben nicht magisch, durch magie, sondern durch hineinsprechen in die welt. gottes worte sind eben keine leeren worte 😉

    ich halte es für eine total vom wissenschaftszeitalter geprägte denkweise, wenn etwas nur dann als außergewöhnlich wahrgenommen wird, wenn es physikalische regeln verletzt. von daher leg ich den fokus erstmal auf das oben beschriebene „andere“ übernatürliche. das heißt nicht, dass ich andere möglichkeiten komplett ausschließen will.

    wenn ein mensch innerlich heil wird, oder beziehungen heilen, dann wurde dabei kein naturgesetz außer kraft gesetzt, aber es ist doch ein riesiges wunder.

  21. bin ein paar tage nicht wirklich zum kommentieren gekommen, sorry. ich empfinde das, was du da beschreibst, sehr wohl schon als übernatürlich. einfach dadurch, dass etwas transzendentes (gott) in die welt eingreift. das läuft unserem positivistischen weltbild doch total zuwider.
    ich vermute, dass ungefähr jeder wissenschaftler sagen würde, dass es unwissenschaftlich ist anzunehmen, dass gott redet und seelen heilt. damit sind auch diese sachen wissenschaftlich betrachtet absolut übernatürlich. für gott ist in einem wissenschaftlichen weltbild kein platz. jedenfalls nicht für einen persönlichen retter-gott. somit sind alle erweise eines solchen gottes übernatürlich.

  22. genau.
    aber die folge davon darf nicht sein, die wissenschaft abzulehnen. sie muss aber in ihre erkenntnistheoretischen schranken gewiesen werden. das alte wissenschaftsgläubige „ich glaube nur was ich sehe“ hat ausgedient. wissenschaft kann uns zwar das verständlich machen, was wir sehen. aber das was wir nicht sehen, übersteigt diese disziplin. und alles was sie übersteigt, macht das leben erst wirklich aus.
    das haben unsere positivistischen vordenker ausgeblendet.

  23. Thema Funktionen der Krankheit:

    Seh ich im Wesentlichen auch so! Hab selber ein kleines Vöglein und die selben Erfahrungen gemacht!
    Meine Erfahrung im Umgang mit Krankheit:
    1. Du hast keine Chance – nutze sie! Als ich mal aus dem Krankenhaus heulend mit meiner Ex-Therapeutin telefoniert habe, sagte ich: „Ich habe keinen Bock, mein Leben wieder und wieder in den Kliniken dieser Welt zu verbringen!“ Da sagte sie: „Das ist dein größtes Kapital neben deinem Gott!“ [Anmerkung: sagte Gott und nicht Glaube, denn letzterer kann das Vöglein ganz schön füttern!]
    2. Was ich net abkann sind Leute, die mir so kommen: „Mensch Andi, willst du nicht ganz gesund werden? Gib Gott das doch ganz hin!“ Da denke ich mir: „Ach nö, mein megahammergeiles Leben, dass ich inzwischen habe, reicht mir eigentlich. Da bin ich bescheiden!“ (andere Meinungen sind natürlich auch „bescheiden“ =-;)

    Übrigens: Auch moralische Krankheiten (Beispiel „Lästern“) hat Funktionen (entspr. Bsp: Intimität erzeugen).

    Grüßle,

    andy

  24. hi andy,

    willkommen auf meinem blog und danke für die anmerkungen. du hast recht mnit den moralischen krankheiten. an die habe ich gar nicht gedacht. das feld wird imer breiter… 🙂

  25. hi storch,

    danke für die anmerkung „danke für die anmerkung“.
    Noch zwei Gedanken:
    1. Krankheit: Erwähnte ja „bescheidene“ Eistellung, immer alles Gott örgendwo ein Stück weit tootal hinzugeben. Solchen Leuten sage ich: „Örgendwo is das auch totaal ein Prozess!“ Aber im Ernst: Ich find es wichtig, den Anfängen zu wehren. Wenn ich merke, oh man da mach oder denk ich ja was, das is schon leicht weg vom normalen Normalo, dann geh ich gleich gegen an. Man muss halt aufpassen, net gleich in die von dir beschriebene Haltung zu rutschen „ein bischen kirre schadet nie“. Aber wie gesagt, Prozess Prozess, da is es angenehm mal das schlimmste wegzuhaben und dann an den Feinheiten zu basteln. Und nicht vergessen: Es gibt auch unheilbare Krankheiten im psychischen, aber man kann damit leben lernen!
    2. moralische Krankheit: Ich denke es ist gut sich mit solchen Wirkungsmechanismen zu befassen und Gefahren auszuschalten.
    Das wird aber nie ganz gelingen, Leben is halt auch so als Test gedacht =;-)
    Außerdem: Mir gefällt gar nicht die gegenwärtige Psychologisierung der Sünde. Remember: Der größte Fall geschah im Paradies, da gab es noch gar keine Eltern oder böse Leute, die nur böse waren wegen den bösen Leuten.

    Frage: Ich bin Computertrottel, wie is das denn, hier seh ich immer meine Mail-Adresse, sehe die die anderen auch? Wenn ja, bitte entfernen.
    Falls ich zu lange schreibe, kannst mich ma per Mail drauf hinweisen. Das Problem is halt, dass ich immer so lange arbeite…., oh hallo Chef….klick…schau mal die Präsentation hier….

    Grüzi

    Andi

  26. hi andy,
    die mailadresse sehe nur ich wenn die mail kommt, dass ein neuer kommentar geschrieben wurde. also keine sorge, die sehen die anderen nicht. die sehen nur deine website wenn du eine hinterlegst, aber das ist ja auch so gewollt.

    ich bin nicht deiner meinung, dass es unheilbare krankheiten gibt. sicher gibt es sie wenn wir nur von unseren menschlichen mitteln ausgehen, aber wenn wir gotttes möglischkeiten mit in betracht ziehen, dann ist alles heilbar. ich gebe gerne zu, dass ich nicht jedes mal weiss, wie. aber das prinzip bleibt auch dann noch intakt wenn wir nicht bei allem heilungserfolge erzielen. dann muss man eben weiterbeten.
    ich habe ein schönes zitat von ingolf ellßel gehört: „das einzige mittel, das wir gegen chronische krankheiten kennen ist chronisches beten.“

  27. stimmt, in dem Bereich „Wunder“ bin ich zu skeptisch, biografisch begründet (Eltern, böse Leute…).
    Würd mich freuen, wenn mir mal jemand den Zusammenhang zwischen krassem Glauben und gebotener Vorsicht erklären könnte.

    Grüße

    andy

  28. is mir auch noch grad eingefallen: Bei manchen Krankheiten is das allerallerwichtigste Krankheitseinsicht, Vertrauen auf Fachleute und Freunde sowie Handeln gegen „besseren Wissens“.
    Sehe es dann kritisch, wenn jemand sagt: Das WAR alles wichtig (Notlösung), aber jetzt bin ich ja von Gott geheilt.
    Ich werde das nie sagen, denn dann hätte mein „Glaube“ (nicht Gott!) wieder mal mein kleines Vöglein zum Zwitschern eingeladen!

    andy

  29. glaube heilt nicht, gott heilt. aber gott wird vom glauben „angezogen“. dieser unterschied ist mir insofern wichtig als er christliche heilung von esoterischer abgrenzt.

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