Den Allmächtigen ergründen wir nicht, er ist erhaben an Macht und Recht, er ist reich an Gerechtigkeit; Recht beugt er nicht. (Hiob 37,23)

Neulich hatte ich ein Gespräch mit meiner Mutter, das mir nachgegangen ist. Sie hatte eine Predigt von mir gehört in der es um Sehnsucht ging und darum, Gott immer wieder zu suchen weil es immer noch mehr gibt, was wir mit ihm erleben können und neue Tiefen, in die wir vordringen können. Sie hat die Predigt zweimal gehört, weil sie herausgehört hatte, dass ich recht unzufrieden bin. Nun bekommen Eltern immer mehr mit, als ihre Kinder denken oder ihnen lieb ist und sie konnte sich noch gut erinnern, dass ich immer auf der Suche nach etwas war. Die Predigt hat sie mächtig irritiert weil sie es so gehört hat, dass ich immer noch nicht angekommen wäre und noch immer auf der Suche wäre.
Irgendwie stimmt das auch und das ist eines der grössten Paradoxa des christlichen Glaubens. Man kommt zwar an, wer vom Wasser des Glaubens getrunken hat, ist satt, sagt Jesus im Johannesevangelium. Aber dieses Sattsein bedeutet nicht, dass man ganz angekommen wäre. Manchmal kommt es mir so vor als wäre meine Sehnsucht nach Gott und Spiritualität grösser geworden in den Jahren in denen ich Gott doch eigentlich in meinem Leben habe. Früher habe ich „etwas“ gesucht und hatte kaum einen Namen dafür. Heute suche ich Gott und weiss, dass er „unergründlich“ ist. „Unergründlich“ bedeutet, dass man etwas nicht auf den Grund gehen kann. Egal, wie tief man in Gott ist, man hat nicht den Boden berührt, es geht noch tiefer.
Mit dem Sattsein und der Sehnsucht ist es so, um im Bild zu bleiben, dass man den Brunnen gefunden hat und nicht mehr weitersuchen muss, aber dass man bis in die Ewigkeit tiefer hineintauchen kann. Die Sehnsucht nach Gott heisst nicht, ihn verloren zu haben oder nach neuer geistlicher Orientierung zu suchen. Sie bedeutet, dass wir Sehnsucht nach Tiefe der Erkenntnis haben.

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3 Kommentare

  1. Sehr richtig. Eine Bekannte aus meiner alten Gemeinde ist 86 Jahre alt. Sie sagt von sich selbst das sie noch lange nicht da im Glauben steht, wo sie gerne hinmöchte, und das obwohl sie nie wirklich mit Gott gehadert oder gezweifelt hat. Der Glaube ist halt eben echt wie du schon sagst ein unerschöpflicher Brunnen. Man wünscht sich immer mehr von dem Wasser und wieviel man davon bekommt liegt ganz allein daran wieviel Gott einem offenbaren möchte und wie tief man gräbt. Ich glaube so 100%ig zufrieden im Glauben ist kaum ein Christ – und das ist gut so! Sonst wär man vielleichtt gar nich mehr durstig nach Gott und würde vernachlässigen!

  2. hast du schön gesagt, storch! also sind wir alle brunnentaucher…

  3. ich finde das immer total ermutigend so was zu lesen. wenn auch alte leute noch so fit und flexibel im glauben sind, dass sie sich weiterentwickeln wollen ist das cool. so will ich auch sein: nie das falsche gefühl haben angekommen zu sein.

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