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Hat nicht mein Schöpfer auch ihn [den Armen] im Mutterleib geschaffen, hat nicht der Eine uns im Mutterschoß gebildet?
Wenn ich der Armen Wunsch versagte, verschmachten ließ der Witwe Augen, wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, das Waisenkind aber nicht davon aß – von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, vom Mutterschoß an mich geleitet -, wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid und ohne Decke den Verarmten, 20 wenn nicht seine Lenden mir dankten, er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte, wenn meine Hand der Waise drohte, weil ich am Tor Helfer für mich sah, dann falle die Schulter mir vom Nacken, breche der Arm mir aus dem Gelenk. (Hiob 31,15-22)

In der ganzen Bibel, nicht nur im Alten Testament, nimmt der soziale Auftrag der Gläubigen einen grossen Raum ein. Gott hat uns gesandt, um seine Liebe zur Welt in der Welt praktisch werden zu lassen. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Lebensumständen der Menschen damals und heute, speziell in Europa. Ich habe noch nie einen Nackten in unserem Gottesdienst gesehen und auch noch nie jemanden getroffen, der buchstäblich am Verdursten war. Dennoch kann Elizabeth Achtemeier in ihrem Kommentar zu Amos schreiben: „the situation was not too different from that found in any prosperous modern nation“1. Selbst wenn es nicht unüberbrückbare finanzielle Not ist, die in unseren Städten und Gemeinden vorherrscht, ist dennoch Not da. Vor einigen Tagen postete Haso über Gewalt an Schulen; ein Thema, dass uns immer mehr beschäftigen wird und in dem Christen absolut gefragt sind. Andere Themen könnten Vereinsamung sein oder Verwahrlosung, oder Kriminalität oder… Da gibt es sicher viele Bereiche in unseren Städten, in denen wir uns engagieren könnten um den Menschen einen liebenden Gott vorzustellen.

Ich habe jüngst über dieses Thema gepredigt. Zwei Predigten die aussagen, dass es nicht reicht zu beten sondern Gott uns auffordert mit Hand anzulegen. Die Predigten gibt es hier: 1|2

Mein Gefühl ist, dass immer mehr Christen sich mit diesem Thema auseinandersetzen und aktiv werden. Einen interessanten und lesenswerten Beitrag leistet Mark immer wieder, in seinem Blog gehen viele Posts in diese Richtung. Vielleicht kommt ja wieder eine Zeit in der die Welt uns nicht mehr nur über Gottes Liebe reden hört sondern uns diese Liebe aktiv vermitteln sieht. Das fände ich grossartig!

Ich beende diesen Eintrag mit einer Frage: Gibt es bei Dir in der Gemeinde eine Arbeit, die auf Eure Stadt und deren Nöte ausgerichtet ist? Engagierst Du Dich vielleicht selbst in dieser Richtung? Mich würde interessieren, was dabei herauskommt.

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Did not he who made me in the womb make them [the poor]? Did not the same one form us both within our mothers? „If I have denied the desires of the poor or let the eyes of the widow grow weary, if I have kept my bread to myself, not sharing it with the fatherless – but from my youth I reared him as would a father, and from my birth I guided the widow – if I have seen anyone perishing for lack of clothing, or a needy man without a garment, and his heart did not bless me for warming him with the fleece from my sheep, if I have raised my hand against the fatherless, knowing that I had influence in court, then let my arm fall from the shoulder, let it be broken off at the joint. (Job 31:15-22)

In the whole bible, not only in the Old Testament, the social mandate of believers has been given great prominence. God has sent us to put His love for the world into practice in this world. Of course there are differences between people’s living conditions back then and today, especially in Europe. I have never seen a naked person in one of our services, and I have never met anyone who was literally dying of thirst. Still, Elizabeth Achtemeier can write in her Commentary on Amos:  “the situation was not too different from that found in any prosperous modern nation”((Achtemeier, Elizabeth: Minor Prophets I, NIBC, p.170)). Even if the financial need in our cities and communities is not insurmountable, need does exist. A few days ago Haso blogged about violence in schools; a subject that will increasingly demand our attention and which calls for Christians to become involved. Other problems might be social isolation or neglect, or crime, or … Surely there are a lot of areas in which we could become involved in order to introduce people to a loving God.

Recently I preached about this topic. Two sermons, stating that it isn’t enough to just pray but that God calls on us to get our hands dirty, can be found here (in German): 1|2

I get the impression that an increasing number of Christians face up to this problem and become active. Mark’s contributions are interesting and worth reading, many posts on his blog address this issue. Maybe a time is coming once more in which the world will not only hear us talk about God’s love but will see us put this love into action. I would be thrilled!

I want to end this post with a question: Does your church have a ministry that focuses on your city and its needs? Are you involved in this area? I would be interested to know about the results.
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  1. Achtemeier, Elizabeth: Minor Prophets I, NIBC, p.170 []

9 Kommentare

  1. auch heute habe ich meinen etwas längeren comment als eigenen eintrag geschrieben. volle zustimmung.

  2. ich habe in dem post vergessen zwei blogs zu erwähnen, die sich auch viel mit dem thema „soziale gerechtigkeit“ beschäftigen. um diesen faux pas gut zu machen, reiche ich die links hiermit nach:
    http://guerillachrist.blogspot.com/
    http://isenhut.blogspot.com/

  3. Vielen Dank für den super Artikel. Marcel

  4. Meine Frage lautet eher:
    Richtest du dein Christsein auf die Nöte deiner Stadt aus; über das Gebet hinaus? Ist meine Geminde dafür verantwortlich oder bin ich es?

  5. Die Gemeinde kann gar nichts machen, sie hat keine Arme und Beine. Nur die Menschen in der Gemeinde können etwas machen. So lange immer alle sagen: „Die Gemeinde müsste…“ wird nichts passieren.

  6. „Christus hat keine Hände,
    nur unsere Hände um seine Arbeit zu tun.
    Er hat keine Füsse, nur unsere Füsse,
    um Menschen auf seinen Weg zu führen.
    Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen,
    um Menschen von ihm zu erzählen.
    Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe,
    um Menschen an seine Seite zu bringen.
    Wir sind die einzige Bibel,
    die die Öffentlichkeit noch liest.
    Wir sind Gottes letzte Botschaft,
    in Taten und Worten geschrieben…
    Und wenn die Schrift gefälscht ist,
    nicht gelesen werden kann?
    Wenn unsere Hände andere Dingen tun als die seinen?
    Wenn unsere Füsse dahingehen, wohin die Sünde zieht?
    Wenn unsere Lippen sprechen, was er verwerfen würde?
    Erwarten wir, ihm dienen zu können, ohne ihm nachzufolgen? – Theresa von Avila

  7. Schönes Gedicht. ich hatte es mal irgendwo gelesen, wusste aber nicht dass es von Theresa ist. Danke.

  8. Euer Wille sage: der Übermensch sei der Sinn der Erde!
    Ich beschwöre euch, meine Brüder,
    bleibt der Erde treu und glaubt denen nicht,
    welche euch von überirdischen Hoffnungen reden!
    Giftmischer sind es, ob sie es wissen oder nicht.

    Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra.

    Alle Weisen der Kulturgeschichte (auch die erfundenen wie Nietzsches Zarathustra) haben sich zuerst in die Einsamkeit begeben, weil das Streben nach einer „gesellschaftlichen Position“ und Erkenntnis sich gegenseitig ausschließen. Um in einer kapitalistischen Gesellschaft eine „Position“ zu erreichen, muss man sich selbst und andere ständig belügen, ob bewusst oder unbewusst. Am Ende („Hurra, ich bin Bundeskanzler!“) lässt sich Wahrheit und Lüge gar nicht mehr unterscheiden und man (oder Frau) versinkt in einem Ozean naiver Vorurteile, aus dem ein Auftauchen aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist.

    Erst nach jahrelanger Einsamkeit – zumindest weitgehender Unabhängigkeit – kann überhaupt die 1. Stufe der Erkenntnis erreicht werden; die Auferstehung, die Befreiung von allen Vorurteilen: den Göttern (künstliche Archetypen im kollektiv Unbewussten) und ihren Schutzengeln (Denkblockaden). Der Weise steht jetzt über den Göttern, die der unbewusste (religiös verblendete) Mensch braucht, um in seiner bescheidenen Welt „glücklich“ zu sein. Dann hat der Weise die Chance zur Erleuchtung, um die Götter überflüssig zu machen:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

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