Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut, und noch größere Werke wird er ihm zeigen, so daß ihr staunen werdet. (Johannes 5,19-20)

In dieser Stelle ist für mich eine der wichtigsten theologischen Anfragen an die Glaubensbewegung enthalten – und sie stellt einen meiner sehnsüchtigsten Wünsche dar.
Ich beschäftige mich seit über einem Jahr intensiv und mit grossem persönlichen Gewinn mit Glaubenslehre. Es war mir immer wichtig, dass Glaube auf Erkenntnis beruht und so wundert es mich im nachhinein, dass es so lange gedauert hat, bis ich Kenyon, Hagin und all die anderen kennengelernt habe. Es war meine erste Zeit, in der „Offenbarungserkenntnis“ nicht nur zufällig und gelegentlich, sondern ständig gekommen ist. Ich kann sagen, die Zeit, die meine Bibellese am nachhaltigsten überhaupt geprägt hat.
Ein wichtiges Moment aller Glaubenslehre ist, dass Christus am Kreuz schon alles getan hat. Der Kreuzestod war Gottes grosses Geschenk an uns und wir lernen jetzt alles kennen, was dadurch unser geworden ist. Diesen Ansatz sehe ich in den meisten theologischen Richtungen völlig unterbelichtet. Meistens wird geglaubt, dass Gott etwas kann, aber nicht, dass er etwas getan hat. Dieser Aspekt ist mir extrem wichtig geworden: uns ist vergeben, wir sind geheilt in seinen Wunden, die Kraft Gottes wohnt bereits in uns.

Manchmal finde ich aber, dass dieser Aspekt überbetont und völlig absolut gesetzt wird. Wer betont, dass wir in Jesus schon alles haben uns sind, der betont eben das „haben“. Man kommt so leicht dabei heraus, dass wir über die Kraft zu heilen, zu prophezeien usw. verfügen würden. Oft wird das sogar expressis verbis gesagt und an diesem Punkt gehe ich nicht ganz konform.
Es ist für mich ein grosses Geheimnis, etwas was ich intellektuell kaum fassen kann, dass ich etwas habe, aber nicht darüber verfüge. Genau das ist es aber, was ich bei Gottes Kraft sehe. Ich habe sie, aber sie wird in Abhängigkeit Gott gegenüber ausgelebt. Wenn diese Abhängigkeit nicht mitgepredigt wird und es so dargestellt wird, dass uns das Evangelium zu Übermenschen (so Kenyon) macht, dann fehlt etwas.
Ganz sicher hatte Jesus die völlige Kraft Gottes, dennoch konnte er nur das tun, was er den Vater tun sah. So geht es uns auch: wir sind mit Gottes ganzer Fülle erfüllt, sind aber abhängig von Gott und müssen sehen, was der Vater tun will.

Ich kann keinem Evangelium glauben, dass eine Unabhängigkeit des Menschen von Gott lehrt. Eine meiner grössten Sehnsüchte im Leben ist es, Gott in allem was ich tue zu sehen und zu erkennen; immer zu wissen, was er gerade tun will; in vollkommener Abhängigkeit zu ihm zu leben. Ich bin sicher, dass dann wie von selbst das, was in mir ist durch seinen Geist herausströmen wird!

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Ein Kommentar

  1. Stark! Ganz grosse Ansage.

    Es ist doch so, dass Gott/Jesus durch UNS Christen handeln wollen, die ganze Nummer mit Vergebung ist für mich quasi die „Initation“…aber „Christ sein“ ist für mich „christlich handeln“ ….ich meine was bedeutet denn „Knechtschaft Gottes“ ? Es ist die Aufgabe dieses EGO´s, welches ständig was will und den Einflüsterungen unterliegt. Indem wir Jesus über unser „Ich“ setzen und „demütig (Mut zu dienen)“ werden, kann Gott durch uns wirken.

    Glaube allein entbehrt die Handlung. Aber Jesus hat uns eine ganz klare Verhaltenslehre gegeben, die wir aber nur durch „Handeln“ leben können. Aber nicht im Sinne von „Ich tue dies“, oder „Ich will das…“, sondern eben im Sinne von „Jesus will…“.

    Genau darum wird sich die gesamte Praxislehre von Guerilla Christ drehen: Der dreifache Pfad Christi.

    Danke für diesen Post !

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