Wüßte ich doch, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte zu seiner Stätte.
Geh‘ ich nach Osten, so ist er nicht da, nach Westen, so merke ich ihn nicht, nach Norden, sein Tun erblicke ich nicht; bieg‘ ich nach Süden, sehe ich ihn nicht. (Hiob 23,3.8-9)

Leider fällt es uns ja gerade in den Leidensmomenten des Lebens oft schwer Gott zu finden. Nicht, dass wir ihn wirklich verloren hätten, er ist immer bei uns – bis ans Ende der Welt (Matthäus 28,20). Wenn wir sagen, dass wir „Gott suchen“ meinen wir meistens, dass wir ein Gefühl seiner Gegenwart ersehnen.
Bei Hiob war das anders. Er suchte tatsächlich nach Gott und konnte ihn nicht finden. Ihm gegenüber haben wir als Gläubige des neuen Bundes einen Bonus: den Heiligen Geist, der in uns ist und uns niemals verlassen wird. Wir müssen Gott nicht irgendwo da draussen suchen, nicht im Osten, Westen, Süden oder Norden, er ist schon da.
Für mich war es eine kleine Revolution das zu erkennen. Ich bin seit meiner Bekehrung ein Beter gewesen und habe Gott oft „gesucht“. Das Gefühl seiner Gegenwart war mir sehr wichtig. Irgendwann habe ich verstanden, dass mein Glaube sich nicht auf Gefühle gründen darf sondern dass ich auf dem Fundament des Wortes stehen will. So etwas versteht man nicht an guten Tagen. Wenn die Tage von Gottes Gegenwart und Wundern voll sind gibt es keinen einsichtigen Grund ein Fundament im Wort zu bauen, man hat ja alles. So erkläre ich es mir, dass geistliche Tiefe und Verwurzelung meist in schlechten Tagen kommt: wenn man nach Antworten sucht und lernt die Bibel zu lieben. Das Ergebnis ist ein Leben aus dem Geist, dass man anders nie kennen gelernt hätte. Ein Leben, das immer mehr unabhängig wird von äusseren Umständen und Gefühlen.

Das bedeutet nicht, dass Gefühle unwichtig oder gar falsch wären. Im Gegenteil, ich geniesse die spürbare Gegenwart Gottes nach wie vor. Ein Tag in Deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend (Psalm 84,11). Es gibt auf dieser Welt nichts, was mit der Gegenwart Gottes konkurrieren könnte! Dennoch lebt der Glaube nicht von Gefühlen sondern vom Wort (Römer 10,17).
Vielleicht würde es der einen oder anderen Leserin gut tun, weniger nach einem Gefühl zu suchen und anzufangen einfach zu glauben, dass Jesus in Dir ist – egal, was Deine Gefühle Dir sagen?

Be Sociable, Share!

8 Kommentare

  1. Hi Storch!

    Sehr wahr, was du schreibst. Ich glaube, dass das größte Problem in diesen Situation ist, dass man eben als Mensch so tickt, wie man tickt. Wenn ich mit einem Menschen reden will, dann rede ich „auditiv“ im Zwiegespräch, mit Gott hatte ich das noch nicht (also nicht so akkustisch). Wenn ein Mensch da ist, dann ist er für mich physisch erlebbar da, sonst ist er eben nicht da. Gott ist da, wenn ich gar nichts merken kann. Da entsprechen die Gefühle dem, was Hiob schreibt.

    Das macht es mir in solchen Situationen, in denen ich sage „Gott, ich brauche dich jetzt hier so sehr!“ schwer, zu erkennen, dass Gott wirklich da ist. Manchmal tut Gott ja dann auch etwas, dass ich verstehe, dass er schon bei mir ist … manchmal alles nicht so leicht, da das Leben und die Beziehung mit Gott schon anders funktioniert als eine mit Menschen, nicht so unmittelbar. Vielleicht habe ich da auch die falschen Erfahrungen gemacht.

    Es kommt dann auch oft in mir auf, dass ich denke, wenn Gott wirklich existiert und bei mir ist, dann dürfte es solche Momente doch nie geben.

    Aber dann gibt es ja noch das Wunder des Glaubens. Der darf ja noch wachsen. Oder sich noch in meinem Denken festsetzen. Und der überwindet alles.

    Grüße!

    Chrisse

  2. Also ich muß sagen, daß die letzten Posts von Dir doch alle sehr simplifizierend waren in ihrer „Pointe“. Will jetzt nicht sagen, daß ich das unbedingt „schlecht“ finde, aber halt nicht ganz so gut, wie manche anderen Texte [und vorallem Predigten] von Dir.

    Naja, man kann wohl nicht jeden Tag die Tiefe eines Freitag-Abends erwarten 😉

    „Es sieht so einfach aus, doch es ist das Schwerste für mich:
    Ich erhebe das Glas mit dem Gegengift.“

  3. tja jan, du musst jetzt noch die zeitachse in deine überlegungen einbeziehen, dann wird es wieder kompliziert, denn nur weil der post heute erscheint, heisst das ja nicht, dass er heute geschrieben wurde. tatsächlich habe ich ihn etwa zeitgleich mit den „tiefgängigen Predigten“ der letzten zeit geschrieben.

    aber es ist eigentlich so, dass das buch die themen vorgibt und die sind im moment eher simpel. überhaupt fühlt der ganze storch sich im moment eher einfach gestrickt an, was damit zusammenhängen kann, dass ich keine zeit für bücher und intensives gebet finde.
    viel unterwegs, viel tagesgeschäft.

  4. Der handelnde Storch gefällt mir genauso gut, wie der Storch der tiefsinnig ist. Denn egal wie er gerade gestrickt sein mag, er kämpft für unsere Sache.

    Ich hoffe du lässt dich mal blicken Storch.

  5. ach wolfgang, zufällig habe ich am dienstag in alzey übernachtet, weil ein termin in darmstadt sich hingezogen hat. habe erst zuhause dran gedacht, dass es eine gelegenheit zum vorbeikommen gewesen wäre. sorry!

    wir können uns ja nächstes mal treffen. bin ja öfter mal in der gegend, schon weil dein mit-guerillero in DA das büro leitet.

  6. Ich bin am 18.04 im DA-Büro bei Josha. Wir werden dort weitere Inhalte besprechen.

    Falls du also da bist. komm doch auch.

  7. zufällig bin ich gerade dann nicht in DA.

  8. 😛 Macht nichts. Wir halten dich auf dem laufenden.

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>