05. April 2006 7

der sechste Sinn

Im natürlichen Bereich verfügt jeder Mensch über fünf Sinne, er kann hören, riechen, schmecken, fühlen und sehen. Nach unserer Bekehrung kommt noch eine Art sechster Sinn dazu: unser wiedergeborener Geist. Es ist viel über diesen Geist nachgedacht, gepredigt und geschrieben worden. Manches war gut, manches weniger.
Eines aber scheint klar zu sein: unser Geist steht vor Gott, er ist Teil der unsichtbaren Welt Gottes. Ebenso wie wir durch unsere Sinne etwas von der Welt mitbekommen bekommen wir durch unseren Geist etwas von Gottes Welt mit. Ebenso wie man seine Sinneswahrnehmung trainieren kann, kann man auch seine geistliche Wahrnehmung trainieren (Hebräer 5,14). Propheten reden oft über ihren Geist wie von einem Sinnesorgan „ich sehe/höre/spüre etwas im Geist“. Vielleicht ist bei Menschen mit einer solchen Gnadengabe die Wahrnehmung des Geistes normalerweise stärker ausgeprägt als bei anderen Christen.
Wenn man nach 1.Thessalonicher 5,23 von einer Trichotomie des Menschen ausgeht, also von einer Dreiteilung nach Körper, Seele, Geist, dann ergibt sich in etwa folgendes Bild von dieser Dreiheit:

Nach diesem Modell wäre es immer die Seele, die die Informationen ihrer sechs Sinne aufnimmt und verarbeitet. Diese Sichtweise ist zugleich erhellend und heruasfordernd. Herausfordernd ist sie vor allem für all jene, die den Geist als den eigentlich wichtigen Teil des Menschen ansehen. Man kann das so sehen, aber nach dem trichotomischen Modell, das ich hier vorstelle ist es die Seele, die den Menschen ausmacht, sie entscheidet über seine Persönlichkeit und darüber was von Gott bei uns ankommt.
Erhellend ist das Modell vor allem für Leute wie mich, die sich immerzu Gedanken darüber machen, wie die Objektivität Gottes durch unsere Sichtweise subjektiv wird. Propheten „hören“ Gott, wie alle anderen Christen auch, in ihrer Muttersprache und der Heilige Geist spricht zu ihnen durch Bilder, zu denen sie einen Bezug haben. In diesem Modell wird klar wieso: wenn wir uns den Geist als Sinnesorgan der Seele vorstellen, unterliegt die Seele auch hier allen Gegebenheiten des Konstruktivismus: sie schafft sich ihre geistliche Realität selbst. Ebenso wie sie nicht mit der äusseren Welt in direktem Kontakt steht, steht sie es mit der geistlichen Welt. Das geistliche Sinnesorgan liefert ihr eine ebensolche Folge Nullen und Einsen wie die fünf Sinne. [ich kann hier nicht wieder auf die ganze konstruktivistische Theorie eingehen. Wenn es Dich interessiert, benutz bitte das Suchfeld oben rechts um diesen Blog nach entsprechenden Worten zu durchsuchen.]

Ebenso wird die Rolle unseres Willens beim geistlichen Wachstum deutlich: wir entscheiden, welchem Sinn wir im Zweifel mehr Glauben schenken. Ist für für uns wichtiger was wir im Geist durch Gottes Wort wahrnehmen oder was uns unsere Sinne uns sagen? Letzten Endes lässt sich Glauben immer wieder auf diese Fragestellung reduzieren.

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7 Kommentare

  1. Glauben ist nicht Wissen. Wissen lässt sich erlernen, Glauben nur erfahren.
    Es ist die Erfahrung, die viele durch die Betäubungen der materiellen Welt missen.

  2. ich glaube, da bin ich nicht deiner meinung (bin aber noch nicht ganz festgelegt). vieles am glauben ist erlernbar, denn wir handeln nicht zuletzt nach dem, was wir wissen. also lernen wir gottes willen und prägen uns mehr und mehr mit seinem wort, womit wir wissen ansammeln aber gleichzeitig glauben aufbauen. – vgl. römer 10,17 und 12,2.

  3. ich bin im moment wolfgangs meinung…

  4. und warum? wie erfährt man denn den glauben? das wäre vielleicht eine interessante frage um erst einmal die grundlagen zu klären. meiner ansicht nach kann man ihn nur „seelisch“ erfahren und das schliesst sogar eine verstandesmässige erfahrung nicht aus.

  5. Erfahrung: ..ist doch auch nur ne Spezial-Form von Wissen… wenn nicht sogar ein synonymer Begriff..

    Hilfreich ind er Diskussion ist sicherlich auch der Hinweis, dass man „Glauben“ oft synonym ersetzen kann durch „Vertrauen“.

    Trichotomie Körper-Geist-Seele.. na ja.. ich seh das anders.. Ich sehe in der Bibel nur ne Zweiteilung.. und selbst die ist schwammig:
    Körper („Fleisch“) und Seele/Geist („Lebensatem“..“Hauch“.. „Geist“..)
    Dazu muss man sich mal die ganzen Stelen angucken, die von diesen Begriffen reden .. da merkt man dann, dass die Trichotomie nicht unbedingt so vorhanden ist..

  6. hi micha,

    ich sehe das eher als verschiedene modelle, die verschiedene sachverhalte illustrieren. ähnlich, wie es verschiedene atommodelle gibt von denen keines alle aspekte wiedergibt.

    ich denke, dass der mensch EINS ist, da macht die bibel keine klaren schnitt. auch 1.thesss 5,23 sagt das klar.
    aber innerhalb dieser einheit ist es manchmal sinnvoll zu differenzieren. so kommt man zu den modellen körper, seele geist; sterblich, unsterblich; sündigend, gerecht. usw. ich glaube, diese drei sind die wichtigsten, die immer wieder im wort vorkommen, aber es mag auch noch weitere geben, die mir gerade nicht präsent sind.

  7. Nun, vielleicht hilft folgendes:

    Wissen bedeutet für mich Logik, Vernunft und Verstand. Wissen kann durch Bücher kommen, aber natürlich auch aus Erfahrung.

    Glauben bedeutet doch haupstächlich „Nicht-Wissen“. Ich weiss als Guerillachrist nicht, wie Gott aussieht oder was im Jenseits passiert. Ich weiss nicht, ob Jesus Christus wirklich der Messias war. Wenn dem so wäre, könnte ich es beweisen.

    Wissen lässt sich also beweisen: Wasser ist warm, Eis ist gefrorenes Wasser etc.

    Aber das, was mir passiert, wenn ich Jesus über mein Ego stelle und ihn annehme, das was mein Glauben mir persönlich bringt, dass ist fühlbar. Ich kann also die Grundlagen meines Glaubens nicht beweisen, sondern nur erfahren. Ich kann nicht aus einem Buch lernen, wie es ist zu beten. Das fantastische am Glauben, das so unglaublich befreiende Gefühl, das Vertrauen im Erleben von Gottes Schöpfung ist nur persönlich erfahrbar. Für dich, lieber Storch mag das Gefühl an Jesus Christus ein ganz anderes sein, als für mich. Also ist Glauben nur persönlich erfahrbar und führt so einer Art „Wissen“. Ich würde es dann aber eher „Gewissheit“ nennen.

    Storch, ich kann dir nicht durch Wort oder Schrift beweisen das ich glaube, sondern nur durch Taten. Somit ist Glauben auch nur in der Theorie vermittelbar, aber nur durch die Praxis wirklich zu transzendieren.

    Genau diese Erfahrungen versuche ich (mittlerweile mit Josha zusammen) mit dem Guerilla Christ Projekt zu vermitteln, indem wir Wege aufzeigen, durch die Glaube erfahrbar wird. Und zwar ganz direkt und im Alltag, auch ohne die Notwendigkeit einer Gemeinde. (Damit wird die Gemeinde nicht abgewertet!)

    Aber erfahren muss jeder seinen Glauben selbst. Wissen ist unterstützend, aber Glauben funktioniert auch ohne Wissen…durch Erfahrung. Also ist wirklicher Glauben für mich Erfahrung.

    Oje, ich hoffe das ist zu verstehen 😛

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