[de]

Denn kein Genug kennt er in seinem Bauch, drum entkommt er nicht mit seinen Schätzen. 21 Nichts entgeht seinem Fraß, darum hält sein Glück auch nicht stand. (Hiob 20,20 nach der Eineitsübersetzung)

Manche Menschen sind einfach maßlos. Sie können nicht genug bekommen, ihr Gott ist der Bauch (Philipper 3,19). Wenn wir ehrlich sind, geht es nicht nur manchen Menschen so. Wir könnten so ziemlich alle gemeint sein. Fast jeder geht mit einer Menge Ballast durchs Leben und häuft immer mehr und mehr an. Das ist nicht einmal schlimm, ich predige kein Ideal der Armut, aber nachdenkenswert ist es allemal.
Leider stoppen an dieser Stelle einige christliche Denker und kommen eben doch zu einem Ideal der Armut. Askese wird zur Tugend des Monats ernannt und Besitz generell kritisch gesehen. Dabei ist es nicht der Besitz oder der Wohlstand, der schwierig ist. Der Bauch wird dann zum Gott, wenn der Gedanke greift, dass ein bisschen mehr glücklich machen könnte. Der Grund, warum manche Menschen nicht genug bekommen können, ist, dass sie denken, dass noch etwas zum Glück fehlt. Sie gleichen den Romantikern, die immerzu nach der blauen Blume suchen, die sie nie finden können.
Viele von uns leben wie die Esel, denen man eine Möhre kurz vor die Nase hält, damit sie weitergehen. Sie haben das Glück vor Augen, können es aber nie erreichen. Der Teufel zeigt ihnen ständig neue Dinge, nach denen es sie verlangt, und sie leben ständig in der Lüge, dass ihnen noch etwas fehlt.

An diesem Punkt scheint mir die ganze Diskussion um Fair Trade, ökologischen Anbau usw. etwas zu kurz zu greifen. Das sind alles gute Konzepte, und es ist wichtig, dass Christen sich daran beteiligen, dass die Welt gerechter wird. Aber es wird den Menschen nicht ändern. Das Grundproblem liegt nicht in unserem Handeln, sondern in unserem Gott. Die Welt wird erst dann ein lebenswerterer Ort, wenn die Menschen im Westen lernen, bewusst zu konsumieren und auf manches einfach zu verzichten. So lange unser Gott der Bauch ist, wird es uns sehr schwer fallen, von unserer Selbstsucht wegzusehen.
Das eine soll man tun, das andere nicht lassen. Soziale Gerechtigkeit ist wichtig, aber um sie zu erreichen, ist es nötig, dass die Menschen einem Gott folgen, der sie von sich selbst und ihrer ständigen Sucht nach mehr befreit. Erst wenn wir lernen, uns selbst zu verleugnen, unser Kreuz auf uns zu nehmen und Jesus so nachzufolgen wie die Bibel es sagt, werden wir die innere Unabhängigkeit haben, bewusst zu leben und bewusst auf manches zu verzichten. Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr scheint es mir DAS Kriterium der Jüngerschaft zu sein, von sich selbst weg auf andere und Gott zu sehen.

(dieser Post wurde auch im Kranken Boten veröffentlicht, wenn auch ohne Bezug auf Hiob)

[/de]

[en]

Surely he will have no respite from his craving; he cannot save himself by his treasure. Nothing is left for him to devour; his prosperity will not endure. (Job 20:20)

Some people are simply immoderate. They can’t get enough; their god is their stomach (Philippians 3:19). If we are honest this is not only true for some people. It could refer to pretty much all of us.  Almost everyone goes through life with a lot of baggage and continues to amass more and more. This is not necessarily bad, I don’t preach an ideal of poverty, but it is definitely worth thinking about. Unfortunately some Christian thinkers stop at this point and do arrive at poverty as an ideal. Asceticism becomes the virtue of the month and all possession is viewed with suspicion. Yet it is not possession or wealth that poses a problem. The stomach becomes a god when we start believing that a little more will make us happy. The reason why some people can’t get enough is that they believe something is lacking for them to be happy.

They are like the Romanticists who are always in search of the Blue Flower1 they can never find. Many of us live like donkeys that need a carrot dangling in front of their nose for them to move on. Happiness is in front of their eyes but never within reach. The devil constantly reminds them of new things they desire and they permanently live with the lie that something is still lacking. At this point the whole discussion about fair trade, organic farming, etc. seems to fall short. These are good concepts and it is important that Christians get involved in making this world more just. Yet it won’t change men. The basic problem is not the way we act but the god we believe in. This world will only become a better place to live in, if people in the West learn to consume consciously and to simply abstain from some things. As long as our stomach is our god we will find it hard to overcome our selfishness. We should do the one without foregoing the other. Social justice is important, but in order to achieve it, people need to follow a god who liberates them from themselves and their constant craving for more. Only when we learn to deny ourselves, to take up our cross and to follow Jesus the way the bible tells us to, we will be free to live consciously and to consciously abstain from some things. The more I think about it, the more this seems to be THE criterion for discipleship, looking away from ourselves to others and God.

[/en]

Be Sociable, Share!
  1. The Blue Flower (German: Blaue Blume) is a central symbol of Romanticism. It stands for desire, love, and the metaphysical striving for the infinite and unreachable. Source: http://en.wikipedia.org/wiki/Blue_Flower []

8 Kommentare

  1. Du sollst keinen anderen Gott haben neben mir.

    Der ewige Kampf gegen die Todsünden, die sich täglich in den Einflüsterungen zeigen.

    Oft wurde gesagt, was wir tun sollen.

    Ich will zeigen, wie wir es tun können !

    Alles Liebe,

    Wolfgang

  2. Storch, du hast so recht. Und es geht viel schneller als man denkt oder ahnt, das man meint etwas unbedingt brauchen zu müssen. Dankr für diesen Beitrag. In meinem Gehirn hat sich hartnäckig der Gedanke an ein eigenes Auto eingenistet. Und ich glaub schon fast zu sehr. Klar wäre ein eigenes Auto einfach nur toll, aber mal abgesehen davon dass das recht teuer wäre, kann ich sicher auch ohne Leben. HiHi, ausser Gott lässt sich was kreatives einfallen…:)
    Aber ein bekannstes Sprcheort sagt ja: Wünsche sind wie ein Fass ohne Boden. Hat man einen erfüllt bekommen, hat man auch schon 10 neue Wünsche. Und wenn man mal ganz ehrlich ist kann das fast jeder an sich beobachten. Hat man erstmal das heißersehnte Handy, möchte man auch noch den Computer und hat mein ein Auto, wünscht man sich ein Haus (mal übertrieben).
    In BVWL hatten wir mal eine Bedürfnispyramide. Die besagt halt, je mehr man besitzt und hat, desto mehr wünscht man sich. Also z.B. ein Mensch aus der driiten Welt z.B. sieht zu dass er was zu essen bekommt und ist froh wenn er halbwegs sicher wohnen kann. Dieser Mensch macht sich keinen Kopf um MP3 Player, DVD Player oder was weiß ich.
    Hatte letztens auch mit nem Freund festgestellt, je mehr man bestitzt, desto schwerer fällt Nachfolge, etwas augeben, auf etwas verzichten. Da ist was dran. Sagt ja JEsus auch schon.
    Joar, naja, soviel dazu:)
    Liebe Grüße
    Steffi

  3. ich hab mal mit einem missionar gesprochen über spenden und so. und der hat mir gesagt, dass es nicht in erster linie wichtig ist, das wir nur spenden, sondern, dass wir erstmal begreifen wie gut es uns geht. wir haben mehr als wir brauchen und müssen mal langsam aufhören immer mehr zu wollen (außer von Gott natürlich ;-))

  4. Hi Storch!

    Gestern hab ich mir diesen Post von dir angesehen und das mit der blauen Blume ließ mich nicht so richtig los. Ich würde das nämlich nicht ganz so negativ sehen. Ich glaube, dass die Romantiker nämlich mit diesem Ideal durchaus nach etwas Echtem gesucht haben, es ging ja nicht um materiellen Besitz oder so. Ich bin jetzt kein Literaturexperte, aber ich würde das so interpretieren.

    Auf der Suche nach einen wirklichen inneren Erfüllung zu sein ist ja auch nichts Falsches.
    Jesus sagt ja auch, dass wir suchen sollen (und auch finden). Also ich persönlich empfinde es schon wichtig, auch als Christ, noch auf der Suche nach mehr sein sollte, mehr Frieden, Freiheit, mehr Liebe, mehr Gottes Schönheit in Allem erkennen, mehr Echtheit und letztlich und am Wichtigsten mehr Gott erkennen. Also gewissermaßen ist das ja auch so eine blaue Blume, aber eine erreichbare. Nur hat man sie noch nicht immer erreicht und sollte sich das auch nicht vormachen, oder? Natürlich haben wir bereits alles in Jesus und natürlich gibt es hier auf der Erde auch noch nicht alles, aber wahrscheinlich vielmehr, als man bis jetzt hat.

    Also deswegen hat mich die „blaue Blume“ nicht losgelassen. Die Romantiker waren ja auch auf der Suche nach Ähnlichem, nach einem tiefen Glück oder einem inneren Frieden. Vielleicht hätten sie das bei Gott gefunden.

    Als, wäre mal interessant, was du dazu schreibst.

    Chrisse

  5. upps, ich habe ein paar böse sprachfehler in meinem text, ich hoffe, dass es lesbar ist

  6. hi chrisse,

    ging ja nicht darum, dass die romantiker etwas materielles suchen, sondern dass sie etwas suchen, was sie nicht erreichen. darin gleicht die suche, nicht der romantiker!, der suche nach materieller erfüllung.

  7. o.k., das ist mir dann gestern auch irgendwie noch aufgefallen … naja, ich habe ja zum glück nicht sehr viel webspace verbraucht

  8. und wenn schon. du darfst hier gerne ganze megabytes an kommentaren veröffentlichen. ich diskutiere gern „en blog“.

Ein Pingback

  1. Verzicht « sagt:

    […] [Originalpost] […]

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>