04. März 2006 0

Bekennen – Hiob 9,27-28

Sage ich: Ich will meine Klage vergessen, meine Miene ändern und heiter blicken!, so graut mir vor all meinen Schmerzen; ich weiß, du sprichst mich nicht frei. (Hiob 9,27-28

Hiobs Situation ist geradezu klassisch für ein Problem des geistlichen Wachstums. Es ist alles andere als einfach, sein Denken und Fühlen zu ändern. Für viele liegt gerade darin das Hauptproblem überhaupt, dass man versucht, seine „Miene zu ändern“, aber einfach nicht anders kann als scheisse drauf zu sein, weil man in Gedanken doch immer wieder bei „all seinen Schmerzen“ ist. Hier hilft es nicht, einfach positiv zu denken, das Innerste muss verändert werden. Ich möchte ein paar, sicher nicht sehr einfache, Gedanken zum Thema „Bekenntnis“ und „Glaube“ hier anbringen. Beides sind ja in der „Wort des Glaubens“-Bewegung und in der Charismatik wichtige Schlagwörter.
Hiob bildet – ehrlich gesagt – nur den Aufhänger. Eigentlich geht es um einen Text aus dem NT: Römer 10,10, aber die Gedanken sind mir gekommen, als ich Hiob gelesen habe. 🙂

Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil. (nach der Elberfelder)

Beides muss zusammenkommen, der Glaube des Herzens und das Bekenntnis des Mundes. Allerdings kann auch das Eine das Andere nach sich ziehen. So ist es sinnvoll, weiter zu bekennen und dabei zu beten, dass das Herz nachkommt. Es folgen einige Kommentare aus dem Begriffslexikon zum Neuen Testament zu den Schlüsselworten:

    kardi,a (Begriffslexikon Seiten 680ff):
    KARDIA wird im Profangriechischen sowohl im direkten wie im übertragenen Sinn gebraucht … als Sitz psychischer Regungen, ja als Quelle des seelischen Lebens überhaupt. Vereinzelt hat es auch auf die Natur angewandt den Sinn Mark des Holzes, Kern der Pflanzen. … Es meint also überall die Mitte, das Innerste (bei Menschen, Tieren und Pflanzen) nicht mehr nur die Mitte des Körpers sondern auch das seelische und geistige Zentrum des Menschen schlechthin. Seine zentrale Bedeutung gewinnt KARDIA im NT wenn es dort auftaucht, wenn die Stellung des Menschen vor Gott zur Sprache kommt. KARDIA ist die Stelle im Menschen, an die Gott sich wendet. Sie ist der Ort des Zweifels und der Verstockung, wie auch des Glaubens und des Gehorsams.

    Es ist also die Person, das denkende, fühlende, wollende Ich des Menschen gerade auch hinsichtlich seiner Verantwortlichkeit vor Gott mit KARDIA bezeichnet wird.

    Nicht nur die Leiblichkeit des natürlichen Menschen, nicht nur sein Denken und Wollen, Fühlen und Streben als einzige Regungen sind von der Sünde gezeichnet, beherrscht und verderbt, sondern auch deren Quellort, das Innerste des Menschen, sein Herz. Befindet sich aber das Herz in der Gefangenschaft der Sünde, so ist der ganze Mensch betroffen.

    Gott allein kann das Verborgene im Menschenherzen offenbaren (1Co 4:5), erforschen (Rom 8:27), und prüfen (1Th 2:4). Weil vom Herzen die Verderbnis ausgeht, fängt Gott mit seiner Erneuerung auch am Herzen an. KARDIA ist der Ort, wo Gott mit dem Menschen handelt.

Der Glaube, das Vertrauen auf Gott, kommt also aus der Mitte unserer Persönlichkeit, aus dem Innersten dessen, was uns ausmacht. Es ist dieses Innere, das Gott zunächst verändern will.

    o`mologe,w (Begriffslexikon zum NT, Seite 76):
    hOMOLOGEW und hOMOLOFIA, seit Sophokles und Herodot überliefert, sind Zusammensetzungen aus hOMOs gleich, ähnlich und LEGW sagen, bzw.LOGOS Wort, Rede. Demnach bedeutet hOMOLOGEW das Gleiche sagen, d.i. in der Aussage übereinstimmen. hOMOLOGEW heisst dementsprechend Zustimmung, Übereinstimmung.

Ideal ist eine Übereinstimmung zwischen unserem Innersten und dem, was wir sagen. In diesem Fall – Bekenntnis und Glaube stimmen überein – geschieht, was Jesus sagte: Dein Glaube hat dir geholfen (Matthäus 9,22); dir geschieht nach deinem Glauben (Matthäus 9,29). Während der Veränderung durch Gottes Wort und seinen Geist kommt es aber zu unsympathischen Übergängen, in denen wir zwar schon mit dem Verstand begriffen haben was Gott will, aber noch nicht mit „ganzem Herzen“ dabei sind. Wir haben ein geteiltes Herz, Bekenntnis und das Innerste sind unterschiedlich.
In diesem Fall ist die Frage, ob wir uns mit Gottes Wahrheit oder unseren Gefühlen solidarisieren. Unser Bekenntnis kann nur mit einem von beidem „gleichlauten“. Natürlich sollte es das Wort sein, mit dem wir konform reden und beten. Das Bekenntnis geht dann also der Änderung des Herzens voraus. Ich bin sicher, dass das Bekenntnis einen Einfluss hat auf die Entwicklung des Herzens, deshalb bekennen wir weiterhin die Wahrheit Gottes.
Wenn später das Herz nachkommt, kommt es zum „Heil“, und damit kommt die letzte kleine Worterklärung:

    swthri,a (Begriffslexikon Seite 264f):
    Die Worte (SWZW und SWTHRIA) bedeuten zunächst retten und Rettung in dem Sinn, dass Menschen aus einer sie bedrohenden Lebensgefahr herausgerissen werden, z.B. im Krieg, bei einer Seefahrt, während einer Krankheit … Im religiösen Sprachgebrauch wird die Rettung aus allen Gefahren von den Göttern erwartet; sie sind auch imstande, das über den Menschen verhängte Schicksal abzuwenden. … Die Heilungen von denen die Synoptiker berichten, beziehen sich auf den ganzen Menschen.John Wimber zitiert in „Heilung in der Kraft des Geistes“ (Seite 50) John Wilkinson: Es ist deutlich, dass seine (sozos) umfassende Bedeutung in den Evangelien darauf hinweist, dass sich die christliche Vorstellung vin Heilung und Rettung überschneidet. Je nach Situation ist das Mass der Überschneidung unterschiedlich, aber diese beiden Aspekte sind nie völlig getrennt. Die Heilung des Leibes ist nie nur eine körperliche Heilung und die Rettung der Seele betrifft nie nur den Geist, sondern beide gehören zur vollkommenen Befreiung des ganzen Menschen. Jesu Heilungswunder in den Evangelien dies deutlich und geben einen Vorgeschmack auf die vollkommene Befreiung.

Damit bietet sich uns eine stabile Grundlage, in jeder Situation den Sieg Jesu zu bekennen und uns danach zu sehnen, dass der Glaube des Herzens nachkommt. Es geht hier nicht nur um das ewige Heil sondern um alles, was Jesus am Kreuz erwirkt hat.

Gleichzeitig zeigt diese Stelle, warum nicht jedes dumme Bekenntnis aus unserem Munde gleich in unserem Leben Realität wird. Es ist etwas anderes zu sagen „ich werd verrückt“, „ich glaub´, ich krieg ein Kind“, oder es von Herzen zu glauben und zu sagen. Eine Weile wurde ja eine Menge Panik in der frommen Szene gemacht wenn man etwas falsches oder gar gefährliches sagte. Aber es ist reine Magie zu denken, dass Worte ohne Glauben besondere Kraft hätte!

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