die kommentare zu „komm nicht um!“ haben es deutlich gemacht: ihr denkt, dass ich den ganzen tag bibel lese. der verdacht liegt auch nahe; einige posts handelten von der wichtigkeit des wortes; ich frage in jeder predigt, ob die leute ihre bibeln mithaben und lege generell viel wert darauf, dass christen das wort gottes lesen und kennen.
tatsächlich lese ich aber nicht sehr viel bibel. das letzte mal richtig lange einfach nur bibel gelesen habe ich am 21.1.05. ich hatte es früher immer so verstanden, dass schon das lesen der bibel es bringen würde („es“=geistliches wachstum), musste aber feststellen, dass das so nicht ganz richtig ist. meine ersten bibelleseerfahrungen waren ein griff ins klo: nichts verstanden, nur fragen, überalle widersprüche und nix von gott gesehen. mein fazit damals: ich kaufe mir einen kommentar, wahrscheinlich bin ich zu doof, das wort verstehen und brauche einen ausleger. also habe ich mir barclays kommentar zum NT gekauft – was es nicht besser gemacht hat.
in einem hatte ich aber recht: ich brauchte einen ausleger. was ich nicht wusste ist, dass gott selber dieser ausleger sein will, sein heiliger geist, der „geist der wahrheit“ schliesst uns das wort auf. nur, den hatte ich da noch nicht. [bitte keine theologischen scharmützel darüber, ich war mal pfingstler!] später dann, mit dem heiligen geist, wurde die bibel auf einmal lebendig. aber nicht die ganze bibel. meistens hat gott mir einige verse wichtig gemacht und ich habe darüber nachgedacht, sie ausprobiert, darüber gebetet usw. mit der zeit wurde es eine sucht: mehr vom wort um mehr diese lebendigen verse zu finden. also habe ich vorne angefangen und habe die bibel bis hinten durchgelesen.
das mache ich auch heute noch so. wenn ich eine neue bibel habe fange ich vorne an und lese sie durch. das dauert aber ganz schön lange, weil ich nicht oft drin lese.
trotzdem bin ich dauernd „im wort“. morgens beim frühstücken bibelkassette. mittags beten mit bibelversen auf karteikarten. abends oder nacht studium einzelner verse. vorm ins bett gehen predigtkase. ich glaube, dass es wirklich nur wenige minuten am tag gibt an denen ich kein wort gottes im kopf habe. vielleicht auch zwei stunden, keine ahnung. aber meistens sind es themen, die mich beschäftigen und zu denen gott redet. die erarbeite ich systematisch aus der ganzen schrift, denn es heisst in psalm 119 „die summe deines wortes ist wahrheit“. mittlerweile meditiere ich so seit etwa 14 monaten(!) über ein und dasselbe thema.
dabei ist meine methode immer ausgefeilter geworden:

    – wenn ich etwas verstanden habe, notiere ich es in mein notizbuch (kleines moleskine, liniert). so vergesse ich nicht immer wieder, was ich gelernt habe. früher ist es mir oft passiert, dass ich mich tierisch über eine erkenntnis gefreut habe, die ich gerade hatte, nur um dieselbe erkenntnis irgendwann auf einer alten predigt zu hören. das ist uneffektiv und deshalb schreibe ich.
    – die bibelverse schreibe ich rot, den rest schwarz. so finde ich mich besser zurecht.
    – da offenbarung fortschreitet habe ich im notizbuch ein internes verweissystem, das auf verwandte artikel verweist.
    – ausserdem benutze ich farbige „index tabs“ um das buch thematisch zu sortieren. die idee habe ich von [depone]
    – da ich weiss dass der glaube aus dem wort kommt, gehe ich regelmässig das buch durch und drucke alle bibelstellen auf C6 karten aus. auf den karten ist der Bibelvers, unten die Verweise auf die Notizbuchseiten und parallelstellen. diese karten nehme ich zum beten. ich bete über sie, lerne sie auswendig oder lese einfach welche und bete in sprachen. sprachenbeten ist ein super mittel um mehr von gott zu schnallen – unbedingt ausprobieren!
    – da ich mich nicht gut lange konzentrieren kann ohne mich zu bewegen, laufe ich meist mit den karten durch die wohnung. gelegentlich spiele ich dabei mit einem rosenkranz.
    – zudem lese ich bücher, die mit meinem jeweiligen thema zusammenhängen. aus den büchern zitiere ich im notizbuch, ausserdem sind die bücher auch mit haftnotizen versehen, so dass ich jederzeit alles schnell wiederfinde.

diese methodik stellt ein gesamtpaket aus beten, lesen, hören, denken, schreiben dar, das sicher nicht jedermanns sache ist. aber vielleicht ist ja für dich das ein oder andere dabei. es ist alles darauf augereichtet, die gedanken auf jesus zu halten und es ist möglich, das system si abzuwandeln, dass es auch in phasen funktioniert, die stressig sind und wenig raum für kontemplation bieten. so habe ich z.B. immer ein anderes Notizbuch und ein elberfelder-NT dabei und lese in wartezimmern, schlangen usw.
seltsamerweise habe ich mehr als zehn jahre christsein gebraucht um zu verstehen, wie wichtig das wort wirklich ist und wie man es anwendet. offenbar ist eine entwicklung nötig um so zu leben, dass geistliches wachstum schnell geht. ich bin immer noch am anfang, merke aber, dass ich schneller wachse als früher. ich war immer „ein mann des gebetes“ und habe den grössten teil meines christseins nach der uhr mindestens eine stunde am tag gebetet, das hat mir sehr viel gebracht. aber rückwirkend stelle ich fest, dass es oft hauptsächlich deshalb was gebracht hat, weil der heilige geist mir im gebet bibelstellen ins gedächtnis gerufen hat. dieses aufnehmen und lebendig werden des wortes will ich gerne effektiver gestalten durch geeignete geistliche disziplin.

stumpf bibellesen ist keine geeignete disziplin, aber besser als nichts.

Be Sociable, Share!

15 Kommentare

  1. na ja.
    ich hab einfach „stumpf bibel gelesen“.
    Ich hab anfangs auch nicht viel verstanden.
    Hatte im NT angefangen. und grade die ganzen Wundergeschichten.. da dachte ich, „na ja..wers glaubt..“ (damals war ich auch noch kein Christ..als ich begann Bibel zu lesen)

    Meine Tips fürs „erste Mal“ (erstes Mal Bibel am Stück lesen):
    -wenn man die Bibel nicht versteht, kanns auch an der Übersetzung liegen..
    Zum „am Stück lesen“ rate ich von Elberfelder&Co. ab und empfehle dringend Gute Nachricht oder Hoffnung für Alle.
    -und dann: einfach lesen! Wenn man mal was nicht versteht.. einfach weiterlesen (und irgendwo Notizen machen, z.B. gleich in die Bibel rein..)
    -natürlich ists hilfreich, wenn man beim Bibellesen betet..

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich so manches erst im nachhinein erschließt..

    Durch das „Durchlesen“ bekommt man eine Art „Roten Faden“.
    Das ist sehr hilfreich..
    Im Alltag kommt man mit vielen Bibeltexten in Berührung.. in predigten, Gesprächen etc..
    und auf einmal kann man diese Bibeltexte in Zusammenhang setzen.. das ist dann wie Puzzlestücke..

    Gott kann und wird das angelesene Bibelwissen benutzen.. es ist ihm eine Hilfe, wenn er mir etwas offenbaren will..
    Ich behauptew einfach mal, dass Gott mehr offenbaren wird, wenn man Bibel gelesen hat, als wenn man das nicht getan hätte..

    Besonders wichtig fnde ich es,
    nicht nur das NT sondern auch das AT zu lesen.
    Immerhin setzt das NT das AT voraus,
    und Jesus und die Christen damals hatten nur das AT .. ein paar Jahre später kamen noch die Texte des NT nach und nach hinzu..
    Man wird feststellen, dass sich durch die Lektüre des AT die eigene Vorstellung von Gott verändern wird..
    Sie wird ergänzt durch Dinge, die uns das AT über Gott offenbart.
    (man sollte nur nicht den Fehler machen anzunehmen, dass Gott_von_AT ungleich Gott_von_NT ist.. er ist der selbe gestern und heute und in Ewigkeit.)

  2. Hey Storch, Du bist nicht up-to-date. Früher, da nannte man sowas „Ordnung“ und „Disziplin“. Heutzutage heißt das „Zwangsneurose“ 😉

  3. Guter Post!
    Also, die Beschreibung, wie du das machst. Aber ich dachte immer, der Rosenkranz is vom Teufel? *duck* *grins*
    sofx

  4. hi storch, jetzt wundert mich nix mehr. klar, dass von dir inspiration ausgeht.

    passend zum tagesthema noch ein kurzes video: http://ms3.videomadeez.com/WhiteBoyDJ/BabyGotBook.wmv

    viel spass, haso

  5. hm, also ich habe eigentlich lange Zeit nur dann Bibel gelesen, wenn ich gerade was wissen wollte, ansonsten hab ich nach kurzer zeit immer sonen Abtörn bekommen, sodass ich dann mal glatt zwei Monate garnix mehr gelesen habe^^ … naja, jetzt wo ich die volxbibel habe, die mir sehr viel basser rein geht als jede andere Bibel, weil sie einfach so richtig fresh ist, lese ich täglich, und das freiwillig und mit viel Vergnügen. Dabei habich auch en kleines Notizbuch in das ich mir wichtige Gedanken und Bibelstellen reinschreibe – allerdings ist das ganze zimlich unordentlich, ich konnte mir gerade so angewöhnen obendrüber die entsprechende Bibelstelle aufzuschreiben … aber ich merke das mich das ganze sehr prägt, und das ich mir viel tiefgehendes wissen aneigne. Wo ich vorher eigentlich immer nur die Geschichten gut kannte, verstehe ich jetzt vorallem tiefgehende Gedanken und besonders das sehr weite Thema Liebe finde ich zur Zeit sehr interessant …

  6. ich bewundere das immer, wenn jemand mehr als 10 Tage soche Disziplin und gar Systematik durchhält! Ich lese gerade wieder die Evangelien (bin erst beim 4. Kapitel von Matthäus), auf spanisch. Ich lese Hasos blog und deinen. Hören von Kassetten würde mich zum Einschlafen bringen, da ich in früheren Zeiten „Sprechsendungen“ von BBC zum Einschlafen benutzt habe. Leider funktioniert das immer noch so. D.h. Lesen ist für mich besser.
    Und ich staune, dass ihr jeden Tag was Neues schreiben könnt. Das fließt ja nur so….

  7. WOW! danke storch. das hat mir jetzt total geholfen 🙂

    gracias hombre!!!

  8. sehr geil. (selber mönch, sag ich da nur.) 🙂

  9. hier noch ne Bibellese-Planungshilfe für Leute, die elektronisches Spielzeug mögen
    http://www.readingplanner.com

    das is was für windows-rechner-Nutzer. Und für Palmisten.
    Muss ich selber auch gleich ma ausprobieren (d.h. ich habs selber noch nicht getestet.. 😉 )

  10. hey storch

    gibt es eine Geschichte zu dem Rosenkranz ? Wie ist er in deine Hände gelangt ? Ich habe mich in letzter Zeit ab und zu mal mit Leuten über die Rolle von Maria in der Heilsgeschichte und über Rosenkranz beten unterhalten … ist für mich sehr interessant, weil es ein Thema ist .. zu dem ich bisher noch wenig Erkenntnis habe. Also gibt es eine Geschichte bei dir zu dem Rosenkranz ?

  11. hi lupita,
    schön von dir zu lesen. hat es jetzt geklappt mit dem rss? auf jeden fall herzlich willkommen in der schönheit des komplexen!

    @debora:
    ich bete keinen rosenkranz, ich bete nur mit einem. will sagen: ich verwende keine festen gebete pro perle, schon gar keine „ave maria“, das ist ein stück katholischer frömmigkeit mit dem ich nichts anfangen kann.
    es ist mehr so, dass ich immer gerne was zum spielen habe beim beten und da haben sich ketten als sinnvoll erwiesen. ich habe auch einen fingerrosenkranz, der denselben zweck erfüllt. da mein „richtiger“ rosenkranz gerissen ist verwende ich derzeit auch nur eine einfache kette aus hämatitperlen.

  12. Sind „hämatitperlen“ nicht okkult ?!? 🙂

  13. Naja, wenn ihr mich fragt ist der Glaube an Gott einer der größten Irrtümer der Menschheit.

  14. tun wir nicht, aber sei uns dennoch willkommen damian!

4 Pingbacks

  1. […] Wenn es Dir so geht möchte ich Dir ein paar Tipps geben. Wir wissen beide, dass es wichtig ist, Gottes Wort aufzunehmen. Wenn Du es nicht weisst, empfehle ich dir diese Blogeinträge: 1|2|3|4|5 und ausserdem noch einen post von haso. […]

  2. fritzBlog sagt:

    […] Also Storchs Blog ist wirklich, wirklich zu empfehlen. Dieser Artikel hat mich echt umgehauen. Habe heute morgen längere Zeit drüber nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß mich am ehesten Psalm 119 weiterbringen könnte. Deswegen will ich mir das nächste halbe Jahr nehmen, um jeden Tag einen Vers aus diesem Psalm durchzukauen. Wer Lust hat, kann mitmachen, ich werd mal ab und zu hier was schreiben, was ich dabei gelernt habe. Außerdem bringen mich die Artikel über Männer und Kirche, die ich mal verlinkt habe zum Nachdenken. […]

  3. […] ist, Gottes Wort aufzunehmen. Wenn Du es nicht weisst, empfehle ich dir diese Blogeinträge: 1|2|3|4|5 und ausserdem noch einen Post von Haso. 1. Lies trotzdem hin und wieder Bibel. Viele […]

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>