«Alles ist erlaubt» – aber nicht alles nützt. «Alles ist erlaubt» – aber nicht alles baut auf. (1.Korinther 10,23 nach der Einheitsübersetzung)

ich bekomme immer viele anfragen von leuten die wissen wollen, ob man eine bestimmte sache als christ tun darf oder nicht. die bandbreite ist gross: horrorfilme, rauchen, charismatische gottesdienste besuchen, nicht vor dem essen beten, usw. für mich ist das eigentlich schwer nachzuvollziehen, weil ich mir diese fragen persönlich nie gestellt habe. ich dachte als quereinsteiger immer, dass ich ja den heiligen geist und die bibel habe und dass mir gott schon zeigen würde, wenn ich was lassen sollte. tatsächlich beschäftigt die frage, was man darf und was nicht, aber viele christen.

ich schätze, dass es schon immer so gewesen ist und dass es wohl im ersten jahrhundert vor allem die apostel waren, die man in solchen fragen zu rate gezogen hat. auf jeden fall hat paulus die frage beantwortet, als es um ein umstrittenes thema ging, nämlich darum, ob es für einen christen okay ist, götzenopferfleisch zu essen. die antwort des apostels ist universal verwendbar: «Alles ist erlaubt» – aber nicht alles nützt. «Alles ist erlaubt» – aber nicht alles baut auf.

leider haben wir als jesus freaks manchmal die tendenz nur den ersten teil zu lesen und zu zitieren. „alles ist uns erlaubt! wir sind nicht mehr unter dem gesetz, ein lump, wer uns was verbieten möchte!“ schade, wenn man den vers so versteht, dass alles okay ist und die freiheit, die wir in jesus haben nur ein billiger vorwand dafür ist, weiter zu sündigen! um es mal ganz deutlich zu sagen, wer das so sagt, hat leider einen wesentlichen teil des evangeliums nicht verstanden. jesus hat uns nicht freigemacht zu sündigen sondern er hat uns frei gemacht, nicht mehr zu sündigen und stattdessen so zu leben, wie gott es sich vorstellt!
gottes liebe ist unabhängig von unseren werken – auf jeden fall! gott liebt den „superchristen“ nicht mehr als den, der „mit ach und krach dem lamme nach“ geht. aber einer der geilsten aspekte des evangeliums ist, dass wir in jesus, erfüllt mit dem heiligen geist, so leben können, wie gott es gut findet. das kann kein mensch aus eigener kraft!

insofern sind wir frei alles zu tun, aber wir wollen gar nicht alles tun, sondern nur das, was erbaut. mit anderen worten: das, was uns weiterbringt. wenige dinge sind wirklich geistlich neutral. das, was wir machen, womit wir uns beschäftigen usw. hat einfluss auf unser leben. es baut auf – oder eben nicht.
ich wollte das in manchen phasen meines lebens nicht glauben. „ich bin frei von einflüssen!“, wollte ich glauben. naja und nun habe ich in den letzten ca. zwei monaten (unfreiwillig) ein kleines experiment gemacht:
ich hatte mir eine geistliche disziplin antrainiert: immer vor dem ins-bett-gehen habe ich eine predigt gehört. der grund liegt auf der hand, im schlaf baut sich das gehirn auf. neuronale verknüpfungen werden gebildet, wissen wird verarbeitet und teil unserer selbst. das wollte ich gerne mit gottes wort so haben. ein gewünschter nebeneffekt wäre es vielleicht, endlich mal von jesus zu träumen, was bisher nie vorkam. das resultat war positiv: morgens bin ich öfters mit bibelversen und kleinen erkenntnissen aufgewacht, ein guter start in den tag!
dann kam eine phase in der ich abends sehr müde war und statt eine predigt zu hören noch eine folge akte-x geschaut habe. nix gegen akte-x, „alles ist erlaubt“, aber das resultat war offensichtlich: morgens bin ich mit den gedanken an szenen aus der nächtlichen folge aufgewacht, teilweise habe ich noch den ganzen tag über die akte nachgedacht.

das zeigt mir ganz deutlich, dass auch sachen, die nicht sünde sind abbauen können. die dinge sind nicht so neutral, wie ich sie gerne hätte. natürlich bedeutet das nicht, dass ich keine videos mehr sehe oder akte-x-staffeln zu verschenken hätte. es bedeutet nur, dass ich wieder vorsichtiger bin mit dem, was ich mir gebe.

das ist die biblische antwort (zumindest ein teildavon) auf die eingangsfrage. weder ich noch ein apostel noch ein anderer mensch können DIR sagen, was gut für dich ist. wenn du wissen willst, was du als christ darfst oder nicht, mach ehrlich selbst den test. baut es dich auf? dann bleib dabei. fuckt es dich ab? dann lass es.
das gilt nicht nur für „dinge“ die man tun oder lassen kann sondern genauso für theologische systeme. nicht jede art zu glauben ist gut und auferbaulich. eine gewissenhafte prüfung ist sinnvoll.

[natürlich gilt das nur für dinge, die grenzwertig und schwer zu entscheiden sind. klare sünden sind ohnehin zu unterlassen. es ist keine frage ob mord, ehebruch, zauberei oder götzenanbetung aufbauen oder nicht. sie tun es nicht. und sind sowieso scheisse!]

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5 Kommentare

  1. Ich hab das auf ähnliche Weise mit Musik gemacht. Irgendwie hat mich teilweise Musik runtergezogen (und manche Musik tut das heute noch, zB, wenn ich unfreiwillig Eisregen hören muß ;-)). Ich habe mir zwar keine Bibelverse odersowas anstattdessen reingezogen, aber doch auch Lobpreis, bzw. christliche Songs. Daraufhin gings mir tatsächlich besser.
    Es prasseln viele Dinge auf uns ein, die uns beeinflussen, vielleicht ist es hilfreich, sich darüber Gedanken zu machen bzw. ein Gespür dafür zu kriegen.
    sofx

  2. ..hmm.. auch unter JF’s gibts teils heißdiskutierte „du darfst/du darfst nicht!“-themen.

    Ein heißes eisen:
    kiffen.
    Die Reflexantwort unter Christen ist immer „ein Christ kifft nicht.“ Ohne viel darüber nachgedacht zu haben.
    yes, i did..
    (und zwar erst nachdem ich christ geowrden bin)

    abgefuckt hats mich nicht… eher im Gegenteil, ehrlich gesagt..

    die gründe warum ich eigentlich nicht mehr kiffe, sind ganz schön komplex. Sie resultieren nicht aus einem „ein Christ darf nicht kiffen“.
    Sondern ich sehe das so:
    „An sich schon, aber… “ und dann wirds komplex…

    Mich persönlich würde das einfach zu sehr in Scherereien reinbringen..

    stell dir vor, du hast ein seelsorgegespräch.. und irgend ne Mutti oder ein Vati kommt zu dir wegen der Kifferei des Sohnemanns oder der Tochter.. und auf einmal fällt dir auf, „nanu, das is doch der/die, mit dem/der ich letztens einen geraucht hatte..“ usw..

    ..und ganz viele andere Gründe.

    ganz viele leute kiffen, wenn – dann täglich..

    das geht zwar auch anders…
    ..nun ja vielleicht ists vergleichbar mit der Problematik „Alkohol trinken als Christ in z.B. Russland“

  3. Hey,
    hab gerade gestern eine Hammerpredigt zu dem Thema gehört, gibt es auf zum Download:
    http://www.freistil-gemeinde.de/indexb.htm
    FREIheit in zweifelhaften Fragen
    Predigt: Markus Schmidt

  4. ich hab zu viele Leute gesehen die zu kaputt vom Kiffen waren. Psychokrüppel, die nie wieder klar werden und zum Teil nicht mal mehr wissen wer sie sind. Psychosen kommen oft vom Kiffen, das reicht mir als Anti-Argument. Egal ob Christ oder nicht.

  5. hab mir die pdf-datei zur Predigt angeguggt.

    wirklich eine sehr schöne komplex-antwort zum thema.

    hier der link für alle, die nicht auf jener webseite lange suchen wollen:

    http://www.freistil-gemeinde.de/predigt/16102005.pdf

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