erst einmal möchte ich einen post von micha empfehlen, der auch um das thema metatheologie kreist: http://schraubereien.blogspot.com/2005/08/these-jeder-mensch-denkt-man-selbst.html viel spass damit!

nach michas einwürfen, dass es schon ähnliche denkrichtungen gibt, habe ich mich im internet auf die suche gemacht und bin tatsächlich fündig geworden. „metatheologie“ als begriff kann vereinzelt gefunden werden. dabei scheint es zwei hauptrichtungen zu geben die sich beide aus unterschiedlichem verständnis der griechichen präposition meta (meta.) ergeben.

    1. metatheologie geht über die theologie hinaus
    hier wird metatheologie so gesehen wie die metaphysik. was das genau ist kann ich nicht recht fassen. aber wie metaphysik etwas ist, was über das physische hinausgeht, geht auch die metatheologie über das theologische hinaus. wenn man bedenkt, dass der forschungsgegenstand der theologie gott selbst ist, kann man sich kaum vorstellen, was das sein soll, was über gott hinausgeht… 🙂
    2. mtetatheologie denkt über die theologie und ihre methoden und quellen nach.
    metatheologie in diesem sinne orientiert sich an wolfgang metzgers begriff der „metakommunikation„: kommunikation über kommunikation. so ist metatheologie „nachdenken über theologie und ihre methoden und quellen“.
    der begriff scheint bereits im 16.jahrhundert ähnlich verwandt aufgetaucht zu sein. nämlich bei heinrich bullinger (1504-1575). bullinger war einer der grossen schweizer reformatoren, nachfolger zwinglis, nachdem dieser im krieg gefallen war und einer der vordenker und wegbereiter des calvinismus. es ist schon traurig für mich als evangelikalen, der den gedanken der prädestination völlig ablehnt, dass ausgerechnet ein prä-calvinist den begriff der metatheologie geprägt. doch ein trost ist mir geblieben: an der synode von dordrecht:“die lehrregeln von dordrecht“:http://de.wikipedia.org/wiki/Lehrregeln_von_Dordrecht :“calivinismus bei wikipedia“:http://de.wikipedia.org/wiki/Calvinismus, bei der der calvinismus „gegründet“ wurde, hat er nicht teilgenommen. da war er schon tot (wie auch calvin selbst).

    leider kenne ich bullingers werk nicht einmal in ansätzen. ich habe auch nur eine einzige quelle gefunden, die sich mit seiner metatheolgie auseinandersetzt::“bullingers metatheologie“:http://www.solideogloria.ch/Bullinger/DAS%20ANLIEGEN.htm. der artikel ist wenig aufschlussreich, aber so wie ich es verstehe, hat er sich darüber gedanken gemacht, wie theologie entsteht.
    sein leben zeigt ihn aber deutlich als kind seiner zeit. er war ein reformator, autor von confessiones und damit im denominationalismuns und rein rationaler theologie verhaftet. wenn sich jemand mit bullinger gut auskennt und mir weitere informationen über seine metatheologie geben kann, wäre ich für einen kommentar sehr dankbar!

    das ist nicht die metatheologie von der ich hier schreibe. das, was ich meine kann nicht denominationell verstanden oder ausgeschlachtet werden. im gegenteil: es will eine grundlage schaffen für ein erkennen und (er)leben der glaubensinhalte zwischen den grossen bekenntnisrichtungen. damit aber auch für ein ausbrechen aus dem konfessionalismus.
    ich sehe darin eine der grössten stärken unserer generation von christen: dass ein miteinander über die grenzen der denominationen möglich wird. dass evangelische mit katholischen gläubigen reden und charismaten mit evangelikalen gottesdienste feiern. der fehler ist nur, dass es oft zu einer profillosigkeit kommt, wo man sich zwar auf dem kleinsten gemeinsamen nenner trifft, aber sich nicht gegenseitig befruchtet sondern nur stehenlässt.

    die letzte seite, die ich gefunden habe, die metatheologie auch in diesem sinne verwendet ist ein artikel bei postmoderne-theologie.de. hier geht es darum, die theologie und ihre systeme „von oben zu sehen.“ der artikel:“metatheologie in der pomo-theologie“:http://postmoderne-theologie.de/de/christian.html ist sehr lang und beschäftigt sich nur in wenigen kurzen sätzen mit dem thema. ich gebe zu, ihn nur teilweise gelesen zu haben…

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Ein Kommentar

  1. bin Anfänger in der Blogologie. Habe aber einige Erfahrungen mit Bullinger, bin der Urheber der Aussage, er sei Metatheologe gewesen. Hier einige
    Bemerkungen, die bitte nicht durch Schlussfolgerungen und Extrapolationen denaturiert werden mögen:

    Schwierig, B. als Prä-Calvinist zu etikettieren, gerade in der Prödestinations-thematik. Er verstand sich als einer, der genau hinhören will (sein Wahlspruch), und er lehnte auch in praxi alle (anderen; auch das Hinhören hat seine Struktur!) Methoden ab. Sein „privatives“ Theologisieren (vgl. Alpha privativum) lässt andere Meinungen zu (im Gegensatz zu Calvin, meine ich), lässt aber nicht die Unliebe zu, dass Menschen verführt werden durch Breitschlagen je eigener Meinungen. Indem B. auf Logik wie Analogik als Methode verzichtet („menschliches gedicht“), ist er als Metatheologe interessant: durchaus die Meta-Ebene.

    B. wirkte in Zürich als Bollwerk wider die aufkommende Orthodoxie, auch in Bezug auf Calvin wie Beza. – Ist Orthodoxie anders verstehbar als eine Auswirkung von sich auf die Aufklärung hin verstärkenden Logik? und die kurze eigentliche Reformation anders als eine Gegenbewegung gegen die in Scholastik erstarkten (aristotelischen) Logik? – B. war auch nicht Anhänger der ramistischen (Petrus Ramus) Spielart von Logik, begrüsste diesen aber als Reformierten.

    Prädestination scheint als rotes Tuch zu wirken. Ich selber kann auch gar nichts damit anfangen, weiss aber, dass man sich damals mit Äusserungen an Zielgruppen richtete: C. schrieb seine Gedanken ausdrücklich an Menschen in Glaubensgewissheit; wir aber verstehen das als allgemeinverbindliche Wahrheit (oder lehnen es ab) – so wird Calvin missverstanden. Bullinger hatte ihn davor gewarnt, Calvin wurde unwillig.

    Für weitere Bemerkungen bin ich gerne bereit. Bin aber nicht im Konsens aller Universitären.

Ein Pingback

  1. […] metatheologie-eine-begriffsabgrenzung — Klick hier und zu dem Artikel zu gelangen… Klingt trocken, ist ein wenig trocken, aber wenn man sich den Artikel im gesamten durchliest, dann hat das einen “Aha”-Effekt. Zumindest für mich als Theologie-Student…   […]

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