15. August 2005 2

storchs talar

talardiesen talar habe ich gestern von pauli und lotte geschenkt bekommen. natürlich wollte ich immer schon so ein kelidungsstück haben, aber extra einen katholischen würdenträger dafür zu erschlagen schien mir ein hoher preis.

der talar hat folgende geschichte: der umzugsunternehmer k. hatte eine haushaltsauflösung vorzunehmen. ein alter mann, der in jüngeren jahren dem klerus angehörte, hatte das zeitliche gesegnet. nachdem das haus ausgeräumt war gab es noch eine grosse garage, die leer geräumt werden musste. der strom war bereits abgeschaltet und mittlerweile begann es stark zu dämmern.
ein angestellter ging in den hof um die dunkle garage zu inspizieren. er öffnete eine seiten tür, ging hinein und fand, als seine augen sich gerade an das dunkel gewöhnten, einen lichtschalter, der noch funktionierte. er drückte drauf – und wäre fast vom schlag getroffenworden: im schummerigen licht einer alten verstaubten funzel sah er zwanzig bis fünfundzwanzig in priesterroben gekleidete gestalten auf bänke um ein rednerpult sitzen. es gab ein deutlich hörbares knirschen als die hälse der untoten sich zu dem erbarmungswürdigen möbelpacker drehten. seine hand fuhr unwillkürlich an das kleine goldene kruzifix an seinem hals. er schmeckte den metallischen geschmack der angst in seinem mund als er langsam rückwärts stolperte und sich insgeheim wünschte, es wäre wirklich der schlag gewesen, der ihn getroffen hatte und nicht die faust des ersten zombies…
vermutlich dauerten diese gedanken nur ein paar sekundenbruchteile und werden den armen angestellten nicht fürs leben gezeichnet und in die berufsunfähigkiet getrieben haben. nichts, was nicht ein mantateller (für nicht-ruhrgebietler: currywurst-pommes rot-weiss) und ein rentnergedeck (ein bier und ein kurzer) wegspülen könnten. wer denkt da nicht an akte-x? oder daran, das bescheidene habitat jacks des rippers zu betreten? aber zum glück waren es nur puppen, die sich hingesetzt hatten um der täglichen predigt ihres jüngst verstorbenen meisters zu lauschen.

so erklärt es sich auch, dass der talar zwar von weitem ganz beeindruckend aussieht, sich aber von nahem (wenn man mit einer klammer an der nase so nah herankommt) als recht schlechte arbeit herausstellt. den grundstock bildet eine tischdecke. die streifen bestehen aus leukoplast, das mit kuli bemalt ist. die verzierungen sind mit den grossen stichen eines alten mannes genäht. leider habe ich die garagenkirche nicht sekber gesehen, aber ich vermute, dass sie mit hingabe und einer grossen liebe zum detail eingerichtet war. das jedenfalls lässt der talar vermuten. eine kleine gemeinde in der eigenen garage zu haben und die kirchgänger in mühsamer handarbeit selbst zu kleiden zeugt schon von – was auch immer.
jedenfalls können wir wohl vermuten, dass ihr besitzer starb wie er lebte: predigend.

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2 Kommentare

  1. URBAN MYTHOLOGY!!! Glaub ich nicht.
    Falls du vorhast bei deiner nächsten Freakstock predigt den Fummel anzuziehen dann trage bitte den Nietengürtel sichtbar darüber.

  2. Sehr schönes Stück! Aber untersteh dich den Fummel auf unserer Hchzeit zu tragen. Ich habe keine Nasenklammer!

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