28. Juli 2005 8

die motivation anderer

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während es uns oft schwer fällt die eigene motivation einzuschätzen, sind wir häufig recht schnell dabei, die motivation anderer zu beurteilen. wer kennt es nicht, dass man jemandem, der eine andere meinung vertritt unlautere motive unerstellt, die er gar nicht hat. ganze volksgruppen (politiker!) werden so verurteilt. denen geht es allen sowieso nur ums geld oder um macht.selbst vor glaubensgeschwistern macht es nicht halt. auch da sind die anderen voller unlauterer motive. alle anderen, nur nicht wir selber.

mittlerweile bin ich vorsichtig damit geworden, anderen irgendetwas zu unterstellen. wie leicht täuscht man sich dabei! ich habe mir schon vor jahren vorgenommen, von anderen nach möglichkeit das beste anzunehmen. das klappt nicht immer, ich bin da auch auf dem weg, aber ich denke schon lange nicht mehr, dass jeder, der nicht das macht oder sagt, was ich machen oder sagen würde, das, was er macht oder sagt nur aus der denkbar schlechtesten motivation heraus tut. das war ein langer satz, aber es musste sein.

vielleicht beziehen sich die stellen im neuen testament, in denen vom richten die rede ist, gerade darauf. denn natürlich sollen wir die taten anderer beurteilen, aber sie nicht verurteilen oder ihnen etwas unterstellen, das noch hinter den taten liegt. diese spannung zwischen etwas beurteilen sollen und niemanden verurteilen dürfen, macht vielen christen zu schaffen. sie urteilen dann lieber gar nicht oder diskutieren die biblischen maßstäbe weg. aber es geht beides. jesus hat über beide leitplanken der wahrheit gelehrt. in einer predigt:

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr meßt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Laß mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen. (matthäus 7,1-6 nach der einheitsübersetzung)

also einerseits nicht richten, andererseits aber sollen wir wissen, welche menschen „schweine“ und „hunde“ sind, die das heilige und die perlen nicht vorgesetzt bekommen sollen. das hat was mit beurteilen zu tun.

und es ist auch ganz normal: es gibt menschen, denen ich nicht mein herz ausschütten würde, bei denen ich weiss, dass sie nur über die offenbarungen spotten würden und bei denen es einfach nicht passt.

ich schlage als ersten schritt zu einem leben ohne richten vor, dass wir anderen keine falschen motive mehr unterstellen sondern statt dessen den balken in unserem eigenen auge suchen. aufzuhören, die taten anderer zu beurteilen kann nicht richtig sein, denn an ihren früchten sollen wir menschen erkennen (immer noch matthäus 7). was definitiv falsch ist, ist dann auch noch über die vermeintlichen fehlhaltungen mit dritten zu reden oder menschen lieblos zu kritisieren.
gerade bei anderen christen sollten wir sehr vorsichtig mit unterstellungen sein. da gibt es einen vers, den ich oft bete, wenn ich in die versuchung gerate, die motive von geschwistern zu verurteilen:
Wie kannst du den Diener eines anderen richten? Sein Herr entscheidet, ob er steht oder fällt. Er wird aber stehen; denn der Herr bewirkt, daß er steht. (Römer 14,4 )

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[en]

Often it is difficult to rate our own motivation while it isn´t that difficult to rate the motivation of others. Who doesn´t know the situation ascribing somebody unfair motives who stands for another opinion that this person doesn´t represent at all. Complete ethnic groups (politicians) are judged in this way. All what they are interested in is money or influence. It is even the same with sisters and brothers in the Lord. They are full of unfair motives. All the others have, except we, we do have only fair motives.

In the meantime I have become more careful in ascribing somebody anything. How easy is it to deceive oneself! Now it has been for years that I decided to do my best to think best of others. It doesn´t work all the time. I´m still on the way. However, for already a long time I do no longer think people do things out of the worst motivation only because I wouldn´t do or say the things they do or say. This was a long sentence but it was necessary.

Maybe the verses in the New Testament which tell us something about judging are speaking about this. Of course we should form an opinion but we shouln´t condemn somebody or allege somebody motives which we assume to be hidden behind the doings. Exactly this tension is hard for many Christians. On the one hand having to  judge something and on the other not to condemn. So they are choosing not to judge anyway or they argue away any biblical norm. However, it is possible to fulfill both. Jesus preached about both aspects. In a sermon:

Do not judge, or you too will be judged. For in the same way as you judge others, you will be judged, and with the measure you use, it will be measured to you. Why do you look at the speck of sawdust in your brother’s eye and pay no attention to the plank in your own eye? How can you say to your brother, ‚Let me take the speck out of your eye,‘ when all the time there is a plank in your own eye? You hypocrite, first take the plank out of your own eye, and then you will see clearly to remove the speck from your brother’s eye. Do not give dogs what is sacred; do not throw your pearls to pigs. If you do, they may trample them under their feet, and then turn and tear you to pieces. (Matthew 7,1-6) New International Version

So, on the one hand not judging but on the other we should know which people are „pigs“ and „dogs“ to whom the sacred and the pearls shouldn´t be given.

And it is absolutely normal: there are people I wouldn´t open my heart to cause I know they just would scoff at the revelations or where I know it just wouldn´t fit.

First I propose living a life without judging. So we can prevent ascribing somebody unfair motives. We should rather be looking for the plank in our own eye. To stop judging the acts of others can not be the right way as by their fruit you will recognise them. (still Matthew 7) What is definitely wrong is to speak to a third party about the supposed abnormal attitudes or to critisize people loveless. Especially in regard of other Christians we should be very careful with assumptions. There is a verse I pray very often when I feel tempted to judge the motives of brothers and sisters:

Who are you to judge someone else’s servant? To his own master he stands or falls. And he will stand, for the Lord is able to make him stand. (Romans 14,4)

Translation: Sandra. I am always looking for translators, if you want to translate one or more posts please drop me a line.

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7 Kommentare

  1. nun ja..

    mensch ist eben fehlerhaft.

    es fällt sowohl schwer, den andern zuzugestehen, dass sie fehler machen werden..
    als auch, sich selber einzugestehen, fehler machen zu werden…

    gehört irgendwie auch zu diesem thema..

  2. ich mag dein „blogmotto“:“mensch ist fehlerhaft.. ..und gott ist seltsam. Und das Leben ist immer komplizierter als die Theorie(n).“

  3. Hi,
    …sehr interessantes Thema. Ver-/Beurteilen nicht Menschen gerade dass, was sie an sich selbst auch nicht mögen, doch fällt es ihnen an anderen viel eher auf. Demnach kann man doch recht schnell merken, welchen Fehler man selbst gerne macht ohne sich dessen bewußt zu sein. Andererseits, was für den einen falsch ist, muß für den anderen noch lange nicht falsch sein… Wonach soll man die Fehler da messen???

  4. Noch eine ganz konkrete Frage:
    Sind meine Motive Falsch, wenn ich für ein paar Monate zur Entwicklungshilfe nach Afrika gehe um an Erfahrung für mich selbst zu gewinnen?

  5. ist doch nicht schlecht, etwas für sich zu machen. und wenn es dann noch anderen hilft (wie im beispiel entwicklungshilfe) – super. ich wünsche eine gute zeit in afrika 😉

    übrigens willkommen in meinem blog!

  6. Johannes der Täufer hat andere gerichtet:

    Mt 23,32: 23,32 Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen

    Paulus auch:
    Tit 1,10: 1,10 Denn es gibt viele Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, besonders die aus den Juden,

    Paulus den Petrus:
    Aber da ich sah, daß sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Petrus vor allen öffentlich: So du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du denn die Heiden, jüdisch zu leben?

    Richten heißt, wenn ich einen Sünder runtermache. Richten heißt nicht, dass ich nicht falschen Verhalten offen entgegentrete, z.B. US-TV-Predigern und ihren Wohlstandevangelium, mit dem sie sich die Taschen füllen.

  7. Ich habe mal eine wie ich finde sehr gute Definition von richten und beurteilen gehört:

    Es ist in Ordnung, das Verhalten von anderen zu beurteilen, auch zu sagen, das und das hat mich verletzt.
    Es ist nicht in Ordnung, die Motivation hinter diesem Verhalten zu beurteilen, d.h. warum macht er oder sie das, welche Motive stecken dahinter – wenn man nicht eine klare Offenbarung von Gott darüber hat (Wort der Erkenntnis), kann ich nichts über die Motivation eines anderen wissen.

    Beispiel: „US-TV-Prediger und ihren Wohlstandsevangelium“
    Es ist vollkommen ok, zu sagen, das passt mir nicht, dass dort Spendenaufrufe gemacht werden, und zwar aus den und den und den Gründen (ich finde es übrigens auch manchmal eher grenzwertig).
    Es ist nicht ok, zu urteilen, der füllt sich damit seine Taschen, er ist geldgierig,… – das betrifft die Motivation, und es kann durchaus sein (und ist im täglichen Leben auch oft so), dass der Typ eine ganz andere, vielleicht sogar durchaus löbliche Motivation hat, die ich nur nicht kenne, weil er sie nicht an die große Glocke hängt.

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