in diesem internet wird ja immer sehr viel über strukturmodelle geredet und das ist ein thema, das mich persönlich sehr interessiert. speziell die frage, ob es wirklich in der praxis möglich ist, von top-down-modellen zu bottom-up-modellen zu kommen. ich bin selber mit dem thema alles andere als durch, aber ich sehe für uns als bewegung möglichkeiten strukturell umzudenken und so vielleicht mehr zu einer wirklcihen bewegung zu werden; wegzukommen von der denomination. aber auch für gemeinden kann es sehr viel dynamik bedeuten fortzukommen von einer rein hierarchischen top-down-leitungskultur.

ich könnte mir vorstellen, dass leitung nach art von webforen funktionieren könnte. sicherlich nicht für die ganze gemeinde, aber für bestimmte bereiche, die sich selbst organisieren können.
manche foren im web sind sehr lebendig, es gibt rege diskussionen und einen vorbildlichen austausch an wissen und meinungen. auf den ersten blick sieht es so aus, als ob das einfach so entstehen würde und als wäre es entweder da oder eben nihct. da ich selber ein forum betreibe, weiss ich dass der erste eindruck täuscht: die qualität eines forums ist ganz stark abhängig davon, dass der administrator einen guten job macht. speziell hat ein admin drei möglichkeiten ein forum zu steuern:

1. er kann neue threads eröffnen
manche foren funktionieren so, dass nur der admin neue bereiche eröffnen kann, in anderen kann sogar nur der admin neue themen eröffnen. das gibt ihm einen gewissen einfluss darauf, welche diskussionen im forum laufen. noch stärker tritt dieser aspekt beim bloggen zutage, wo nur der blogger das thema vorgibt.

analog dazu kann der gemeindeleiter-admin neue dienste ins leben rufen. wiederum gibt es gemeindeleitungen, die ein monopol darauf haben, dienste zu gründen. kein anderer dürfte das. ich weiss nicht, ob so ein ansatz in der praxis überleben kann. vermutlich gibt es immer eine gewisse selbstorganisation: hauskreise die einfach ungefragt entstehen, leute, die sich zum beten treffen etc.
aber in jedem fall ist es ein mächtiges leitungsinstrument, dienste starten zu können, denn so kann das gesicht der gemeinde verändert werden.

2.er kann threads am leben halten
gute foren zeichnen sich meistens durch motivierte admins aus. sie geben immer wiederinformationen und thesen in diskussionen und halten diese so am leben. in grossen foren wird diese aufgabe oft übertragen an „moderatoren“, die ein bestimmtes oberthema betreuen. nichts ist langweiliger als ein forum, in dem keiner postet. deshalb posten moderatoren immer in jedem thread und halten die diskussion am kochen. das ist eine leitungsaufgabe, die man nur bei näherem hinsehen identifizieren kann. es ist keine sooo offensichtliche leitung, aber es ist leitung.

analog dazu wird der admin-leiter sich mit den gruppen der gemeinde treffen und immer wieder ein paar bit an steuerenergie einbringen um die dinge am laufen zu halten. von alleine wird das auf dauer nicht gehen, es braucht einen motivator, jemanden der inspiriert und die mitarbeiter voranbringt. dazu muss er nicht selber teil der gruppe sein. es reicht, wenn er eine art „supervisor“ ist.

3. er kann benutzer bannen und threads schliessen
bei allem chaos, das das netz der netze so interessant macht, gibt es doch die möglichkeit zu reglementieren. jedes forum hat leute, die einfach nur rumspammen und allen auf die nerven gehen. hier ist der moderator derjenige, der die unangenehme aufgabe hat, leute rauszuschmeissen, manchmal beiträge zu löschen oder themen einzustellen. das ist in der praxis als „zensur“ sehr unbeliebt, aber wichtig um ein forum lebendig zu halten. wenn foren völlig zugemüllt werden, will am ende keiner mehr posten.

analog dazu hat der admin-leiter das recht, gemeindezucht auszuüben. er kann dienste einstellen und in extremsituationen sogar leute rauswerfen. natürlich will das keiner, aber es kann vorkommen, dass man es tun muss um die gemeinde vor schaden zu bewahren.

im idealfall laufen diskussionen genauso wie gemeindedienste ohne grössere einmischung des administrators. er leitet im hintergrund, ist immer bereit einzugreifen und zu steuern, hält sich aber idealerweise zurück. jeder kann mitmachen; „selbstorganisation“ und „allgemeines priesterum aller gläubigen“ sind keine fremdwörter mehr.

so verstanden hat leitung sehr viel mit kommunikation zu tun. im gegensatz zu hierarchischen top-down-strukturen, in denen durch die autorität des amtes geleitet wird, wird durch information geleitet. ausser im extremfall (3.) ist es eine eher weiche leitung.

administratorINNEN?
wir machen uns bei JFI und FBI derzeit viele gedanken darüber, wie sich wohl (wenn überhaupt) männliche und weibliche führungsstile voneinander unterscheiden. die frage ist: „leiten frauen anders als männer?“ der überwiegende teil derer mit denen ich geredet habe und die meisten der 64 fragbögen zu dem thema beantworten die frage mit „ja“, es liegt also der verdacht nahe, dass die geschlechter unterschiedlich leiten.
interessanterweise sagen wiederum die meisten, dass der leitungsstil von frauen „kommunikativ“ ist, der von männern „autoritär“. hiesse das, dass leitung als administration eher eine frauensache ist? könnte man dann sagen, dass bottom-up generell eher ein frauenstil ist?
natürlich geht es mir nicht darum, radikal zu pauschalisieren. es geht nur darum, tendenzen und meinungen zu bekommen. schwarz-weiss denken ist oft gut und eine voraussetzung um nachher wieder bunt zu handeln.

irgendwelche meinungen?

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neue volxbibel-links:
– hufi (leider kein link, ich kenn den blog nicht)
– stäff auf jesusfreaksstuttgart.de
tom

martin selbst hat ein update auf seiner seite: http://martin-dreyer.blogspot.com/

noch was vergessen? hinterlass mir einfach einen comment, dann steht der link in meinem nächsten eintrag.

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CD im Player:
– irgendeine saviour machine

Bücher neben dem Sessel:
– dorle schmidt: die autopoietische Corporate Identity

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5 Kommentare

  1. Hallo Storch,
    durch anklicken meines Namens beim letzten Kommentar kommt man zu meinen Blog.
    Die Adresse ist: hufi.blogspot.com

    Gruß,
    Hufi

  2. Boah, Du hackst ja wieder Texte rein … aber ich werds lesen!
    Gruß, der Wolf

  3. Gelesen und cool! Coole und gut verständliche Gedanken! Auch wenn C.A.Schwarz sagt, Jesus würde auch heute nur Beispiele aus der Natur verwenden, glaub ich troztdem, dass Ihm „Input ist gleich Output“ und Dein Gleichnis über Leitunsadministrative Foren gut gefallen würde!

  4. Hi Storch,
    das tut schon ein bisschen zwicken, so als Mann das zu lesen dass bottom up eher frauenstyle ist…
    …aber nach kurzem Nachdenken denke ich: Kann eigentlich gut sein. Betonen will ich dabei aber, dass es durchaus auch Männer gibt denen dieser Stil eher liegt.
    Noch ein Gedanke: Ist Manipulation im Bezug auf Bottom Up vielleicht ein ein Thema?

  5. @ marc,

    ich bin mit dem thema auch noch gar nicht durch. vor allem weiss ich auch nicht, ob es bestimmte eigenschaften gibt, die die geschlechter einfach haben, oder ob es eher anerzogene verhaltensmuster sind, die wir bei männern und frauen immer wieder entdecken.
    zwar weisen viele leuten frauen und männern bestimmt verhaltensweisen zu, aber die aufteilung auf die beiden geschlechter erscheint mir eher willkürlich. bin mal gespannt, was es da in den nächsten jahren an seriöser forschung darüber geben wird.

    was denkst du denn generell über die leitungsmethode nach art der admin?

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