26. Juni 2012 3

Prophetie 2

Gestern ging es hauptsächlich darum, was prophetisches Reden und ein prophetischer Lebensstil bedeutet. Es geht darum, Gottes Wahrheiten über Menschen auszusprechen und ihnen so zu helfen, mehr das zu werden, was Gott in ihnen sieht. Prophetische Menschen sind deshalb aufbauende Menschen. Man ist gerne mit ihnen zusammen weil es einem nachher besser geht als vorher. Sie nehmen einem nichts, sondern geben etwas.
Heute geht es um zwei große Komplexe, die ich leider auch nur anreißen kann: Um das Prüfen von prophetischen Eindrücken und darum, wie Gott spricht. Gerade das zweite Thema ist natürlich so groß, dass man es absolut ausufernd behandeln könnte: Man könnte es fast bis auf die Länge eines Buches ausweiten.

1 Prüfen
Im praktischen Teil heute morgen wurde mehrmals gesagt: „das musst Du prüfen!“ Das ist richtig, wir müssen alles prüfen, ob es von Gott kommt und wie es sich in unser Leben einbauen lässt. Wer eine Weile mit Gott lebt, hat seine eigene Historie, seine Gottgeschichte. Anhand dieser Geschichte lassen sich alle Eindrücke prüfen, die wir empfangen. Das Prüfen ist wichtig und gilt für alles, was kommt, selbst wenn es total übernatürlich und authentisch wirkt.

Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht! (Galater 1,8 nach der Elberfelder)

Natürlich geht es in der Stelle um etwas anderes, nämlich darum, dass es nur ein wahres Evangelium gibt, aber sie sagt auch, dass man selbst deutlich Übernatürliche Erlebnisse prüfen sollte. Selbst wenn ein Engel käme, sollte wir seine Ansagen daraufhin prüfen, ob sie mit dem Evangelium übereinstimmen.
Dieses Prüfen steht in der Verantwortung des Adressaten. Derjenige, der etwas von Gott empfängt, kann es oft gar nicht richtig prüfen, weil es möglicherweise keinen Sinn für ihn ergibt, wohl aber für die Person, die es betrifft. Diese Person muss dann schauen, ob das Wort in ihr Leben passt, oder nicht.

Von den Propheten aber sollen zwei oder drei reden, und die anderen sollen urteilen. (1. Korinther 14,29 nach der Elberfelder)

Urteilen bedeutet in diesem Vers nicht in erster Linie darüber zu urteilen, ob ein Wort vom Herrn ist. Das ist kaum mit letzter Sicherheit zu sagen, außer wenn es dem klaren Wort der Bibel widerspricht. Wir beurteilen, ob ein Wort für uns ist oder nicht. Das bedeutet auch, dass wir nicht über den urteilen, der prophetisch redet. Wir befinden uns in demselben Prozess wie eigentlich immer, dass wir feststellen, ob Gott gerade etwas zu uns sagt.

2 Wie spricht Gott?
Ein sehr großes Thema ist, wie Gott zu Menschen spricht. Seinen Möglichkeiten sind formal keine Grenzen gesetzt, so dass er durch alles sprechen kann. In der Bibel gibt es eine sprechende Eselin; eine Flammenschrift; verschiedene Engel; einen prophezeienden Hohenpriester der Jesus eigentlich hasste, potentiell sprechende Steine, u.v.m.. Ich könnte also gar nicht alle Möglichkeiten aufzählen. Ein paar sind aber so häufig, dass es sich lohnt, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.

2.1 Durch die Bibel
Es ist logisch anzunehmen, dass Gott durch die Bibel redet. Immerhin ist sie sein Buch. Wenn wir die Bibel kennen, kann uns der Heilige Geist an etwas erinnern, was wir gelesen haben. Das kann eine Geschichte sein, die uns etwas zu sagen hat, oder es können einzelne Verse sein, die uns „anspringen“. Geschichten sind z.B. etwas wie die Erzählung von Petrus auf dem Wasser, die in vielen Christen Glauben für das Unmögliche geweckt hat. Einzelne Verse z.B. 1.Petrus 2,24 der vielen geholfen hat, an göttliche Heilung zu glauben.
Die Bedeutung der Bibel für Prophetie kann man kaum überschätzen. Wer mit der Bibel lebt zeigt damit, dass er Gottes Reden schätzt und ernst nimmt. Das ist eine gute Sache für Prophetie. Warum sollte Gott uns Eindrücke geben, wenn wir uns nicht für das interessieren, was er in seinem Wort niedergeschrieben hat? Wir werden immer dann mehr bekommen, wenn wir mit dem, was wir haben, treu umgegangen sind. Treuer Umgang mit Gottes Worten beginnt mit der Bibel.

2.2 Gedanken
Beten ist Denken in Gottes Gegenwart. Oft kommen uns die besten Gedanken im Gebet. Dabei geht es nicht darum, vorformulierte Gebete zu sprechen (obwohl auch das seinen Raum hat). Es geht um den Austausch mit unserem himmlischen Vater. Das fängt oft ganz harmlos und klein an. Ich frage Gott oft, was er von Situation oder Menschen denkt und versuche dann zu hören, was er antwortet.
Oder ich erzähle ihm, was ich selber meine und stelle auf einmal fest, dass ich etwas denke, das sich „inspiriert anfühlt“ – etwas das zu gut ist, um von mir selbst zu kommen, oder das ich eigentlich nicht wissen kann.
Leider ist es schwierig festzustellen, welche Gedanken von ihm sind und welche einfach normale Gedanken sind. Aber ein wichtiges Ziel im Glauben ist es ja, und zu verändern indem wir unser Denken ändern (lassen): Römer 12,2. Deshalb nähert sich unser Denken dem Denken Gottes an, so dass wir mit Paulus sagen können:

Denn „wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn unterweisen könnte?“ Wir aber haben Christi Sinn. (1. Korinther 2,16 nach der Elberfelder)

Der Sinn, griechisch „nous“ ist, grob gesagt, alles was eine Person ausmacht und nicht körperlich ist. Wir haben also das Denken und Fühlen Christi. Wer das entdeckt, für den ist Prophetie nichts Fremdes, Äußerliches, sondern eine natürlich, innere Angelegenheit.

2.3 Bilder und Visionen
Bilder können verschieden gesehen werden. Manche sehen mit offenen Augen etwas, das eigentlich nicht sichtbar ist. Das bezeichnet man das als Vision. Normalerweise sind Bilder aber innere Eindrücke, die man in den Gedanken sieht.
Bilder müssen immer interpretiert werden, denn ohne Interpretation sagen sie erst einmal nichts aus. Oft ist die Deutung problematischer als das Empfangen eines Bildes. Deshalb gehört es bei dieser Art der Prophetie dazu, Gott zu fragen, was das Bild bedeutet. Hier ist die Gefahr besonders groß, Eigenes zu dem Reden Gottes hinzu zu addieren. Im Zweifelsfalle ist es dann besser, einfach nur das Bild weiter zu geben und dem Adressaten die Auslegung zu überlassen.
Eine besondere Form dieser Prophetie ist es, diese Bilder auch zu malen. So entsteht prophetische Kunst, was ein echtes Geschenk Gottes ist. Ich glaube, dass Gott viel mehr MalerInnen berufen hat, als es Menschen gibt, die diese Gabe ausleben. Das ist natürlich traurig, denn so werden die kreativen Ausdrücke Gottes begrenzt.

2.4 Durch Träume
Die klassische Stelle zu Träumen ist Hiob 33.

Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt, im Schlummer auf dem Lager, 16 dann öffnet er das Ohr der Menschen … (Hiob 33,15-16 nach der Elberfelder)

Warum spricht Gott gerade in Träumen? Vermutlich weil Menschen im Schlaf „die Deckung unten haben.“ Selbst Menschen, die immer alles analysieren und durch deren Verstandesfilter nichts hindurch kommt, werden im Schlaf sensibel für ihr Unterbewusstsein und den Heiligen Geist.
Das bedeutet aber nicht, dass jeder Traum von Gott ist. Viele Träume entstehen einfach nur weil unser Gehirn etwas verarbeitet: Wer den ganzen Tag Fußball guckt, wird im Traum Tore schießen. Daran ist dann nichts Prophetisches. Manche Träume sind aber absolut von Gott. Dann wacht man auf und weiß, dass der Traum eine Bedeutung hatte. In diesem Fall sollte man weiter darüber beten und sich mit dem Traum beschäftigen.
Im Alten Testament hatte Joseph die Weisheit prophetische Träume auszulegen, die andere hatten. Das bedeutet aber nicht, dass es eine Gabe der Traumdeutung gibt. In diesem Bereich gibt es leider seltsame Auswüchse. Vieles an christlicher Traumdeutung ist bestimmt gut gemeint, aber wir sollten dennoch vorsichtig damit sein. Wenn Gott uns etwas durch unsere Träume sagen will, dann kann er das auch ohne Traumdeuter.

2.5 Durch andere Menschen
Auch andere Christen haben den Heiligen Geist und Gott kann durch sie sprechen. Das ist ein Aspekt, der Gemeinschaft und Gemeinde so wichtig macht: Manchmal hören wir Gott nicht selbst, oder wir hören ihn, brauchen aber noch eine Bestätigung. In diesem Fall kann er gut durch unsere Geschwister reden. In der Bibel gibt es einige Beispiele dafür. Hier ist eines aus der Apostelgeschichte:

Als wir nun mehrere Tage blieben, kam ein Prophet mit Namen Agabus von Judäa herab. 11 Und er kam zu uns und nahm den Gürtel des Paulus und band sich die Füße und die Hände und sprach: Dies sagt der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und in die Hände der Nationen überliefern. 12 Als wir aber dies hörten, baten sowohl wir als auch die Einheimischen, daß er nicht nach Jerusalem hinaufgehen möchte. 13 Paulus aber antwortete: Was macht ihr, daß ihr weint und mir das Herz brecht? Denn ich bin bereit, nicht allein gebunden zu werden, sondern auch in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus zu sterben. 14 Als er sich aber nicht überreden ließ, schwiegen wir und sprachen: Der Wille des Herrn geschehe! (Apostelgeschichte 21,10-14 nach der Elberfelder)

Gott bestätigte durch Agabus das Schicksal des Paulus. Es spricht für den Mut des Apostels, dass er sehenden Auges in die Gefahr gegangen ist. Ebenso wie Agabus Paulus warnte, können uns andere warnen, ermutigen oder bestätigen.

2.6 Durch Umstände
Manchmal spricht Gott durch ungewöhnliche Umstände. Man wacht z.B. immer zur selben Zeit auf und Gott will durch die Uhrzeit eine Bibelstelle zeigen. Oder man begegnet ständig derselben Person, die man nie zuvor gesehen hat, und Gott möchte dieser Person etwas mitteilen. Ich habe selten derartige „Zufälle“ erlebt und kann deshalb nicht viel dazu sagen, aber ich hatte den Eindruck, dass es in diese Einheit gehört.

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3 Kommentare

  1. Puhhh – ganz schön viele Möglichkeiten. Du hast mich in Prophetie 1 davon überzeugt, dass ich als Christ die Möglichkeit nicht außer Acht lassen darf, dass Gott mich auf diese Weise gebrauchen will. Aber so ganz schlüssig wie ich mich da jetzt so verhalten soll bin ich nicht.

    Ich denke ich wäre sehr unsicher, ob das alles jetzt noch meiner Fantasie entspringt.

    Wäre es ein richtiger Weg, wenn ich mich für diese Sache „öffne“ und Gott um Hilfe bitte?

  2. Klar, das ist auf jeden Fall ein Anfang. Es ist aber auch so, dass man selten vorher sicher ist. Aber das ist man ja bei keiner Gabe. Es ist immer eine Coproduktion zwischen Gott und Mensch. Deshalb erkennt man oft erst an der Reaktion dessen für den man gebetet hat, was von Gott ist und was nicht.

  3. Ok – danke!

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