02. August 2011 8

Sprüche 213: Sprüche 16,4

Der HERR hat alles für seinen Zweck erschaffen, so auch den Frevler für den Tag des Unheils. (Sprüche 16,4 nach der Zürcher)

Manche Sprichwörter sind eben – naja, Sprichwörter. Sie enthalten nicht immer die absolute Wahrheit über das Leben und müssen auch nicht immer als Grundlage für eine weitreichende Theologie verstanden werden. Mir ist klar, dass ich mit dieser Aussage unter Umständen ein ordentliches Fass aufmache, aber ich lese nirgendwo in den Sprüchen, dass sie von Gott diktiert sind und absolut immer völlig korrekt sein müssen. Sie zeigen sich im Gegenteil oft eher als Gedanken und Lehren über das Leben mit Gott.
Kurz gesagt: Ich glaube nicht, dass Gott den Frevler für den Tag des Unheils erschaffen hat. Das steht auch im Widerspruch zu vielen anderen Sprüchen die davon handeln, dass man kein Frevler bleiben muss sondern auch den Weg der Weisheit beschreiten kann. Das ist auch das vorherrschende Thema der Sprüche: Erziehung zur Weisheit, damit richtet sich das Buch aber gerade an Menschen, die nicht weise sind – so auch Frevler und Spötter.
Wer auf dem Weg bleibt, der wird sich nicht wundern müssen wenn er an einem Tag des Unheils aufwacht, das ist aber kein Schicksal oder auf Gottes Vorherbestimmung zurückzuführen, sondern ein Ergebnis seiner Entscheidungen.

[systematisch durch die Bibel]

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8 Kommentare

  1. und was ist mit Judas? Jesus hat doch gesagt, dass er verloren gehen mußte…
    Hab mich schon oft gefragt, warum alle anderen eine 2.Chance bekommen haben (Petrus, Paulus: Christenmörder) aber nicht Judas, der ja voll verzweifelt nach seiner Tat war und das Geld für den Verrat sogar weggeschmissen hat…?!

    „Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“
    (Joh.17,12)

  2. Das ist ein Bereich, den das Wort nicht ganz klar abdeckt, weil wir letztlich zu wenig Informationen über Judas haben. Ich meine, dass er verloren war weil er sich aufgegeben hat. Als Petrus ganz unten war, ist er letztlich wieder zu Jesus gekommen als die Möglichkeit da war. Als Judas ganz unten war hat er sich einen Strick genommen. Ich war immer der Ansicht, dass er dieselbe Chance hatte wie Petrus, Paulus und die anderen.

    Dass Jesus einen verlieren musste oder verraten werden musste bedeutet ja zum einen nicht, dass von vornherein feststand wer es ist und zum anderen nicht, dass dieser dann ewig verloren gehen muss. In diesem Sinne hat sich Judas selbst verdammt.

  3. Von „von vornherein feststand wer es ist“ stand aber fest.
    Wie hat Gott entschieden, das ich es nicht bin, bevor ich geboren war? micha

  4. das ist schon misteriös. Stand ja auch bei keinem anderen Jünger, dass „der Satan in ihn fuhr“, nachdem Jesus die Worte gesprochen hatte.

  5. @ Micha: verstehe ich nicht. Könntest Du das etwas länger ausführen?

    @ Miriam: Aber hätte er da nicht was gegen machen können? Oder hätte der Satan nicht auch in einen anderen der Jünger fahren können? Ich meine, dass Judas‘ Geldliebe ihn dafür geöffnet hat, denn die „Liebe zum Geld ist eine Wurzel des Bösen“. Wenn er mal vorher Buße getan hätte, hätte er den Herrn vielleicht für ein paar Silberlinge verkauft. Das ist natürlich spekulativ, aber ich sehe in der Geschichte keine Veranlassung daran zu glauben, dass er keine andere Chance hatte.

  6. interessant, dass du seine Geldgier als Wurzel erwähnst. Genau diesen Gedanken hatte ich auch oft, wenn ich über Judas nachgedacht habe. Er war innerlich vielleicht schon die ganze Zeit nicht richtig in der Jüngerschaft, sondern mehr mit der Kasse beschäftigt.

    Allerdings trifft mich schon die Aussage „damit die Schrift erfüllt werde“. Jesus hat jedem Wort der Schrift anscheinend schon göttlich-prophetische Bedeutung zugemessen. Er zitiert sogar einzelne Psalmworte Davids, um zu beweisen, dass er der Erlöser ist etc.
    Ich würde persönlich auch eher zu deiner Theologie tendieren weil es gerecht und logisch klingt aber es gibt viele Bibelstellen, die das für mich fragwürdig machen.

    Andererseits kannte Jesus das Herz jedes Menschen schon vorher und hat Judas vielleicht genau aus diesem Grund als Jünger ausgewählt, damit die Schrift erfüllt wird.
    So würden beide Elemente zusammenkommen.

    „Das ist auch das vorherrschende Thema der Sprüche: Erziehung zur Weisheit, damit richtet sich das Buch aber gerade an Menschen, die nicht weise sind – so auch Frevler und Spötter.“

    Sehe ich anders. Das Buch richtet sich an Menschen, die weise werden MÖCHTEN aber noch Schulung brauchen. Der Tor wird dagegen als lachend, spottend und unbelehrbar beschrieben. Er hasst die Weisung und verspottet die Weisen.
    Im AT glaubte man ja auch noch an das Gesetz und an seine „gerechte Wirkung“. Im NT wird es dagegen als unmöglich beschrieben gerecht und gut sein zu KÖNNEN.
    Selbst Paulus bekennt, dass er das Gute, das er tun will, nicht tun kann.
    Paulus ist auch der lebendige Beweis, wie schief man als „Gerechter“ liegen kann. Jesus mußte ihm persönlich erscheinen und ihn blind machen, damit er auf die richtige Spur kommt.
    Wieder eine Geschichte von Erwählung und Gnade!

  7. Storch geht davon aus, dass man einen freien Willen. Nicht wahr?
    Nun, dann erübrigt sich mein Kommentar. Die Diskussion ist zu lang.
    Nur als Anmerkung: Ein freier Wille bedingt einen heiligen Geist, selbst bei Atheisten.
    Naja, wird wohl auch nicht weiterhelfen.
    Sicher ist, dass Jesus Christus gebraucht wird, um von oben geboren zu werden, aus Wasser und Geist. Kreuz Christi ist Seine Gnade. m

  8. @ Miriam und Micha:
    ich gebe zu, dass die ganze Erwählungssache schwierig ist und meine derzeitige Sichtweise vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Kann sein, dass ich das in einem Jahr anders se. Ich habe auch schon lange mal vor, mich mehr in das Thema einzuarbeiten, habe das aber bislang nie geschafft – mal sehen, was noch kommt.

    @ Miriam:
    Zurück zu den Sprüchen: Ich verstehe, was Du meinst, habe aber noch mehr Hoffnung für die Spötter weil ich selber einer war.

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