07. Januar 2011 6

Nachfolge 13

Im vierten, kurzen, Kapitel beschäftigt sich Bonhoeffer mit der Nachfolge und dem Kreuz. Es legt die Stelle in Markus 8,31-38 aus in der es um die Kosten der Nachfolge geht. Obwohl es in dem Kapitel um Leiden geht, hat es einen positiven Unterton den ich, ehrlich gesagt, nicht erwartet hätte.

Kreuz ist nicht Ungemach und schweres Schicksal, sondern das Leiden, das uns aus der Bindung an Jesus Christus allein erwächst. (Seite 79)

Das Kreuz ist also nicht irgendein Leiden, dass man als Christ erleidet sondern Christusleiden. Es kommt nicht von Christus, aber aus der Nachfolge Christi. Das ist ein Aspekt bei dem ich hellhörig werde. In manchen Posts über Heilung ging es darum, dass nicht jedes Leiden etwas mit Nachfolge zu tun hat. Wir beschreiben oft Krankheit und ähnliches als Leiden „um Christi willen“, das ist meiner Ansicht nach nicht biblisch. Wie ich Bonhoeffer verstehe (der es allerdings nicht explizit sagt) unterscheidet auch er zwischen dem Leiden der Nachfolge und anderem Leiden.

Kreuz ist Mitleiden mit Christus , Christusleiden. Allein die Bindung an Christus, wie sie in der Nachfolge geschieht, steht ernstlich unter dem Kreuz. (Seite 80)

Genau dieser Aspekt macht auch die Leiden der Nachfolge zu einem sanften Joch: Man sieht in ihnen nur Jesus, der vorangeht. Der Fokus ist von uns weg gesetzt auf Jesus.

Selbstverleugnung heißt nur Christus kennen, nicht mehr sich selbst, nur noch ihn sehen, der vorangeht, und nicht mehr den Weg, der uns zu schwer ist. Selbstverleugnung sagt wiederum: Er geht voran, halte dich fest an ihn. (Seite 79)

Ich schätze solche mystischen Aussagen sehr. Man denkt in dem Zusammenhang an Neros lebendige Fackeln, die bis zum Tode Gottes Lob gesungen haben. Bonhoeffer hat eine intensive Sprache um über die mystische Einheit mit Christus in seinem Leiden zu sprechen. In vergangenen Jahrhunderten war dieser Aspekt der Nachfolge gegenwärtiger; in der Theologie unserer Zeit vermisse ich ihn sehr. Einheit mit Christus, auch und gerade in den Leiden seiner Nachfolge, ist ein großes Thema für jede Zeit. Nur dadurch kann Bonhoeffer von der „Freude der Nachfolge“ sprechen.

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6 Kommentare

  1. Sehr gut wiedergegeben. 🙂

  2. danke 🙂

  3. Ich finde, Bonhoeffers „Kreuz“ ist ein schönes Gegengift gegen das ständige „Herr, segne MEIN Leben und lass MEINE Pläne funktionieren“.
    Wo anders sagte er mal „Es gibt erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche“.
    Und auch dass das „Kreuz“ nicht irgendein Leiden ist, sondern der Preis, wenn man Gottes Berufung lebt (so versteh ich ihn nämlich) finde ich im Zusammenhang mit Heilungsgebet sehr wichtig.

  4. schönes Zitat, weißt Du wo es her ist?

  5. So, endlich gefunden:
    „Es gibt ein erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche.“ – Dietrich Bonhoeffer, an Eberhard Bethge, 19. März 1944, DBW 8 (WE), S. 359
    d.h. zum kaufen in:
    „Widerstand und Ergebung: Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft.“
    „Dietrich Bonhoeffer Auswahl: 6 Bde.“
    Die Auswahl ist übrigens auch sehr geil, wenn man sich nen Überblick verschaffen will, und vor dem Gesamtwerk zurückschreckt. (oder hast du das etwa:)?)

  6. danke schön. ich habe diese werkausgabe, dann stolpere ich also auch irgendwann mal über den text 🙂

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