1 Hört, ihr Söhne, auf die Unterweisung durch den Vater, und gebt acht, damit ihr lernt, verständig zu sein,
2 denn ich habe euch gute Lehre gegeben. Lasst meine Weisung nicht ausser acht.
3 Da ich als Sohn bei meinem Vater war, als zartes und einziges Kind bei meiner Mutter,
4 da lehrte er mich und sprach zu mir: Dein Herz nehme meine Worte auf. Halte meine Gebote, so wirst du leben.
5 Erwirb Weisheit, erwirb Verstand; vergiss sie nicht und weiche nicht ab von den Worten meines Mundes.
6 Verlasse sie nicht, und sie wird dich beschützen, liebe sie, und sie wird dich behüten. (Sprüche 4,1-6 nach der Zürcher)

Hier ist es offensichtlich, dass es nicht nur um den eigenen Sohn geht, der gelehrt wird, sondern um jeden Sohn und jede Tochter, die diese Weisungen liest. Die Grammatik an dieser Stelle ist schwierig, aber aufschlussreich. Salomo spricht in der Einzahl zu einer Mehrzahl von Söhnen. Er sagt also nicht, „hört auf die Weisung Eurer Väter“, sondern „hört auf meine Weisung“. Es geht gerade nicht darum, die elterliche Autorität zu stützen, was er bereits an anderer Stelle getan hat, sondern um seine Lehre. Hier spricht jemand, der selbst weise ist, zu Menschen, die bereit sind, seine Weisheit zu nehmen und von ihm zu lernen.
Die Sprüche sind gerade für die eine Hoffnung, die nicht das Glück hatten, einen guten und weisen Vater zu haben, der sie in der Kunst des Lebens unterrichtete. Sicherlich ist es der bessere Weg, Weisheit zuhause zu lernen, aber auch wenn man mit schlechten Voraussetzungen ins Leben gestartet ist, gibt es Hoffnung. Salomo lehrt alle Weisheit, seine eigenen Kinder und jeden, der aufrichtig nach Weisheit sucht.
Die Weisheit die er weitergibt hat er selbst empfangen. Auch er war einmal ein Kind, das von seinem Vater gelernt hat, wie man lebt. Diese Stelle ist vermutlich stilisiert, denn Salomo war vielleicht das einzige Kind seiner Mutter, aber sicher nicht das einzige Kind seines Vaters. Sein Vater David war vor ihm König über Israel und als solcher viel beschäftigt. Ganz bestimmt hat er seinem Sohn etwas beigebracht, aber es gab noch andere Söhne und Verpflichtungen, so dass das Bild der Kleinfamilienidylle, das hier rüberkommt, so nicht ganz gestimmt haben kann. Es geht einfach ums Prinzip und da es eine übliche hebräische Lehrmethode ist, Geschichten zu erfinden, hat Salomo seine eigene etwas idealisiert dargestellt, was vermutlich einem zeitgenössischen Hörer der Sprüche auch aufgefallen sein wird.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Weisheit immer zwei Quellen hat. Auch das ist in Salomos Leben zu sehen. Als er König wurde, fühlte sich Salomo seiner Aufgabe nicht gewachsen und betete um Weisheit (2.Chronik 1), das Gebet wurde erhört und anschließend pries man seine Weisheit. Fast alles, was uns im Leben mit Gott begegnet, speist sich aus zwei Quellen, einer menschlichen und einer göttlichen. Menschen legen etwas in unser Herz, aber Gott macht es lebendig – es muss beides zusammen kommen.

[systematisch durch die Bibel]

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