In diesem Kapitel geht es um Jesus, wie er heute ist. Nachdem wir uns mit dem Jesus der Evangelien beschäftigt haben, gehen wir nun mehr in die Briefe, die Apostelgeschichte und die Offenbarung. Der historische Jesus verblasst gegenüber dem auferstandenen. Wir leben nicht mit einem Bild von Jesus, das die Evangelien zeichnen, sondern mit dem auferstandenen Jesus selbst.

Unsere Bilder von Jesus

Die Bibel warnt uns davor, festgefügte Bilder in unseren Gedanken zuzulassen.

Du sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild dessen, was oben im Himmel oder was unten auf der Erde oder was in den Wassern unter der Erde ist.
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Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen.  (2.Mose 20,4-5 nach der Elberfelder)

Streng genommen soll man sich also gar kein Bild machen, das Gebot bezieht sich nicht nur auf Gott sondern auch auf Menschen. So streng wird es allerdings nur im Islam ausgelegt, wo zumindest in den Moscheen gar keine bildlichen Darstellungen zu finden sind.

Mose spricht hier von Bildern, die eine Vorstellung transportieren und damit aussagen: „so ist Gott“. Alle Religionen um Israel herum hatten solche Vorstellungen und beteten ihr Bild von Gott oder den Göttern an. Israel sollte auf solche Bilder verzichten. Der Grund dafür ist einfach: wer weiß, wie Gott ist, hat ihn im Grunde bereits in die Tasche gesteckt. Gott ist aber immer größer und immer anders als unsere Vorstellungen von ihm. Sobald wir eine Vorstellung von ihm haben und denken, dass er so ist, begrenzen wir ihn und nehmen uns damit die Chance ihn auf eine andere Weise kennen zu lernen.

Das Problem ist nun nicht, dass wir uns ein Jesusbild an die Wand hängen oder ein Kruzifix haben an dem ein Korpus hängt. Jeder weiß, dass Jesus nicht so ausgesehen hat; von daher richten solche bildlichen Darstellungen auch keinen Schaden an. Problematisch sind die Vorstellungen, die wir in unserem Inneren von Jesus haben und die in sich selbst schnell Götzen werden und die Offenbarung Gottes in unserem Leben aufhalten können.

Diese Vorstellungen halten seit zwei Jahrtausenden Menschen davon ab, Jesus kennen zu lernen. Angefangen hat es mit den Pharisäern, die ein ganz klares Bild vom erwarteten Christus hatten, dem Jesus nicht entsprochen hat. Sie konnten Jesus nicht als Gottes Sohn erkennen weil ihre Vorstellung vom Messias so fest waren, dass sie ihn nicht erkennen konnten als er vor ihnen stand. Das selbe Prinzip wirkt auch noch heute, es wird jedes mal sichtbar, wenn jemand sagt: „das kann nicht von Gott sein, so etwas würde Gott nie machen“. Solche Weisheiten hört man bei jedem geistlichen Aufbruch und jeder Erweckung, wenn das neue Wirken Gottes wieder einmal alte religiöse Gefühle verletzt.

Psychologisch ist es fraglich, ob man überhaupt ohne ein Gottesbild leben kann, denn alles, was man über Gott hört oder liest und mit ihm erlebt oder nicht erlebt, wird gespeichert und formt unser Konzept von „Gott“. Niemand kann sich davon frei machen. Also müssen wir uns darauf konzentrieren, dass wir weiterhin Gott anbeten und nicht unsere Vorstellung von ihm. Egal, was wir über Jesus wissen und verstehen, wir müssen dafür offen bleiben, dass er uns überraschen kann und uns eine Seite von sich zeigen kann, die uns total überrascht. Bevor ich nun zu dem auferstandenen Jesus komme, der heute lebt und den wir kennen, möchte ich einige Bilder von Jesus zeigen, die uns seit Jahrhunderten durch die sakrale Kunst begleiten und unsere Wahrnehmung Jesu geprägt haben.

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Ein Kommentar

  1. „Jeder weiß, dass Jesus nicht so ausgesehen hat“, aber wenn man in seinem Aussehen etwas diesen Vorstellungen ähnelt, merkt man erst, wie viele genaue Bilder haben, wie er aussah.

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