10. Februar 2010 2

Jakobus 4,17 Sünde

Wer also das Gute tun kann und es nicht tut, der sündigt. (Jakobus 4,17 nach der Einheitsübersetzung)

Das vierte Kapitel schließt mit einer ungewöhnlichen ethischen Feststellung.
Die Grundlage jüdischer Ethik waren die Gebote des AT. Darin hatten sie eine klare Richtschnur des Verhaltens, die Gebote sagten klar, was man tun sollte und was man machen musste. Andere menschliche Ethiken basieren auf dem Grundsatz: was Du nicht willst, was man Dir tu, das füge niemand anderem zu. Jesus hatte diesen Grundsatz schon umgedreht und deutlich verschärft: behandle andere so wie Du selber behandelt werden willst (Matthäus 7,12).
Jakobus legt diesen Grundsatz aus und geht noch einen Schritt weiter: wenn Du etwas Gutes tun kannst, dann ist es Deine Pflicht das zu tun, sonst ist es Dir Sünde. Theoretisch ist es natürlich die Frage, ob ein Mensch so leben kann, dass er in diesem Sinne nicht sündigt. Das Leben damals war in moralischer Hinsicht sicher noch einiges einfacher als heute. Wir treffen mehr Menschen, werden mit mehr Not konfrontiert und leben in einer Welt, die nicht mehr auf ein Dorf begrenzt ist sondern global ist.
Aber es geht hier nicht um eine Theorie sondern um einen Grundsatz, an dem man wenigstens versuchen sollte, sein Leben auszurichten. Unsere Möglichkeiten verpflichten auch. Wem viel gegeben ist, von dem wird verlangt (Lukas 12,48).
Im Kapitalismus ist das eine echte Herausforderung. Es bedeutet, dass wir nicht für unser eigenes Vergnügen reich sind sondern eine Verantwortung für das Gemeinwohl haben. Das gilt nicht nur für Geld sondern für alles womit wir anderen helfen und dienen können. Auch wenn Jakobus im engeren Sinne für Gemeinde schreibt kann man das Prinzip auf jede nur mögliche Gruppe von Menschen anwenden. Das gilt umso mehr für Christen die in Gottes Segen leben. Wir dürfen keine „Segenssackgassen“ werden und sind verpflichtet, andere weiter zu segnen.

[systematisch durch die Bibel]

Be Sociable, Share!

2 Kommentare

  1. „Wenn unter dir ein Armer sein wird, irgendeiner deiner Brüder in einem deiner Tore, in deinem Land, das der Ewige, dein Gott dir gibt, so verhärte dein Herz nicht und verschließe nicht die Hand vor deinem Bruder.“
    Eine Armen zu sehen oder von ihm zu wissen und ihm nicht zu helfen ist eine Sünde seit Moses Zeiten.
    Die Rabbinen gingen weiter: „Dein Haus sei den Armen weit geöffnet, damit die nicht dein Unterhalt mangle. Achte sorgfältig auf die Türen deines Hauses, dass sie nicht verschlossen seien, wenn du dich niedersetzt zu essen und zu trinken, weil die Türen deines Hauses dich in Armut bringen.“ Jakobus stand in dieser Tradition.

  2. Danke für das Zitat, ich bin in der jüdischen Theologie und Überlieferung leider nicht zuhause. Da würde ich mich auch gerne mal reinlesen, aber das wird wohl erst in ein paar Jahren was.

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>