14 Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?
15 Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot
16 und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das?
17 So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat.
18 Nun könnte einer sagen: Du hast Glauben, und ich kann Werke vorweisen; zeig mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke.
19 Du glaubst: Es gibt nur den einen Gott. Damit hast du recht; das glauben auch die Dämonen, und sie zittern.
20 Willst du also einsehen, du unvernünftiger Mensch, daß der Glaube ohne Werke nutzlos ist? (Jakobus 2,14-20 nach der Einheitsübersetzung)

Jakobus’ größter gedanklicher Beitrag zum Neuen Testament und damit der Entwicklung der christlichen Theologie, ist die Entfaltung des Gedankens, dass Glaube praktisch ist. Manch ein Theologe hat daraus einen Widerspruch zu den Schriften des Paulus konstruiert, wo diese eigentlich nur die andere Seite der Medaille zeigen.
Am Beispiel zeigt Jakobus, dass Glaube nichts bewirkt, wenn er nicht in eine Tat mündet. Solange der Glaube nicht tätig wird bewirkt er nicht mehr als ein leerer Segenswunsch mit dem man jemanden abwimmelt statt ihm zu helfen.
Selbst die Dämonen glauben, sie wissen, dass Jesus der Herr ist, dass er wiederkommt und kennen jede Grundlage des christlichen Glaubens. Dennoch bringt es ihnen nichts und sie zittern in Erwartung des kommenden Gerichts.
Luther hatte mit dem Jakobusbrief einige Probleme und das lag gerade an diesen Stellen. Ihm war die Offenbarung, dass Glaube allein rettet, so wichtig, dass es ihm unmöglich schien, dass man dem Glauben etwas zufügen müsse um gerettet zu werden. Tatsächlich ist es aber total logisch. Man kann theoretisch alle Glaubensgrundlagen bejahen, aber dennoch nicht den Schritt wagen, Jesus nachzufolgen. Unter den Pharisäern gab es einige, die Jesus heimlich nachfolgten (am bekanntesten ist Joseph von Arimathäa – Johannes 19,38). Sicher gab es auch welche, die Jesus glaubten, aber ihm nicht nachfolgten, wie z.B. der reiche Jüngling. Er wäre Jesus gern gefolgt, aber seine Liebe zum Reichtum hielt ihn davon ab ganze Sache zu machen.
Es ist eine der deprimierendsten Vorstellungen überhaupt, dass es in der Hölle Menschen geben wird, die das Evangelium bejaht haben, aber nie den Schritt gemacht haben Jesus nachzufolgen.

In Deutschland versuchen wir Jakobus 2 zu umgehen indem wir ein Evangelium bringen, dass nichts mehr vom Christen fordert. Wir sagen, dass Glaube ein reines intellektuelles bejahen ist. In dem Glauben reicht es, das Glaubensbekenntnis abzunicken, um konfirmiert zu werden. Das ist weit von dem Evangelium entfernt, dass die Bibel zeigt. „Glaube ist eine Tat“, sagte Smith Wigglesworth und legt damit den Finger in eine Wunde deutscher Theologie. Glaube muss sich in der Nachfolge zeigen. So kann man verstehen, dass Jakobus sagt, dass Glaube allein nicht rettet. Er redet damit nicht der Werkegerechtigkeit, dem Schreckgespenst evangelikaler Theologie, das Wort sondern zeigt, dass Nachfolge mehr ist als in der Kirche das richtige Wort zur richtigen Zeit zu sagen.

[systematisch durch die Bibel]

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6 Kommentare

  1. Amen! 😉

  2. das freut mich 🙂

  3. „Amen“ hat eine Wurzel mit „emunah“. Das und das griechische „pistis“ wird stets mit „Glauben“ übersetzt. Sie bedeuten aber auch „Vertrauen“ und „Standhaftigkeit“.
    Wenn jemand darauf vertraut, dass der Fahrstuhl nach allen Regeln der Technik gebaut und gewartet wurde und demzufolge in Ordnung ist, und er nimmt dann doch die Treppe, nützt ihm der Fahrstuhl nichts.

    Einen gesegneten Sonntag.

  4. @Manfred:
    Nun ja, mein „Amen“ war als Zustimmungsformel („So sei es!“) gemeint (zu Storchs Artikel), wie es bis heute üblich ist ein gesprochenes Gebet zu bekräftigen.
    Mit meinem „Amen“ habe ich natürlich noch keinen „gelebten“ Glauben bewiesen, was aber auch nicht meine Absicht war 😉

  5. so habe ich dich auch verstanden, Stef. und es freut mich echt jedes mal, wenn wir uns einig sind. ist kein scherz, nach den vielen diskussionen ist es dann wider schön zu sehen, dass es doch eine gemeinsame schnittmenge gibt, die wahrscheinlich gar nicht so klein ist, wie es manchmal den anschein hat.

    @ manfred: kann sein, dass „amen“ einfach eines dieser wörter ist, deren heutiger gebrauch sich weit vom ursprungssinn des wortes entfernt hat.

  6. „Luther hatte mit dem Jakobusbrief einige Probleme und das lag gerade an diesen Stellen. Ihm war die Offenbarung, dass Glaube allein rettet, so wichtig, dass es ihm unmöglich schien, dass man dem Glauben etwas zufügen müsse um gerettet zu werden.“

    Dies ging sogar soweit, dass Luther das Wort „allein“ in seine Übersetzung einfügte; dort wo es vorher nicht stand.

    Das ist eine Fälschung im Briefe des Paulus – und nicht zu entschuldigen.
    Eine lieb gewonnene Stelle – aber falsch.

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