20. Dezember 2009 7

Jakobus 1,1

Heute beginne ich eine 35teilige Serie über den Jakobusbrief. Es sind schon alle Teile geschrieben, so dass es diesmal funktionieren und die Reihe auch tatsächlich fertig gestellt wird 🙂

Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß! (Jakobus 1,1 nach der Elberfelder)

Der Gruß am Anfang des Briefes sagt etwas über die Zielgruppe und den Autor aus. Die Adressaten waren Juden in der griechischen Diaspora, das heißt Juden, die außerhalb Israels unter den Heiden lebten. Genauer natürlich jüdisch-stämmige Christen, denn der Brief ist nicht evangelistisch sondern richtet sich an Christen. Mit Sicherheit waren es die christlichen Juden, die wegen Saulus zerstreut wurden (Apostelgeschichte 8). Am Tag an dem Stephanus gesteinigt wurde, entstand eine große Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem und die Gläubigen wurden weit zerstreut: bis nach Phönizien, Zypern und Antiochia (Apostelgeschichte 11,19). Jakobus schrieb also an Leute aus seiner eigenen Gemeinde, die auf der Flucht ihre Gemeinde, Freunde und ganzen Besitz verloren hatten und nun als Vertriebene in der Fremde lebten. Gewiss hatte er beim Schreiben das eine oder andere Gesicht vor Augen, das er kannte.

Über Jakobus

Es gibt verschiedene Theorien, wer der Autor des Jakobusbriefes war. 
Obwohl der Brief selber keinen eindeutigen Aufschluss darüber gibt ist es mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass es sich um Jakobus, den Bruder Jesu gehandelt hat. Jesus war erstgeborener einer Familie von ansehnlicher Grösse: außer seinen Brüdern Jakobus, Joseph, Simon und Judas (Matthäus 13,55) hatte er noch mindestens zwei Schwestern (Matthäus 13,56).
Wie auch seine anderen Brüder hat Jakobus zunächst nicht an Jesus geglaubt (Joh 7,5). Das änderte sich nachdem ihm der Auferstandene Jesus selbst begegnet ist (1.Korinther 15,7). Nach dieser Begegnung wurde Jakobus ein begeisterter Anhänger Jesus. Ob er allerdings mit dem Jakobus aus der Apostelgeschichte identisch ist,der zeitweise wohl die Urgemeinde geleitet hat ist unklar. Da es noch mindestens zwei andere Jakobusse im Neuen Testament gibt (den Sohn des Alphäus und den Sohn des Zebedäus) fällt eine Zuordnung hier nicht ganz leicht.
Mehr Klarheit herrscht hingegen über das Ende des Jakobus, zwar gibt es zwei Berichte (Hegesipp und Josephus Flavius), ich möchte mich hier aber nur auf Eusebius von Cäsarea stützen, der beide Berichte ganz gut zusammenfasst:

Da Paulus an den Kaiser appelliert hatte und von Festus nach Rom geschickt worden war, sahen sich die Juden um das Ziel, das sie durch ihr Vorgehen gegen Paulus zu erreichen hofften, betrogen. Sie wandten sich daher gegen Jakobus, den Bruder des Herrn, welchem von den Aposteln der bischöfliche Stuhl in Jerusalem anvetraut worden war. Dergestalt war, was sie gegen ihn frevelten. Sie zitierten ihn und verlangten von ihm, dass er vor dem ganzen Volk den Glauben an Christus abschwöre.
Als nun aber Jakobus wider aller Erwarten offen und frei vor der ganzen Menge, wie man es nicht vermutet hatte, bekannte, Jesus, unser Erlöser und Herr, sei der Sohn Gottes, da vermochten sie das Zeugnis dieses Mannes nicht mehr zuertragen, zumal er wegen der Strenge seiner sittlichen und religiösen Auffassung als der gerechteste Mann galt, und sie töteten ihn. Möglichkeit zu diesem Vorgehen gab ihnen das Fehlen einer höheren Instanz. Da nämlich Festus damals in Judäa gestorben war, war das Land ohne Regierung und Verwaltung. Der oben angeführte Bericht des Klemens, Jakobus sei von der Zinne des Tempels herabgestürzzt und mit einem Stück Holz erschlagen worden, hatte uns bereits Aufschluss über die Art seines Todes gegeben. Am genauesten berichtet über ihn Hegesippus, einer der ersten Nachfolger der Apostel. Er erzählt im fünften Buch seiner „Erinnerungen“:

Die Kirche wurde übernommen von den Aposteln und Jakobus, dem Bruder des Herrn, der von den Zeiten des Herrn bis auf unsere Tage allgemein der Geechte genannt wurde; denn es gab noch viele, den Namne Jakobus führten. Schon vom Mutterleib an war er heilig. Wein und geistige Getränke nahm er nicht zu sich, auch ass er kein Fleisch. Eine Schere berührte nie sein Haupt, noch salbte er sich mit Öl oder nahm ein Bad. Jakobus allein war es gestattet, das Heiligtum zu betreten; denn er trug kein wollenes oder leinenes Gewand. Allein pflegte er in den Tempel zu gehen und man ihn auf den Knien liegend und für das Volk um Verzeihung flehend. Seine Knie wurden hart wie die eines Kamels, da er ständig auf den Knien lag, um zu Gott zu beten und ihn um Verzeihung für seinVolk zu beten. Wegen seiner hervorragenden Gerechtigkeit wurde er der Gerechte genannt; er war ein Oblias, was (…) (Stütze und Halt des Volkes) heisst, und zwar die Gerechtigkeit von welcher die Propheten sprechen.
Einige von den sieben weiter oben (in den >Erinnerungen<) erwähnten Sekten fragten ihn: „Welches ist die Türe Jesu?“. Er antwortete: „Jesus ist der Erlöser“. Einige von ihnen wurden für den Glauben, dass Jesus der Messias ist, gewonnen. Die erwähnten Sekten glaubten aber weder an eine Auferstehung noch an das zukünftige Gericht nach eines jeden Werken. Diejenigen von ihnen, welche des Glauben annhamen, verdankten ihn dem Jakobus.
Da nun auch von den Führern (des Volkes) viele glaubten, entstand ein Aufruhr unter den Juden, den Schriftgelehrten und Pharisäern, welche erklärten, das ganze Volk laufe Gefahr, Jesus als den Messias zu erwarten. Sie gingen daher zu Jakobus und sagten zu ihm:
„Wir bitten dich, dem Volk Einhalt zu gebieten; denn es liess sich von Jesus verführen, da es ihn für den Messias hält.Wir bitten Dich: kläre alle, die zum Passahfeste gekommen sind, über Jesus auf! Dir schenken wir alle Vertrauen. Denn wir und das ganze Volk geben dir das Zeugnis, das du gerecht und unparteiisch bist. Rede daher demVolk zu, dass es sich nicht bezüglich der Person Jesu irreführen lasse! Denn das ganze Volk und wir alle schenken dir Vertrauen. Stelle dich auf die Zinne des Tempels, damit du dort oben gesehen und deine Worte vom ganzen Volk leicht verstanden werden! Denn wegen des Passhafestes sind alle Stämme mit den Heiden versammelt“.
Die erwähnten Schriftgelehrten und Pharisäer führten nun Jakobus auf die Zinne des Tempels und riefen ihm zu: “Gerechter, dem wir alle folgen müssen! Da das Volk sich von Jesus, dem Gekreuzigten, irreführen lässt, so tue uns kund, wer die Türe Jesu ist!“ Er antwortete mit lauter Stimme: “Was fragt ihr mich über den Sohn des Menschen? Er thront im Himmel zur Rechten der grossen Kraft und wird kommen auf den Wolken des Himmels“. Als auf dieses Zeugnis des Jakobus hin viele voll Überzeugung in Lobpreisungen ausbrachen und riefen: “Hosanna dem Sohne Davids!“ – da sprachen die gleichen Schriftgelehrten und Pharisäer zueinander: „Wir haben ungeschickt gehandelt, da wir Jesus zu solchem Zeugnis halfen. Doch lasset uns hinaufsteigen und ihn hinabstürzen, damit sie aus Angst nicht an ihn glauben!“ Da sie schrien: „Oh, oh, auch der Gerechte hat sich irreführen lassen!“ erfüllten sie die bei Jesaja geschriebenen Worte: „Lasset uns den Gerechten aus dem Wege räumen, denn er ist uns lästig! Sie werden nunmehr die Früchte ihrer Werke geniessen.“
Sie stiegen hinauf und warfen den Gerechten hinunter. Und sie schrien zueinander: „Lasset uns Jakobus, den Gerechten, steinigen!“ Und sie begannen, ihn zu steinigen; denn obwohl er hinabgestürzt worden war, war er noch nicht tot.
Vielmehr richtete er sich auf und betete auf den Knien: „ich bitte Dich, Herr, Gott und Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Während sie ihn noch steinigten, rief ein Priester aus der Familie Rechab, des nachkommen der Rechabim, welche der Prophet Jeremias erwähnt: „Haltet ein! Was tut ihr? Der Gerechte betet für euch!“ Da nahm einer von ihnen, ein Walker, Das Holz, womit er die Kleider presste, und schlug es auf den Kopf des Gerechten. So starb er den Zeugentod. Man begrub ihn an derselben Stelle in der Nähe des Tempels. Noch jetzt ist sein Grabmal in der Nähe des Tempels. Jakobus war für die Juden und Heiden ein glaubhafter Zeuge der Messianität Jesu.
Bald darauf folgte die Belagerung durch Vespasian.“ In diesem ausführliechen Bericht stimmt Hegesippus mit Klemens überein.
Jakobus war so bewunderungswürdig und bei allen anderen wegen seiner berühmten Gerechtigkeit so gefeiert, dass selbst die Juden, soweit sie noch klar dachten, glaubten, das erwähnte Vorgehen gegen ihn sei die Ursache der bald auf seinen Martertod erfolgten Belagerung von Jerusalem gewesen; nur in dem blutigen Frevel, den sie an ihm begangen hatten, sahen sie den Anlass ihres Schicksals. Auf jeden Fall trug Josephus kein Bedenken, in seinen Schriften diesen Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Er schrieb:
„Dieses Schicksaln widerfuhr den Juden als Rache für Jakobus, den Gerechten, den Bruder Jesu, des sogenannten Christus; denn obwohl er der Gerechteste war, hatten ihn die Juden getötet.“

[systematisch durch die Bibel]

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7 Kommentare

  1. Hey storch, klasse dass Du das machst – ich liebe den Jakobusbrief.

    Hast du das ganze Paket auch als Datei? Könntest Du mir das schicken, dann brauche ich mir keine eigene aus den Posts basteln..

    Danke!

  2. ich fürchte nein. ich schreibe so etwas in journler, es sind so lange einzelne einträge bis ich das ganze für einen buch-kommentar umarbeite. aber da liegt noch ein ganzer unbearbeiteter band auf meiner festplatte. kann also noch eine ganze weile dauern, bis da was fertig wird.
    außerdem kommentierst du ja nichts mehr, wenn ich dir alles auf einmal gebe 😉

  3. Okay überredet, dann mache ich mir das halt so zusammen 😉

  4. puh, Glück gehabt 🙂

  5. warum durfte jakobus ins heiligtum, wenn er doch jesus‘ bruder war? wolle und leinen, ok. aber wenn er jesus‘ bruder war, dann war er auch aus dem stamm juda. die wartung des tempels war aber den leviten überlassen, erstrecht der zutritt zum heiligtum. das versteh ich jetzt iwie nich…

  6. gute frage. ich bin da nicht so der experte, aber war es nicht so, dass man ins heilige noch reindurfte, aber nicht ins allerheiligste?

  7. ok, ich hab eine idee. maria war nach lk 1,36 mit elisabeth verwandt und diese war nach lk 1,5 eine nachfahrin aarons. vllt besteht darüber auch eine abstammung marias von aaron und somit ließe sich auch klären, weshalb jakobus als bruder jesu ins heiligtum durfte. stellt sich dann nur noch die frage, dass der hebräerbrief betont, dass jesus NICHT aus dem stamm levi kommt…

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