Sünde und Freiheit
Interessant, und etwas fremd, ist, dass Jens das griechische Wort sarx oft mit Gier übersetzt. Wir sind es mehr gewohnt, an diesem Stellen „Fleisch“ zu lesen. „Gier“ ist aber eine gute Umschreibung, denn es geht um ein Prinzip in unserer Natur, dass uns zur Sünde treibt. Es ist in der Tat eine Gier, die unsere guten Vorsätze zunichte macht und uns den Weg mit Jesus erschwert. Am Anfang dieser Gier steht die Selbstsucht. Die Sucht, sich selbst als Mitte von allem zu sehen und alles zu wollen, das uns gefällt.

Denn wer der Selbstsucht folgt,
der handelt, was immer er auch anfängt,
in ihrem Sinne.1
Selbstsucht kennt keine Liebe.2

Der Ausweg aus der Selbstsucht kann nur in Christus gelingen, denn es ist nötig, dass unser Leben eine neue Mitte bekommt um die es sich drehen kann. Von diesem Gedanken her ist es logisch, dass mit der Herrschaft Jesu das Ende der Selbstsucht und der Beginn der Liebe eingeläutet wird.

Wir stehn im Dienst des Geistes,
der die Herrschaft
dumpfer Begierden und Missetaten beendet
und Leben verbürgt.3

Ab dem Moment des Herrschaftswechsels, wenn Jesus unser König wird, gilt für uns:

Söhne! Und nicht Opfer neuer Unfreiheit,
nicht Sklaven, die in Angst leben müssen,
sondern Kinder, die den Geist empfangen,
der vom Vater kommt
und sie Abbah! Abbah! rufen lässt.4

Als Gottes Kinder lernen wir, nach dem neuen Gesetz zu leben. Halleluja! Man kennt Paulus sonst eher selten so poetisch und überschwänglich. Allenfalls noch im Hohen Lied der Liebe in 1.Korinther 13 wird er so begeistert und poetisch. Das neue Leben in Christus ist aber auch sehr begeisternd 🙂

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  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 39 []
  2. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 40 []
  3. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 40 []
  4. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 41 []

54 Kommentare

  1. Irgendwie hab ich mit deinem heutigen Post schon wieder meine Probleme. Ich habe den Eindruck, daß da schon wieder Dinge voneinander getrennt werden (Gut und Böse – Eros und Agape) die untrennbar zusammengehören (wen’s interessiert kann dazu meinen letzten Kommentar zum Vaterunser vom Wochenende lesen). Mich würde mal interessieren was bei Dir alles unter Selbstsucht fällt. Vielleicht auch der unbedingte Wille zu künstlerischer Selbstverwirklichung?
    Die Übersetzung „Gier“ verschärft die Trennung von Fleisch und Geist, und doch scheint es mir im Sinne von Paulus zu sein.
    Vielleicht kennt die Selbstsucht tatsächlich keine Liebe, aber vielleicht die Selbstgesundheit (Sucht kommt ja bekanntlich von siechen). Die Verneinung des Selbst, welche die Hohepriester der Askese uns verklickern wollen, führt erst zum kranken Selbst.
    Im Übrigen kann eben auch aus der Krankheit das Schöne wachsen. Wer sich mal mit Künstlern und ihren Krankheiten beschäftigt hat, weiß das. Die gesamte Romantik ist wohl kaum denkbar ohne den übersteigerten Eros und Du liebst doch den Gustav Mahler (diesen heiligen Dämon) so sehr, Storch. Sehr oft sind diese Künstler frühzeitig gestorben, aber der Menschheit wurde dadurch Unbezahlbares geschenkt.

  2. An dieser Stelle würd auch mal vorschlagen, daß Du vielleicht mal einen Post zur Trinität machst, unter den Tags hier rechts steht sie ja noch nicht dabei. Ich weiß auch nicht ob Luther, der Teufelskerl, irgendwas über diesen abgefahrenen Komplex geschrieben hat, das über ein gewohnheitsmäßiges Glaubensbekenntnis hinausgeht.

  3. Jau Arkadius … wieso stellst Du eigentlich immer irgendwelche Künstler und das „Selbst“ (wasauchimmer das sein soll) so heraus?

    Also vielleicht kann man da ja zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen: meine Selbstsuche z.B. ist im Nichts geendet, bzw. eben dank Gott nicht ganz. Aber das meiste (die Tat, das Ich) ist als Ding an sich ja ersteinmal neutral und wird erst durch das Wahrnehmende mit Leben erfüllt.

    D.h. der „Held“ trägt imho weniger aktiv dazu bei, dass er ein „Held“ wird, als das bei Dir manchmal klingt.

  4. Jan, hör auf! Ich heul gleich wieder!
    Mann, Gott is echt die Liebe…
    Björne 🙁

  5. Oh, welch ein Patzer, dann eben nochmal:
    Tut mir leid Frollein, das mit den Künstlern betrifft nunmal mich selbst und mein Leben, bei euch ist es halt die Bibel. Wer mir das zum Vorwurf machen will kann mich kreuzweise! (Ich vermute aber als solcher war’s nicht unbedingt gemeint)
    Was das Selbst ist, muß jeder – wie Du richtig festgestellt hast – SELBST rausfinden, ein wenig Beschäftigung mit außereuropäischer Spiritualität schadet dabei nicht. Oben habe ich damit vor allem unsere gesamte, durch Religion unterdrückte und durch Reklame manipulierte Triebstruktur gemeint. Somit sind wir beim Ich. Dieses entsteht, wie Du geschrieben hast, erst durch Wahrnehmung durch ein Anderes. Und genau dieses Ich ist es, das durch Religion und Reklame (die falsche Kunst) immer größer und schmerzhafter wird. Das Ich muß sich ständig Gedanken machen ob das Andere es auch als passend wahrnimmt. Ein „Held“ ist für mich insofern jemand, der das Selbst von diesem Ich befreit.
    Zu deinem Vatterunserpostkommentar:
    Das objektiv Böse gibt es nicht und selbst Dinge, die ich als schändlich und verachtenswert empfinde beinhalten Gutes, das daraus entstehen kann. Was Yin und Yang ist, weißt Du ja vielleicht. Schwammiges Wischi-Waschi-Teil, du alter Europäer.

    @Björne:
    Genau, der heilige Geist ist Eros und Agape und nicht einfach nur so ’ne laue ich-tu-dir-nix-Scheiße. Mit dem heiligen Geist hasse Spassfaktor 666 beim Ficken.
    „And God shall wipe away all the tears from their eyes; and there shall be no more Death. Neither sorrow, nor crying. Neither shall there be any more pain; for the former things are passed.“
    – Offb 21:4

    Du kennst ja vielleicht die Maiden-Version:
    „And God shall wipe away all the tears from their eyes; and there shall be no more Death. Neither sorrow, nor crying. Neither shall there be any more brain; for the former things are passed.“

    HEIL ADAM AMOR CHRISTUS

  6. Allet Piepe … quasseln wa hier eben weiter 😉
    Ich mach Dir das sicher nicht zum Vorwurf und wenn ich jemandem an den Karren pissen will, glaube mir, dann sieht das ganz anders aus.

    Jaja, ich Europäer… so langsam verstehe ich, wo der Hase langläuft. Muss aber sagen, dass ich mit dieser ganzen östlichen Spiritualität nicht (mehr) viel anfangen kann. Mal ganz abgesehen davon, dass ich überhaupt nicht besonders „spirituell“ in dem Sinne bin, was man heute oft darunter versteht.

    Wie gesagt: ich halte diese ganze Selbstfindungs-, Selbstverwirklichungs–Blabla Geschichten für überbewertet.

    Und ich bleibe dann wohl dabei, dass ich das objektiv Böse, wie auch das objektiv Gute für real halte, selbst wenn unsere Erkenntnis mangelhaft ist, so verweist sie eben doch eben darauf.

    Naja, schätze die Unterhaltung ist jetzt an dem Punkt, wo man sie eigentlich nur noch gemütlich beim Bierchen weiterführen könnte. Wer weiss…
    Wünsche Dir alles Liebe und Gottes Segen (selbst wenn das vielleicht für Dich nicht mehr bedeutet als eine Phrase – ich mein’s ernst)!

    @Björne:
    War ein Zitat aus „Moonshiner“ in der Dylan/Uncle Tupelo Version.

  7. In dem Sinne, wie man das heute OFT versteht, bin ich auch nicht spirituell, dann müßt ich mich ja nur noch den ganzen Tag über mich kaputtlachen. Am Ende würd ich noch in ’nem Houellebecq-Roman auftauchen…
    In diesem Sinne, Prost…

  8. Was übrigens die Überbewertung dieser ganzen Selbstfindungs-, Selbstverwirklichungs–Blabla Geschichten angeht: frag mal den Storch, falls er’s Dir noch nicht erzählt (und vor allem vorgespielt) hat. Was nicht alles in so ’nem dummen kleinen Metalprollsenfkorn steckt. Die Wege des Herren…

  9. @Frollein, ich kannte bewußt bislang nur einen
    Song von Dylan ausm Radio oder so.
    Danke für den Tipp.

  10. was soll ich vorspielen?

  11. Vergiss es, Alter, im Vergleich mit deinem „ich-will-unbedingt-heilig-sein“ Kappes sind das ja alles Kinkerlitzchen. Du bist mir nunmal weit überlegen, das muß ich anerkennen, der ich wie alle anderen, die was können, einfach nur ein dummer kleiner Sünder bin, der mit allen anderen Böcken auf der linken Seite ins Feuer geworfen wird!

  12. ich frag doch nur… weiss nicht, worauf du anspielst.

    aber wie auch immer, es gibt eine alternative dazu „mit den anderen böcken ins feuer geworfen zu werden“. 🙂

  13. Du hast also überall um Dich herum Nietzsche stehen. Immer nach dem Motto „Hell Ain’t a Bad Place to Be“, oder was. Aber dieses lächerliche Genie hatte ja keine Ahnung vom Christentum.
    Aber freut mich, daß Du in aller Öffentlichkeit bewußt den Dekalog verletzt.
    Hail Lord Schmelzer!

  14. stimmt schon, hier stehen ein paar nietzschebücher. auch feuerbach, den du ja scheinbar magst. marx steht hier auch. auch russell und sicherlich ein gutes dutzend anderer atheistischer denker. insgesamt etwa 4.000 bücher. und?
    wieso verletzt das den dekalog?

    mit nietzsche unterschiedlicher meinung zu sein sollte doch kein problem sein. er war ja nicht unfehlbar. die philosophiegeschichte ist eine jahrtausendelange diskussion in der sich meinungen immer wieder geändert haben. nietzsche ist da einer von vielen. eine substantielle kritik am christentum hat er hingegen nicht gebracht. viel polemik, aber keine systematische kritik. er hatte tatsächlich keine ahnung vom christentum, hat er aber auch nicht behauptet. ich kenne keine schrift in der behauptet hätte sich mal wirklich mit der materie auseinandergesetzt zu haben. er argumentiert (wenn überhaupt) mit erfahrung.

  15. Nietzsches Kritik geht ja auch weit über’s Christentum hinaus, sie betrifft alles, was zuerst ein außenstehendes Böses feststellst um sich dann erst, also reaktiv, als den Guten zu definieren, anstatt sich aus sich selbst heraus als gut zu definieren. Dafür muß ich aber das, was die Priester mir als das Böse in mir vermittelt haben, integrativ behandeln. Feuerbach ist bei mir lange her, weiß noch nicht einmal an welcher Stelle ich mit ihm übereinstimme. Marx hab ich ein bißchen gelesen. In meinem kleinen Buchregal stehen vielleicht 40 Bücher, die ich noch nicht mal alle gelesen habe. Wie gesagt, ich bin nicht der große Leser. Ich trage alles in mir was ich brauche.
    Ach du Kacke, ich hab gerade festgestellt, daß „Du sollst nicht lügen“ gar nicht Teil des Dekalogs ist. Naja, ein weiterer Grund drauf zu scheißen. Du siehst, wie mir alle Gebote dieser Welt am Arsch vorbeigehen. Aber lügen find ich tatsächlich schändlich. Bezog sich natürlich auf deinen ersten Kommentar.

  16. Doch ist es: Du sollst kein falsches Zeugnis geben.

  17. also jetzt verwirrst du mich. natürlich steht lügen in den zehn geboten: „du sollst nicht falsch zeugnis reden…“. ich finde lügen auch nicht okay, aber was hat das mit meinem ersten kommentar zu tun? der war eine verständnisfrage, keine bewusst falsche aussage.

  18. hm, die kommentare haben sich überschnitten.

  19. Ich hoffe für dein Seelenheil, daß Du über Dich selbst und deine Scheinheiligkeit lachen kannst, Alter.

  20. langsam wird´s echt blöd. wenn du was zu sagen hast, dann tu das. wenn nicht, hör auf was zu schreiben was ausser dir keiner versteht.

  21. Welcome to hell, Lord Schmelzer, deine Unwahrhaftigkeit ist bemerkenswert.
    Ich habe Dir ein Klavierstück und ein noch unfertiges Streicherstück gemailt. Solltest Du tatsächlich nicht geblickt haben, daß es darum gingen, müssen die Sachen wohl erbärmlich schlecht sein. Vermutlich hast Du bereits damals damit gerechnet, daß aus dem besoffenen Langhaarproll mal ein Komponist wird.

  22. aha. sollte ich FF mal treffen, kann ich ihr das stück ja mal vorspielen. aber vielleicht schickst du es ihr (eigentlich ja ihm, aber das passt grammatisch nicht zu FF) ja einfach mal zu. ich habe das streichstück übrigens noch nicht gehört.

  23. Wenn’s ihn interessiert kannst Du es ihm vorspielen, ich hab zur Zeit keinen Bock meine Emailadresse und meinen Musikstücke durch die Weltgeschichte zu schicken.
    Ich wär Dir übrigens dankbar wenn Du die Sachen nicht vervielfältigst.
    Ich hätte die ganze Kacke von vornherein lassen sollen.

  24. ??? erst nennst du mich einen heuchler weil ich nicht erzählt und vorgespielt habe und dann soll ich es nicht weitergeben und kopieren? nicht, dass ich das je vorgehabt hätte. aber wie soll ich das denn jetzt verstehen?

  25. Ich sag doch, ich hätt’s lassen sollen. Viel Spass noch beim lesen. Und streng dabei bloß deinen Kopp nich zu sehr an, am Ende holt dich sonst der Teufel.
    Leb wohl.

  26. *denk* das niveau könnte man hier
    zu storchs blog wirklich man mal
    wieder etwas steigern…
    frollein, königstocher, juppi, jocky, bender usw
    wo seit ihr????? 🙁

  27. Hi Björne, bin hier, die ganze Zeit… Aber was soll man dazu sagen?
    Hat wohl einer zu tief in die Bong geschaut 😀 … oder so.

  28. Du hast absolut recht, der Storch hätte damals den Stoff aus’m Hals lassen sollen, das bekam dem alles gar nicht. „Ich will ein Heiliger sein“, was für ein Unsinn. Ich werd euch mal sagen, was für mich ein Heiliger ist: das ist jemand, der sein ganzes Leben lang säuft, kifft, kokst und rumhurt ohne das geringste Schuldgefühl und ohne jemals von irgendwas abhängig zu sein. So jemand hat eben auch die FREIHEIT, nicht den Zwang, es zu lassen. Es ist nicht die Sünde , die tötet, es ist das Bewußtsein von Sünde, das tötet, das Schuldgefühl. Das Schuldgefühl verhindert erst die Selbstgesundheit und führt zur Selbstsucht.

  29. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es raus und wirf es weg. Wißt ihr wofür das rechte Auge und die rechte Hand stehen? Für die ganze Scheißmoral, die RECHTE Sicht der Dinge. Ihr deutschen Protestanten solltet endlich mal die Ironie des Geschriebenen begreifen.

  30. Nicht zu sündigen oder nicht sündigen zu wollen hat nix mit Schuldgefühlen zu tun. Das ist doch absurd. Ebenso absurd wie die Annahme Selbstzerstörung würde zu Selbstgesundheit führen. Jetzt kochen die Eier schon ne halbe Stunde und sind immer noch nicht weich, oder wie? 😉

  31. Frollein, nur weil DU das nicht auf die Reihe gekriegt hast, muß das doch nicht heißen, daß sich jeder mit diesen Dingen zerstören muß. Sieh Dir Lemmy an.
    Es ist wirklich hoffnungslos mit euch.

  32. Das ist jetzt einfach mal die reine Spekulation von mir, weil ich die Briefe, wie gesagt nur oberflächlich kenne: vielleicht ist gerade das der Unterschied zwischen den Römern und den Korinthern. Paulus konnte und mußte gegenüber den Römern den erhobenen Zeigephallus in der Hose lassen, weil diese nicht, wie die Korinther, unter Fremdherrschaft standen und aus einer Kultur der Herrenmoral stammten in der sich ein gesundes Selbst erst entwickeln kann. Die Korinther wurden erst krank durch das Schuldgefühl, welches aus der Sklavenmoral erwächst. Das soll keine Bewunderung für die Weltmachtposition Roms ausdrücken, sondern worum es hier geht, ist die Macht über sich selbst.

  33. Wat gibt’s denn an Lemmy zu sehen? Dass man als Alkoholiker auch alt werden kann? Ich will es hoffen 😉 – Wird der Sprit dadurch gesünder?
    Mal konkret: wofür meinste denn fühl ich mich z.B. schuldig? Sag’s mir bitte, denn mir fällt nicht das geringste ein.

  34. Alter, Du stellst mir ja echt lustige Fragen. Woher soll ich wissen, was deine Mutter für ’ne Haarfarbe hat. Die Frage scheint mir auch nicht ganz richtig formuliert zu sein. Wenn Du richtig dicke Scheiße gebaut hast und Du wurdest dabei erwischt, fühlst Du Dich vielleicht schuldig und dann weißt Du auch weshalb (vielleicht einfach nur weil Du Dich hast erwischen lassen) und Du weißt, daß Du dann die Strafe dafür verdient hast (vermutlich, weil Du Trottel Dich hast erwischen lassen). Aber das Schuldgefühl, von dem ich rede, ist etwas wesentlich Dumpferes. Das ist dieses unangenehme Gefühl, daß vielleicht der eine bei einer ausgiebigen Wixpartie hat. Der andere wacht nach einer durchzechten Nacht auf und empfindet einen psychischen Kater, der alle körperlichen Symptome bei weitem in den Schatten stellt. Bei Leuten, die aus einer über mehrere Generationen frommen Abstinenzlerfamilie stammen mag sowas besonders heftig ausfallen. Ich habe an dieser Stelle auch schon mal etwas über Frauen geschrieben, die mir erzählt haben, daß sie nach ’ner schnellen Nummer (nicht mit mir) fest überzeugt waren, HIV-positiv zu sein, so ein Schuldgefühl hatten die. Wenn Du tatsächlich ein Frollein wärst, würd ich Dir einfach mal empfehlen, dich morgen Abend mal mit irgendjemandem so richtig sexuell auszutoben. Vielleicht wäre der anschließende „Kater“ für Dich die reinste Hölle, die Frauen sind von sowas ja mehr betroffen als die Männer. Bei Dir habe ich aber eher den Eindruck, daß Du kein ganz normaler Christ, also immer noch ein Freak, bist, insofern scheint Dich das alles nicht allzusehr zu betreffen. Du scheinst Dir ja auch noch von niemandem, der als „Heiliger“ dem Rest der Welt als Vorbild der Abstinenz leuchten will, das Biertrinken vermiest gelassen zu haben (ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, daß Alkohol eine harte „Droge“ ist und wer merkt, daß er damit nicht klarkommt, sollte sich schleunigst was anderes suchen, das knallt; leider ist alles andere ja illegal aber ausgerechnet der härteste Stoff nicht). Insofern: was weiß ich, welche Schuldgefühle Dich speziell plagen. Ich weiß nur eins: irgendwelche Schuldgefühle hat jeder und Leute, die heilig sein wollen, besonders.
    Was den Lemmy betrifft: woher willst Du wissen, daß das ein Alkoholiker ist. Nur weil der sich den Stoff so reinzieht, wie andere Leute Kaffee? Ein Alkoholiker ist jemand, der damit ein ernstes Problem hat und in seiner Vitalität dadurch krass eingeschränkt ist, nicht unbedingt jeder, der viel säuft – das wäre zumindest mal meine Definition. Daß der Typ ein Alkoholiker sei, ist ’ne Erfindung von Leuten, die gerne so wären wie er, es sich aber nicht eingestehen. Glaub mir, wenn man das Leben, mit allem was dazugehört, als Religion begreifen würde, wäre der Typ tatsächlich ein Heiliger.

  35. Naja, aber dieses Phänomen ist ja jetzt nicht unbedingt explizit christlich. Was soll denn „normaler Christ“ überhaupt bedeuten? Es gibt Leute die sich Christen schimpfen und scheinbar ohne Schuldgefühle ganze Kriege anzetteln können. Ich denke, die sollte man sich sicher auch nicht unbedingt als Vorbild nehmen. Obwohl nach Deinem Rom-Kommentar ist natürlich die Frage, ob Du eventuell gerade das cool finden würdest.

    Und ich weiß ja auch nicht, was Du so vom guten alten Storch denkst. Es hört sich hier manchmal an, als wäret ihr alte Klassenkameraden gewesen oder so. Ich kann Dir sagen, der macht seit Jahren einen verflucht (höhö) guten Job als autodiktakter Theologe und Prediger und sorgt sicher nicht dafür in irgendjemandem Schuldgefühle auszulösen. Im Gegenteil: es gibt eine ganze Reihe an Ausarbeitungen von ihm in denen er mit Vorurteilen und tradierten christlichen Vorstellungen bricht. Ich sag nur Tattoos, Rolle der Frau etc…

    Bei allem ist auch er ein Freak geblieben und das nicht im negativen Sinne – und wie der Name unserer „Sekte“ ja bereits verrät gibt es eine ganze Menge Leute die dem üblichen Klischeebild „Christ“ nicht entsprechen.

    Klar, überall wo viele Menschen zusammenkommen entwickeln sich gruppendynamische Prozesse, die oft negative Auswirkungen haben können, von dieser Gefahr können sich sicher auch nicht die Jesus Freaks freisprechen – aber ihre Grundkonzeption ist weitaus weniger anfällig dafür, eben weil es so gut wie keine kulturelle Vorgaben oder Leitbilder gibt. Es ist im Gegenteil eine der wenigen Gruppierungen die ich kenne, bei denen die Individualität groß geschrieben wird. Sicher gibt es auch hier Grenzen, sonst kann eine Gruppe nicht funktionieren. Wenn mein Bassist irgendwann auf der Bühne meinen würde, er müsste einfach andere Stücke spielen als der Rest, dann ist das Ergebnis wohl eher fragwürdig.

    Ulkigerweise sind es doch immer Außenstehende, die einen in irgendwelche Klischees zwängen wollen, bei denen die Vokabel „Christ“ so ein Feuerwerk an Assoziationen auslöst, dass man lange daran arbeiten muss, bis sie begreifen, dass es sich auch bei einem Gläubigen um einen ganz normalen Menschen handelt, der eben nicht seinen Verstand an irgendeine Obrigkeit abgegeben hat.

    Meinetwegen kann mein Gegenüber ruhig den verdacht hegen, es handele sich bei meinem Glauben um eine Form von multipler Persönlichkeit, aber ich erwarte wenigstens soviel Akzeptanz, dass man begreift, dass dies in meinen Augen ganz und gar nicht zutrifft. Mein Glaube, meine Beziehung zu Gott empfinde ich ebenso als Naturgesetz wie die atmosphärischen Bedingungen, die auf der Erde herrschen und nicht als Mitgliedschaft in einem Verein, der von mir Selbstverleumdung fordert und mir die Freude am Bier verderben will.

    Und mit dieser Einstellung bin ich nicht etwa eine Kuriosität. Klar, vielleicht hebe ich mich durch meinen Lifestyle hier und dort etwas von der Masse ab – aber damit bin ich unter den Jesus Freaks gewiss nicht der einzige oder würde dort mehr zur Minderheit gehören, als wenn man jetzt den Vergleich zur Gesamtgesellschaft ziehen würde.

    Naja, und was Lemmy und Co. betrifft: ich ziehe es da lieber vor mein eigener Lemmy zu sein, als mich da allzu intensiv mit zu beschäftigen. Was das Thema Alkoholismus anbelangt habe ich da doch eher wieder eine materialistische zu: d.h. ich gehe davon aus, dass jemand der über Jahre hinweg regelmäßig konsumiert irgendwann körperlich (mindestens psychisch) abhängig ist und Probleme damit haben wird ohne auszukommen. Dass einen nicht zwangsläufig alles kaputt machen muss, was man an Gift in sich hineinpumpt ist mir durchaus bekannt. Körperliche Auswirkungen hat dies imho dennoch. An der Stelle denke ich da einfach naturwissenschaftlich. Wobei ich da auch mit einbeziehe, dass die Psyche für mich auch Teil des Körpers ist und z.B. jemand, der sein Leben lang Gewohnheitssäufer ist vielleicht gerade deswegen keinen Leberschaden erleidet, weil seine innere Zufriedenheit sich auch auf die physische Gesundheit positiv auswirkt und sein Körper deswegen mehr „abkann“ als andere. Rudi Carell ist dann allerdings doch an Lungenkrebs gestorben, wenn auch spät 🙂

  36. Scheiße, jetzt hast Du mich latenten Fascho doch tatsächlich durchschaut, was soll ich da noch schreiben.

    In einer Klasse waren wir nicht, ich war nur ein dummer Realschüler mit ganz furchtbar schlechten Noten. Wie gesagt, frag ihn einfach. Ich hoffe, daß es tatsächlich so ist, wie Du schreibst und er kein Interesse hat jemanden über Gebühr zu beeinflussen. Ich habe einfach nur meine Probleme mit diesem absolut guten Gott und dieser absolut guten und leidfreien Himmelsutopie, in der nur irgendwelche Schafe (Gehorsame) aber keine Böcke (Ungehorsame) Platz haben. Tut mir leid, für meinen Geschmack klingt das totalitär. Die Metapher mit den Schafen und Böcken hab ich so von Storch nicht gehört, steht aber bei Matthäus, glaub ich.
    Ansonsten macht es für mich wohl keinen Sinn hier darüber zu spekulieren was der Storch tatsächlich immer noch für ein Freak ist, weil wir uns seit 16 Jahren nicht begegnet sind. Er ist aber sicher immer noch ein guter Junge.

    Zu Lemmy, kann ich dem wohl nicht mehr viel hinzufügen, da Du ja auch noch die Kurve gekriegt hast, deinen Materialismus ansatzweise in Frage zu stellen. Nur soviel: wäre Lemmy als Kind durch irgendwelche Judaspriester in die Hölle des Schuldgefühls getrieben worden, würd er das mit Körper und Psyche vermutlich so nicht auf die Reihe kriegen.
    Wie gesagt, das scheint mir einfach sein Kaffee zu sein. und seine Priester waren wohl Elvis Presley, Bill Haley und Little Richard.

  37. Das soll hier übrigens alles nicht heißen, geht los und fickt, sauft und kokst, was das Zeug hält, sondern einfach nur, paßt auf, was ihr mit den Köpfen eurer Kinder anstellt.

  38. Naja, auch wenn ich das mit den absoluten Instanzen etwas anderes betrachte, beruhigt es Dich dann vielleicht, dass ich durchaus ohne Schwierigkeiten und sogar aus vollster Überzeugung Campinos „Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dorthin so schwierig ist“ mitgröhlen könnte.

    Schon alleine weil ich echt nen Horror davor hätte die Ewigkeit mit Bionade schlürfenden Zombies zu verbringen 😉 Im Gegenteil: Leute wie Lemmy würde ich da supergerne um mich haben.

  39. Achso: und meine kritische Reaktion gegenüber so Künstler-Ikonen. An mir geht sowas ja auch nicht spurlos vorbei, aber irgendwann kam bei mir der Punkt, wo ich dieses Rock’n’Roll Koks & Nutten Credo (obwohl wir selbst als Band damit kokettieren, wenn auch nichts von beidem der Wahrheit entspricht, weder bei den „christlichen“ 50% noch den „atheistischen“ 50% bei uns) irgendwie nicht mehr als eine interessante Form der Rebellion empfand. Letztlich ist es meist auch nur ein verlogenes Klischee und von wenigen Ausnahmen mal abgesehen sind diejenigen, die das vertreten entweder total verlogen oder einfach nur noch fertige Wichser, denen welches Gift auch immer die letzten Gehirnzellen geplättet hat und die, wenn man die Oberflächlichkeiten mal subtrahiert sich in nichts mehr von all den anderen angepassten Arschlöchern unterscheiden.

    Ich habe durchaus Respekt vor dem Werk von Motörhead oder Bukowski, will mich aber menschlich doch eher an Leuten wie Farin Urlaub, Greg Graffin oder Tom Waits orientieren. Das Problem ist, dass Jugendliche oft nicht ausreichend differenzieren können und die „Rebellion“ oder „das eigene Ding durchziehen“ dann auf den Konsum irgendwelcher Substanzen reduzieren.

    Das ist im Grunde ein Punkt, wo ich mir manchmal schon fast mehr Schuldgefühle wünschen würde. Denn nach 15 Jahren Raucherdasein komme ich mir da schon hin und wieder vor wie ein lebendiges Werbeschild für die Tabakindustrie. Und das hat dann nix mehr mit Freiheit zu tun, wenn man unterschwellig eben doch nur die Hure in einem Scheißsystem ist. Es wird gewiss der Tag kommen, an dem ich mich davon lossage und nicht weil es mir von irgendeiner Obrigkeit suggeriert wurde, sondern weil ich immer weniger Bock darauf habe, meine Kohle irgendwelchen Ausbeutern in den Rachen zu werfen.

  40. so ernüchternd es für manche sein wird: den rock’n’roll-lifestyle findet man bei jazzern öfter als bei rockern. ich sag es nochmal: „freiheit ist nicht etwas zu tun sondern etwas zu lassen.“ ich finde es viel geiler nicht rauchen zu müssen oder mir jeden abend den kopf zu zu schütten, als ich es jemals fand, das tun zu können/dürfen.
    ich habe so viele junkies und anderweitig süchtige gekannt, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann, den begriff „freiheit“ mit der Freiheit etwas zu tun zu verbinden.

    schuldgefühle sind auch nichts spezifisch christliches. der fokus auf die erlösung von schuld schon. darum geht es doch: freiheit von schuld, eine freiheit die weit jenseits von reue liegt. klar gibt es ein paar christen mit großen schuldgefühlen, aber ich kenne mehr leute, die ohne jesus unter schuld zusammenbrechen. ist ja auch klar, wer vergibt dir denn, wenn du scheisse baust? man kann auch nicht immer davor weglaufen, irgendwann holt einen die vergangenheit ein.

  41. Amen dazu, mein Oberguru 😉
    Vielleicht sehen wir uns ja gleich und dann kannste mir ja mal was vom Arkadius erzählen – die Freiheit nicht mehr rauchen zu müssen brauche ich nebenher auch so langsam echt dringend. Zumindest verrät mir das mein immer schlimmer werdender Raucherhusten.

    Zusatz für Arkadius: jaja, vielleicht ist meine Psyche dafür einfach zu labil um die Scheiße auszugleichen 😛

  42. Das ist genau der Grund warum ich mit Guns N’ Roses immer ein solches Problem hatte, weil es bei denen immer hieß „man sind wir drogensüchtig“, obwohl die auch nicht mehr geballert haben als andere Bands, vermutlich sogar eher weniger und ich erinnere mich noch mit Schrecken an diesen ganzen Hype Anfang der 90er, keine Party ohne GNR und Metallica. Du hast natürlich recht, die Reklame habe ich weiter oben ja auch bereits angesprochen. Das sind nicht einfach nur diese nervigen Clips, welche die Filme unterbrechen, sondern das ist eben die gesamte falsche, dem Warenfetisch verfallene und sich selbst zur Ware machende Kunst. Das heißt allerdings nicht, daß eine solche Kunst ihre Reflexionsfähigkeit komplett aufgegeben hätte, das hängt letztenendes nunmal vom Betrachter ab. Aber wie ich oben bereits angesprochen habe, unsere Triebe wurden zuerst durch die runtergekommene Religion unterdrückt um anschließend durch die Reklame in eine andere Richtung manipuliert zu werden um dann dort entfesselt zu werden. So funktioniert dieses ganze System, daß diese Natur so sehr schändet und zerstört. Unsere ursprünglichen Triebe sind Teil dieser kaputten, geschändeten Natur. Das würd ich als die gefallene Schöpfung bezeichnen.
    Storch, bei den Jazzern war das mal so in den 50ern, die Jazzer, die ich kennengelernt habe, nahmen nicht mehr Drogen als ihr teilweise recht gediegenes Publikum. Und Du hast natürlich Recht, es ist wesentlich besser clean zu sein als abhängig. Aber das beste ist es wenn man es auf die Reihe kriegt, alle paar Tage eine Zigarette zu rauchen und diese zu genießen oder auch alle paar Monate oder Jahre mal ein paar Tage lang ordentlich zu kiffen. So läuft das bei mir mittlerweile und sogar mit dem Alkohol klappt das seit einiger Zeit ganz gut nachdem ich irgendwann mal 7 Jahre oder so keinen Schluck getrunken habe. Ohne die künstlerische Selbstverwirklichung und das daraus resultierende Selbstbewußtsein würd ich daß wohl nicht auf die Reihe kriegen. Im Übrigen würd ich aber heute sagen, daß ich niemals wirklich von irgendwas abhängig war. Als ich keinen Bock mehr hatte, hab ich’s einfach gelassen und das war’s.
    Und mit Verlaub, Storch, aber wenn das, was Du über Jesus und die Erlösung von der Schuld durch ihn schreibst, stimmen würde, dann würdet ihr Christen euch den ganzen Tag lang verhalten wie unsere nächsten Verwandten im Tierreich: die Bonobos.

  43. Zu letzterem: das wäre vielleicht der Fall, wenn wir genau wie die Tiere wären, aber dem ist nicht so. Und jetzt versuch jetzt nicht, mir das Gegenteil zu verkaufen, nachdem Du bereits Worte wie Selbstbewußtsein und Reflexion in den Mund (wenn auch „virtuell“) genommen hast 😉

  44. Ich will Dir gar nix verkaufen. Das könntest Du gar nicht bezahlen, deswegen gibt’s das ja alles gratis hier, höhö…

  45. hehe… aber wenn ich so darüber nachdenke, hat mein Alltag in der Tat vielleicht mehr mit dem der Bonobos gemein als mit dem der meisten anderen Menschen 🙂

  46. Ich hoffe jetzt einfach mal, daß Du damit das Vermeiden jeder unnötigen Maloche meinst, sonst werd ich am Ende noch neidisch.

  47. Wo genau findet man diese Bibelzitate?
    Und heißt „abbah“ „Vater“?

    Jules

  48. Hi Jules,
    herzlich willkommen!
    Die Zitate den tatsächlichen Versden zuzuordnen ist nicht ganz leicht. müsstest Du einfach mal eine „normale“ bibel legen.
    abba ist eine koseform, also eher papa als das formelle vater.

  49. ok alles klar.
    Eine Frage noch: Gibt es einen Unterschied zwischen „Abbah“ und „Abba“?

    Danke:)
    Jules

  50. nein, ist nur eine andere schreibweise (es sei denn, du meinst die band :-))

  51. 😀 nein die meinte ich nicht ^^
    aber stimmt das kann zu Verwechslungen führen ^^

    Wir wollen nähmlich einen Jugendgottesdienst machen und brauchen noch einen guten Namen 🙂 deshalb meine Frage.^^

    Also Vielen Dank

  52. vielleicht braucht ihr ja noch eine gute band, hahaha.

  53. XD

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