Das vierte Kapitel hat Abraham und den Glauben zum Schwerpunkt.

Wer den Glauben sein höchstes Gut nennt,
der ist vor Gott ein Gerechter.1

Wie anders ist der christliche Glauben als andere Systeme der Welt. Normalerweise wird der begünstigt, der am fleissigsten ist. Man muss gute Werke bringen um seinem Gott zu gefallen. So verhält es sich in Wahrheit nicht sondern Gerechtigkeit in den Augen Gottes bekommt man nur, wenn man Ihm vertraut. Es ist ein Geschenk der Gnade, das im Glauben angenommen wird. Durch den Glauben wurde Abraham (und im zweiten Beispiel David) gerecht, so dass Paulus über ihn schreiben kann:

Gott nahm ihn auf in die Gemeinschaft
der Guten (…)2

Die Formulierung allein ist schon lesenswert. Klingt so, als hätten David und Abraham ab dem Moment einen weissen Hut tragen dürfen 🙂 Wer wollte nicht in die Gemeinschaft der Guten aufgenommen werden? Könnten wir nicht mal eine Gemeinde so nennen?
Hinter der Formulierung steht aber noch ein revolutionäres Konzept. Nach der Kreuzigung ist es klar, dass niemand mehr in die „Gemeinschaft der Guten“ aufgenommen wird, der sich nicht im Glauben an Jesus Christus wendet. Abraham lebte aber napp 2000 Jahre früher. Was war seine Gerechtigkeit? Der Glaube an Gott – in ihm wird ein Prinzip eingeführt, dass man erst in Jesus ganz verstehen konnte. Zu seiner Zeit bedeutete Gottvertrauen natürlich noch etwas anderes als heute, aber es ist immer derselbe Grundsatz: Vertrauen rettet. Nur die Art in der das Vertrauen gelebt wird hat sich seit Jesus dramatisch geändert.
Ein anderes ist klar, und ich bin sicher, dass es etwas war auf das Paulus auf jeden Fall hinauswollte: die reine Beschneidung und Zugehörigkeit zu einer Gruppe machte ihn nicht gerecht, dazu war persönlicher Glaube nötig. Der Glaube Deiner Gruppe kann Dir viel helfen, aber er kann Dich nicht vor Gott gerecht machen.

Und nun sagt mir: War Abraham beschnitten,
als Gott ihm,
zu seinen Gunsten, die Rechnung ausstellte?
Oder war er´s noch nicht?
Er war es noch nicht!3

Sein Glaube verhalf Abraham aber nicht nur zur Gerechtigkeit. Er half ihm auch, die Versprechen Gottes für sein Leben erfüllt zu sehen.

Obwohl sein Körper sehr schwach war
(er sah ihn nicht gern:
hundert Jahre lebte er schon)
und sein Leib so dürr
wie Saras beinahe erstorbener Körper
(ihr Leib: längst unfruchtbar)
blieb er, als sei er noch jung,
kräftig in seinem Glauben
(…)4

Echter Glaube zeigt sich im Alltagsleben. In Abrahams Fall bedeutete es, dass Sara und er nicht aufhörten Sex zu haben obwohl sie körperlich nicht mehr in der Lage ware zu zeugen oder zu empfangen. Aber Abraham hielt an Gottes Versprechen fest und glaubte, dass er einen Sohn von Sara bekommen würde.
Das spricht gegen die berühmte These, dass man Glauben nicht sehen kann und ihn so auch bei niemandem anzweifeln dürfe. Das klingt zwar richtig, ist aber falsch. Glaube wird sich immer zeigen. Es ist unmöglich, eine Beziehung zu Gott zu haben ohne dass andere das merken. Glaube drückt sich nicht nur im Jenseits aus sondern auch im Diesseits.

Nein, nicht das Gesetz hat unserem Vater
und seinen Kindern verheißen:
Segen der Welt werdet Ihr sein,
sondern nur die Gerechtigkeit, die der Glaube verbürgt.
Dieser Glaube aber kann leer sein, und die Verheissung ist nichtig, (…)5

Der Glaube der gerecht macht, muss sich im Alltag zeigen. Tut er es nicht, ist er leer und das Geglaubte passiert nicht. Das ist eine bittere Wahrheit die sagt, dass Glaube nicht gleich Glaube ist. Der eine behauptet einen Glauben, der andere hat ihn. Man kann den Glauben sein Leben durchdringen lassen oder einen Glauben haben, der nur auf intellektueller Zustimmung beruht. Biblischer Glaube geht tiefer als eine solche Zustimmung, er durchdringt Herz und Leben.

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  1. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 23 []
  2. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 24 []
  3. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 24 []
  4. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 26 []
  5. Jens, Walter: der Römerbrief. Stuttgart: Radius-Verl. (Radius Bücher), S. 25 []

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