Mein Herr und mein Gott,
nimm alles mir,
was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich führet zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen dir.

Dieses Gebet soll der Schweizer Mystiker Nikolaus von Flüe (1417-1487) jeden Tag gebetet haben. Obwohl ich es prinzipiell besser finde mit eigenen Worte zu reden (schliesslich würde auch meine Frau es seltsam finden, wenn ich nur in Zitaten mit ihr sprechen würde), kann es manchmal hilfreich sein, sich „Worte zu leihen“.
Gerade Christen aus freikirchlicher Tradition kommt es komisch vor, nicht frei zu beten – ausser natürlich beim Vaterunser. Aber eigentlich beten wir alle viel mit geliehenen Worten; nämlich jedes Mal, wenn wir Gott mit Liedern anbeten, die jemand anders geschrieben hat. Auch wenn es dann nicht unser eigenes Lied ist, kann es viel von dem ausdrücken, was wir selber Gott gegenüber empfinden.
Lieder sind nichts anderes, als vertonte Gebete. Man könnte sie genauso gut sprechen. Warum sollte es dann nicht gehen, auch andere Gebete als Psalmen und das Vaterunser zu beten?

Speziell dieses Gebet von Flüe, das ich zum ersten Mal Martin Bühlmann auf einer charismatischen Konferenz habe beten hören, bete ich auch selber gerne. Es drückt genau das aus, was ich mir selber wünsche und wonach ich mich sehne.
Die Kirchengeschichte ist voller Gebete, die uns inspirieren können. Christen aus katholischer und evangelischer Tradition ist das wohlbekannt. Dort gibt es Gebetsbücher und es werden viele Gebete in den Gottesdiensten vorgetragen. Wenn so das eigene, freie Reden mit Gott in den Hintergrund gerückt wird oder ganz wegfällt, ist das sicher schade. Aber wir freikirchlichen Christen können sicherlich etwas davon lernen und die Tiefe von 2000 Jahren Christentum für unsere eigene Spiritualität nutzen.

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Ein Kommentar

  1. Dazu passt ein Zitat von Martin Luther:

    „Gottes Natur ist,

    dass er aus nichts etwas macht.

    Darum: Wer noch nicht nichts ist,

    aus dem kann Gott auch nichts machen“

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