21. Mai 2009 5

den Zeichen glauben

Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubt mir nicht!
38 Wenn ich sie aber tue, so glaubt den Werken, wenn ihr auch mir nicht glaubt, damit ihr erkennt und versteht, daß der Vater in mir ist und ich in dem Vater! (Johannes 10,37-38 nach der Elberfelder)
– ähnliche Stellen gibt es in den Evangelien einige

Ein Phänomen beschäftigt mich seit langem: es gibt Prediger, die nehmen Zeichen und Wunder in ihrem Dienst als Beweis dafür, dass ihre Theologie richtig sein muss. Werden sie dafür kritisiert, dass etwa ihr persönlicher Umgang mit Sünde lay ist, oder ihr Leitungsstil besitzergreifend, oder ihre Theologie einseitig ist, dann verweisen sie auf Wunder, die in ihrem Dienst passiert sind. Es sieht dann gleich so aus, als taste man den Gesalbten Gottes an und könne sich durch solche Kritik mächtig Ärger einhandeln.
Damit konnte ich nie umgehen, obwohl mir eines immer klar war:

Gott segnet nicht Theologie sondern Hingabe: Kraft hat viel mit Glaubensmut, Hingabe und oft Geistesgaben zu tun. Persönliche Reife steht nicht an erster Stelle und eine gute Theologie auch nicht. Es gibt nicht wenige von „Gottes Generälen“, die lehrmässig sehr daneben lagen und als Obskuranten starben. Sie hätten zwischendurch massig Gelegenheit gehabt, ihre Meinung an manchen Stellen zu ändern, aber waren zu stolz oder unsicher dazu.
Darüber hinaus gibt es Zeichen und Wunder in jeder theologischen Richtung. Die katholischen Heiligenlegenden sind ebenso voll mit ihnen wie die Versammlungen moderner Heilungsevangelisten. Es ist wohl klar, dass es Gott um etwas anderes, als die reine Lehre geht.

Daraus folgt eigentlich schon einmal, dass Lehre und Kraft nicht unbedingt dasselbe sein müssen. William Branham,  der eine bedeutende Figur in der Voice of Healing – Bewegung war, wurde immer davon abgeraten zu predigen. Es war einfach nicht seine Gabe und er hätte bei dem bleiben sollen, was Gott ihm gegeben hatte. Lehre sollte also nicht durch Heilungen oder Geistesgaben als richtig dargestellt werden. Man kann sich immer noch doktrinär streiten, auch wenn Zeichen und Wunder geschehen, denn es sind beides andere Baustellen.

„Aber was ist mit Jesus? Er hat doch Zeichen als Beweis seiner Mission gebraucht und immer wieder darauf verwiesen, dass man wenigstens seinen Taten glauben sollte.“ – Das habe ich mich oft gefragt. Der Unterschied ist, dass Jesus Zeichen und Wunder im Kontext von Evangelisation einsetzte und nicht im Kontext eines theologischen Gesprächs. Ich würde es bei jedem Evangelisten vollkommen richtig finden, wenn er auf die Kraft Gottes verweist um Menschen zu Jesus zu bringen. Sind sie aber einmal bei Jesus kann nur noch das Wort Gottes in sachlichen Auseinandersetzungen benutzt werden.
Natürlich kann es sein, dass auch dann noch Gott übernatürlich einen Gesprächspartner überzeugt. Aber es ist etwas anderes wenn Gott souverän eingreift als wenn wir uns selbst auf etwas berufen.

Mir gibt diese Erklärung viel Ruhe in manchen Gesprächssituationen. Es ist bemerkenswert wie oft mit unlauteren Mitteln diskutiert wird und wie viele sich hinter Totschlagargumenten („taste nicht den Gesalbten Gottes an“) verbergen. Natürlich muss eine Diskussion höflich und brüderlich bleiben. Natürlich müssen wir ergebnisoffen sein, denn es kann sein, dass wir am Ende überzeugt werden oder dass beide bei ihrer Meinung bleiben. Aber das war ja nicht die Frage…

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5 Kommentare

  1. Mag sein, dass ich hier mit meiner Meinung alleine bleibe, aber ich mag eigentlich keine Heilungs- und Erweckungsprediger. Hysterisch aufgeputsche Versammlungen, die einem wie auch immer Gesalbten zu jubeln und sich von ihm den ultimativen frommen Kick versprechen, daruf kann ich nicht besonders gut. Zudem habe ich noch nie in meinem Leben von TVangelisten und Co. etwas gehört, was nicht jede Tupper-Tante oder jeder Staubsaugervertreter auch raushauen könnte. Eine wirkliche Homilie war bisher noch nicht dabei. Das ist das Eine.
    Das Andere sehr viel verstörendere ist, ist der Umgang mit Krankheit und Leid. Das Krankheit und Leiden nicht zum Menschen gehören und das sie vollkommen sinnlos sind, dass wird dort gerne und häufig behauptet. Zudem wird eine merkwürdige „mens sana in corpore sano“-Theorie vertreten, die ich so nicht aus der Bibel kenne.
    Was die vielen Heilungswunder der Heiligen angeht, sollte man sich vielleicht nicht nur diese Heilungswunder angucken. In den Biografien vieler Heiliger findet man die Erfahrung von Krankheit und Leid. Nicht selten sind das Schlüsselerlebnisse für ihren Glauben. Bsp.: Ignatius von Loyolas Weg mit Christus begann als er sich eine Verwundung zu gezogen hatte, die so schwer war, dass sie das Ende seiner Militärkarriere bedeutete. Er wurde diese Behinderung nie wieder los, aber ging aber als geheilter Mensch aus diesem Prozess hervor. Johannes vom Kreuz verfasste sein Hauptwerk während er eingekerkert war und wahrscheinlich ist die Begegnung Franziskus‘ mit dem Aussätzigen die bekannteste Heilungsgeschichte der Welt. Nur das eben nicht der Aussätzige geheilt wurde, sondern Franziskus. Hätten diese Herren Krankheit und Leid nach dem gängigen Schema der aktuellen Heilungsprediger abgehandelt, wäre aus der wahren Heilung wohl nichts geworden.

  2. Ich muss mal eben widersprechen. »Der Unterschied ist, dass Jesus Zeichen und Wunder im Kontext von Evangelisation einsetzte und nicht im Kontext eines theologischen Gesprächs.«
    Ich würde sagen, dass Jesus weder im Kontext von Evangelisation noch im Kontext der Theologie-Diskussion Wunder getan hat, sondern ganz und gar ohne Kontext. Er sah Kranken und heilte sie. Punkt. Man brachte ihm gelähmte und er heilte sie. Punkt. Weder theologisch noch evangelistisch.
    Das sehe ich übrigens bei der Apostelgeschichte nicht anders. Da sitzt ein blinder Bettler, Petrus hat kein Geld bei sich, aber er kann ja wenigstens den Mann heilen. Ohne zu evangelisieren oder zu diskutieren.

  3. @ Günter
    wollte dir schon recht geben, dann fiel mir aber wieder der Unterschied zwischen Zeichen und Heilungen auf. In Bezug auf Heilung sehe ich das so wie du schreibst, ein reiner Akt der Barmherzigkeit – Zeichen dagegen sollen auf etwas hinweisen, damit hat Storch schon recht.
    Da wir uns meistens über beides sehr „wundern“, kann dieser Unterschied schonmal übersehen werden.. 😉

  4. Ihr scheint Euch ja einig zu sein, dass Jesus die Zeichen/Wunder/Heilungen nicht als eben Zeichen eingesetzt hat. Ich finde aber, dass göttliche Heilung gar nicht anders kann als ein Zeichen zu sein, und so verstehe ich auch den Text vom storch. Heilungen sind ein Akt reiner Barmherzigkeit – und zeigen damit den Charakter Gottes. Jesus zeigt uns den Vater – durch das, was er sagt, durch das wie er Menschen behandelt, durch seine Einstellung, aber auch druch das, was er an Menschen tut oder was er überhaupt tut. Er zeigt den Vater durch alles, was er tut. Insofern ist das ganz massiv Teil seiner „Mission“, nämlich die Herzen der Menschen zu Gott zu ziehen (Evangelisation).

    @ Sammy
    Was Du über Heilungs- und Erweckungsprediger schreibst, würdest Du nicht schreiben, wenn Du wie ich Leute kennen würdest, die gerade durch solche, vielleicht manchmal emotional aufgeputschten Versammlungen zum Glauben gekommen sind. Mein Bruder zum Beispiel, und das ist mittlerweile ein gutes Jahrzehnt her, und er ist immer noch dabei. Soviel mal dazu.
    Außerdem mag ich solche Verallgemeinerungen nicht besonders. Ich komme gerade von genau so einer Konferenz, wie Du sie beschreibst, wo Heilungs- und Erweckungsprediger, die teilweise tausende, zehn- und hunderttausende zum Herrn gebracht haben, auf eine teilweise sehr emotionale Weise gepredigt haben. Ich habe ehrlich gesagt noch nie einer Tuppertante oder einem Staubsaugervertreter zugehört, aber es hat mich nicht im Entferntesten an sowas erinnert, was dort passiert ist. Menschen haben neue Leidenschaft für Jesus bekommen. Menschen sind geheilt worden. Menschen haben sich bekehrt. Gott war spürbar da und hat getan, was ihm gefällt.
    Es würde uns allen wahrscheinlich ganz gut stehen, ein bisschen weniger hochnäsig auf andere Berufungen und andere Frömmigkeitsstile zu schauen. Es muss weder Dir noch mir alles gefallen, was wir in der Christenheit so sehen, aber etwas mehr Respekt wäre wahrscheinlich trotzdem kein Fehler…

  5. @ sammy: leider muss ich köto recht geben, das ist wirklich sehr undifferenziert.
    übrigens hatten auch viele der nicht-katholischen heilungsleute mit krankheit zu tun. du reduzierst da auf ein klischee, das es so in der realität nur selten gibt.

    @ gjm: nicht falsch, was du schreibst. aber imho auch nicht richtig. jesus wollte ja immer den ganzen menschen retten und ihn nicht nur körperlich heilen. das würde sonst etwas zu kurz greifen. alle übernatürlichen heilungen sind hinweise auf etwas größeres das hinter ihnen steht.

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