11. April 2009 2

Augen des Herzens

Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt.
18 Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt
19 und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.
20 Er hat sie an Christus erwiesen, den er von den Toten auferweckt und im Himmel auf den Platz zu seiner Rechten erhoben hat, (Epheser 1,17-20 nach der Einheitsübersetzung)

Dreieinigkeit
Im Grunde geht die Stelle dann sogar noch weiter, denn Paulus neigte dazu, superlange Sätze zu schreiben. Aber wir hören mal mit einem Komma auf. Es ist eine der wenigen Stellen in der Bibel an denen alle Personen der Dreieinigkeit in einem Vers zusammen vorkommen.
Natürlich gibt es noch andere, wie z.B. bei der Taufe Jesu oder als Abraham im Alten Testament von drei Männern besucht wird, die Gott in sichtbarer Gestalt sind, aber insgesamt betrachtet ist das wirklich selten.

Augen des Herzens

Worum es mir aber in erster Linie geht sind die „erleuchteten Augen des Herzens“. Wahrscheinlich ist jedem klar, aber wenn Paulus vom Herzen redet, dann spricht er nicht von einem 300g schweren Muskel, den jeder von uns in der Brust hat. Dieser Muskel hat keine Augen, die man erleuchten könnte, es ist nichts Besonderes an ihm dran. Man kann mit ihm nichts von Gott erkennen. Wir sagen zwar manchmal, dass wir Herzklopfen bekommen wenn wir jemanden sehen, den wir lieben oder wenn wir vor einer gefährlichen Situation stehen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass unser Herz denkt oder fühlt.
Paulus redet hier vom Innersten des Menschen. Von unserem Wesen, unserem Kern. Der Vergleich ist schon uralt. Immer wieder wurde unser Innerstes mit einem Herzen verglichen. Im Grunde ist es auch ein sehr guter Vergleich, denn ebenso wie unser Herzmuskel Blut – und damit das Leben – durch unsere Gefäße pumpt, pumpt unseres Inneres Gedanken, Ansichten, Gefühle, Einstellungen usw. durch unsere Seele. Jesus sagte einmal:

Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. (Matthäus 12,34 nach Luther)

Wir sind genau das, was unser Herz ist. Wer nicht mehr schlecht reden will, der sollte nicht nur seinen Mund kontrollieren sondern sein Herz! An dem, was wir sagen erkennt man, was in uns drin ist. Jemand, der nur bitter spricht wird in seinem Herzen Bitterkeit haben.
Deswegen ist dieses Gebet des Apostels so wichtig. Wir brauchen erleuchtete Augen des Herzens damit unser Inneres nicht nur das Schlechte sieht, sondern Gottes Realität. Das ist nicht einfach eine Vorlage für den kleinen Prinzen, die uns zu romantisch-melancholischen Gedanken bringt. Es ist eine lebenswichtige Sache. Solange unser Innerstes blind ist für Gottes Welt, werden negative Dinge uns beherrschen.
Unser inneres Herz wird sie immer und immer wieder durch uns hindurchpumpen und es wird auf Dauer immer schlechter mit uns. Wenn Gottes Geist uns aber die Augen öffnet, werden gute Dinge unser Herz erfüllen und wie von einer Pumpe immer und immer wieder durch uns gespült. Es gibt kaum etwas Wichtigeres als das.

Der erste Moment an dem die Augen geöffnet werden ist der in dem wir Jesus erkennen. Bei einigen ist das schon so lange her, dass sie sich kaum mehr daran erinnern. Bei anderen ist es nicht lange her. Einige haben diesen Moment in ihrer Kindheit nur halb bewusst erlebt, andere haben ein echtes schwarz-weiss-Erlebnis, weil sie Jesus erst als Erwachsene kennen gelernt haben. Wie auch immer es geschieht – entscheidend ist nur, dass es geschieht. Das ist der Moment der Wahrheit in dem man Gott nicht nur mit den Augen des Herzens sieht sondern Jesus auch in sein Herz hinein lässt. (Offenbarung 3,20)

Die Kraft in uns
Damit ist der Spaß aber nicht vorbei. Paulus betet hier schließlich für eine Gemeinde und nicht für Ungläubige. Wenn wir Jesus angenommen haben und mit ihm leben, dann geht es erst los, dass wir Gott richtig kennen lernen und seine Welt entdecken. Die Welt nimmt die Christen vermutlich deswegen so negativ wahr, weil wir ab diesem Moment oft aufhören, uns weiterzuentwickeln. Wir beten nicht mehr dafür, dass Gott unsere Augen weiter öffnet.
Paulus redet über große Kraft, die an uns wirksam sein soll. Die Kraft, die sich erwiesen hat, als Gott Christus von den Toten auferweckt hat. Das ist die Kraft in uns und wenn wir sehen, was uns in Gott zur Verfügung steht, dann werden wir uns aufmachen sie zu nutzen. Leider sehen viele Christen gar nicht, was sie in Jesus haben. Sie freuen sich darüber, Kinder Gottes zu sein, wissen aber nicht, dass ihnen auch Kräfte des Himmels zur Verfügung stehen und sie dazu geboren sind, übernatürlich zu leben.
Wir sind dafür da, Erfahrungen mit Gott zu sammeln und den Menschen um uns herum ein Stück zu Himmel zu zeigen. Das ist Gottes Wunsch mit uns.
Gebet
Ich würde nicht sagen, dass es einfach ist, diese Kraft zu erleben oder aus dem Himmel heraus zu leben. Wer das meint ist naiv. Als Paulus den Brief schrieb, war er ca. fünf Jahre nicht mehr in Ephesus. Er hatte mal ein paar Jahre dort gelebt und kannte die Gemeinde gut, aber er war lange nicht mehr da.
Seit fünf Jahren betete er für die Gemeinde und ich gehe davon aus, dass er täglich ungefähr dasselbe Gebet betete wie er es hier aufschrieb. Gebet sah zu der Zeit nicht so aus, dass man sich eine halbe Stunde zum beten traf und dabei an alles Mögliche dachte. Man verbrachte Stunden im Gebet, denn man traute Gott alles zu. Über Jaubus, den Autor des Jakobusbriefes, schreibt Eusebius von Cäsarea, dass er Knie wie die eines Kamels hatte weil er so viel betete. Das war die Haltung der ersten Christen. Es ging nicht darum ob etwas einfach oder schwer ist. Auch nicht darum, wie lange es dauert. Gebet war etwas Existenzielles. Wer mit dieser Einstellung daran geht und sagt: „Gott, ich lasse Dich nicht, bevor Du mir ein (weiteres) Stück Deiner Welt gezeigt hast!“, der wird nicht enttäuscht werden.

[eine audio-Predigt dazu]

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2 Kommentare

  1. hä? habe ich den doppelt gepostet? oder war der noch nicht? keine ahnung…

  2. iiiich kann dir das nicht beantworten, ob der hier doppelt ist. Iiich kenne ähnliches nur live aus der Predigt für Marco&Verena. Vielleicht kommt sie dir deshalb bekannt vor und du scheinst einen Tag vorher probegepredigt zu haben :-)) Wie dem sei … wichtige Gedanken, sehr schöne Predigt! Gesegnete Ostern.

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