07. April 2009 10

Was soll ich Euch tun?

Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus.
Sobald er hörte, daß es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!
Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!
Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.
Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.
Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können.
Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg. (Markus 10,46-52 nach der Einheitsübersetzung)

Gott kann verändern und in jedem Leben eine Wendung zum Guten bringen. Das habe ich selber erlebt und auch viele andere – es ist einfach eine Tatsache die feststeht.
Wir haben aber in Deutschland eine komische Haltung, die dazu führt, dass wir Jesus gerade um die Dinge nicht bitten, die wir am liebsten hätten. Im besten Falle liegt das daran, dass wir so beeindruckt sind von der Möglichkeit ewiges Leben zu erhalten, dass wir blind für den Segen werden, den Gott uns hier geben kann. Im schlimmsten (und vermutlich häufigeren) Fall ist es einfach Religion die uns davon abhält die Gute Nachricht als so gute Nachricht zu erleben wie sie es eigentlich ist: als Gottes Universalantwort auf alle unsere Nöte.

Die Frage
Die Frage Jesu hat Generationen von Theologen verwundert zurück gelassen. Warum fragt ein Prediger, der als Wunderheiler bekannt war, einen Blinden nach seinem Wunsch?! Das ist doch klar: er will geheilt werden! Es sind dann aber dieselben Theologen, die niemanden fragen würden, was er von Gott möchte, weil sie vollkommen sicher sind, dass es nur einen Wunsch gibt, für den Gott zuständig ist und der ohnehin über allem steht: das Heil.
Ein wichtiger Grund warum das Christentum in unserem Land so wenige Leute interessiert ist, dass wir einfach für ihr Leben nicht mehr von Bedeutung sind. Wir fragen nicht mehr nach den Wünschen und Nöten der Menschen sondern sind Experten geworden für Fragen die niemand stellt. Auch zu Jesu Zeiten gab es nichts wichtigeres als gerettet zu werden und die Ewigkeit im Himmel zu verbringen; dennoch hatte Jesus ein offenes Ohr für jedes Anliegen, das an ihn herangetragen wurde.
Wenn wir wollen, dass man uns zuhört wenn wir über das ewige Leben reden, dann sollten wir zuhören, wenn es um das geht, was die Menschen um uns herum betrifft.

Der Schrei
Gott erhört gerne das Gebet von Menschen. Aber so lange niemand weiss, wie gut unser Gott eigentlich ist, wird die Welt nicht anfangen nach ihm zu schreien, wie dieser Blinde. Warum erleben wir so wenig? Weil wir nicht mehr schreien. Wir reden leise mit Gott und Gefühle, unsere ganze Verzweiflung, schweigt in unseren Gebeten.
Dieser Blinde hat eines richtig gemacht: er hat seine Chance genutzt. Vielleicht war es die letzte, die er hatte. Ärzte konnten nicht helfen; niemand konnte irgendetwas für ihn tun. Jesus war seine einzige Chance. Er kannte ihn nur vom Hörensagen und war Jesus nie zuvor begegnet. Aber als er ihn gehört hatte, setzte er alles auf eine Karte und schrie, was das Zeug hält nach einem Heiler. Er liess sich nicht durch das abhalten, was die Menschen um ihn herum sagten. Denen ging er ordentlich auf die Nerven. Die Menschen hassen ernsten Glauben und ernstes Suchen nach Gott – es macht sie ihrer Oberflächlichkeit bewusst und zeigt ihnen, dass es in ihrem Leben eine offene Wunde gibt, die niemals ganz verheilt ist.
Aber Jesus hat eine Antwort für Menschen, die zu ihm schreien und sich nicht beirren lassen. Für diese Antwort lohnt es sich, sich lächerlich zu machen und sich der Kritik auszusetzen.

Die Aufgabe
Ich würde gerne mit Euch beten. Da Ihr jetzt vor Euren Monitoren sitzt und wir nicht zusammen beten können, bitte ich Euch, Euch ein bisschen Zeit zu nehmen um Gott zu begegnen. Wir leben so hektisch und ich vermute, dass die meisten Leser diesen Eintrag nur eben im feedreader überfliegen.
Aber vielleicht nutzt Ihr doch mal die Gelegenheit und kommt mit Euren echten Anliegen zu Gott. Was ist das, was Euch ganz tief im Herzen beschäftigt? Das ist der Wunsch mit dem Ihr zu Jesus kommen solltet. Wenn Ihr etwas mit unserem Gott erlebt würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen.

Gottes Segen!

Be Sociable, Share!

10 Kommentare

  1. erst mal das:
    Wir reden leise mit Gott und Gefühle, unsere ganze Verzweiflung, schweigt in unseren Gebeten.
    Bitte schreib mal, was Du meinst, das hier versteh ich nicht.
    Grüßchen vom Klugscheißerle

  2. und jetzt geh ich in den Wald, zum Nachdenken und Gott begegnen.

  3. Ich danke dir für deine so wichtigen und wahren Worte!
    Ich bin gerade in der „Verliebtheitsphase“ mit Gott, mit Jesus, aber ich hab so irre Situationen erlebt, die mich immer wieder sprachlos machen! Und es fällt mir oft noch schwer, wirklich laut mit Gott in Verbindung zu treten, obwohl ich es so gern möchte. Mit anderen zusammen beten ist toll, da kann auch ich alles mit meiner Stimme zu IHM bringen! 🙂
    Wir alle sollten uns viel öfter in ein Gespräch mit Jesus begeben!

    GBY

  4. „…da warf er seinen Mantel weg“. Um Heilung empfangen zu können ist es bestimmt nötig alte „Umhüllungen“ aufzugeben, um offen für etwas Neues zu sein.

  5. herzlich willkommen wolke!

    juppi: weiss ich gerade auch nicht mehr 🙁

  6. ich glaube, die goldene mitte ist es mal wieder… man neigt ja auch manchmal dazu gott als getränkeautomaten zu sehen der genau das ausspucken muss, was ich gedrückt habe…
    bete z.b. seit längerem und auch konkret beschrieben um nen anderen job… aber bisher geht gar nix… insofern kann ich nicht wirklich von unerhörter not sprechen, denn ich habe arbeit die mir die nötigen finanzen für miete usw. besorgt, aber es ist jetzt auch nicht gerade das, worum ich gebetet habe bzw. was ich konkret wollte…

    aber du hast sicher recht, dass wir gern konkret und auch um die sachen bitten sollen, die uns wichtig sind …. nur halt dabei aber auch gott überlassen wie er das sieht…

    aber vor vielen jahren hab ich auch mal ne predigt in die richtung gehört und dann gedacht, das probier ich mal aus, also für ne neue egitarre, amp und nen effekt gebetet und innerhalb von einem jahr war alles auf verschiedenen wegen vorhanden (teilweise sehr unerwartet und definitiv nicht absehbar)

  7. das mit der e-git klingt abgefahren. so was mag ich!

  8. @Juppi: Ist zwar beknackt zu antworten, wenn Storch es selbst nicht mehr weiß, aber ich schätze:
    – aus „schweigt“ sollte man „schweigen“ machen, da es sich vermutlich auf „Gefühle“ bezieht
    – und der Einschub „unsere Verzweiflung“ soll näher bestimmen, welche(s) Gefühl(e) explizit gemeint sind

    Zur Sache:
    Jeder hat ja immer so seine Perspektive auf eine Bibelstelle und mir springt gerade dieser Aspekt ins Auge:
    „Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.“

    Will sagen: also in meinen Augen hat ein Gebet nicht unbedingt die Funktion dem allwissenden Gott etwas mitzuteilen, damit es bloß nicht auf dem Stapel mit seiner ToDo Liste verloren geht. Letztlich ist ein Gebet, eine Bitte an Gott vielmehr ein Richtungs- und Wegweiser für uns selbst.

    Und so lange wir am Wegrand sitzen bleiben, können wir noch so beten und schreien, der Weg wird sich kaum unter uns in Bewegung setzen und sich schnurstracks zum Ziel vorspulen.

    Der Akt des Aufstehens, des Mantel-Ablegens [Balast?!?] und Losgehens ist das Entscheidende; es ist eine Bewegung aus dem Glauben heraus, die schließlich dafür sorgt, bereits gereifte Früchte zu ernten.

    Ich ärger mich da auch immer ob unseres beknackten linearem Zeitempfindens, aber im Grunde ist es ja so, wie in diesem Liedtext, der mir letztens bei der Anbetung einfiel:
    „Der Tisch ist schon gedeckt. Ich muss mich nur noch setzen. Du hast alles bereitet. Es fehlt an nichts.“

    Genauso wie man ja bei einem Erfinder sagt, dass dieser im Grunde nichts erfinden, sondern eigentlich nur finden kann, würde ich analog dazu einem Gläubigen sagen: der Glaube und das Gebet fordern nicht etwa Gott auf zur Tat, sondern legen lediglich das frei, was Gott bereits vollbracht hat.

    Ist natürlich ’ne ziemlich dekandente Denke, wenn man jemanden betrachtet, der am Hungertuch nagt und um ein Stück Brot bittet. Ist bei materiellen Dingen immer so’ne schwierige Kiste, weil auf den Großteil derselbigen irgendwelche Menschen irrtümlicherweise Besitzansprüche erheben. Ändert aber schätze ich nix am Kern der Sache 🙂

  9. Ist es nicht eher hier in westlichen Landen so, dass man immerzu nur bittet und aufpassen muss, das danken nicht zu vergessen? Gott gib mir dies und jenes und das und das brauch ich auch noch. Ach und wenn du schon dabei bist bitte hilf mir docxh auch noch hierbei und dabei und verändere mich hier und da und dort und dies ist auch noch nicht so toll unr jenes und…
    Vielleicht geht es nur mir so. Ich erwisch mich so oft dabei, wie ich nur für mich bete und mein wohlergehen und ab und an noch für Freunde und Familie. Irgendwie egoistisch und ich denke mir: Es ist einfach mal dran das danken zu lernen. Einfach dankbar sein für all das gute, das Gott einem schon geschenkt hat, zufriedenheit und den Blick mal weiten…..

  10. @Steffi:
    keine Ahnung. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal konkret Gott um irgendetwas gebeten hätte.

    Also ich weiß schon noch warum ich bete, aber ich weiß mittlerweile nichts mehr, wofür ich noch bitten sollte – bzw. nix außer Fürbitte. Dahingehend hat Storch was mich betrifft recht: die Gefühle, die Verzweiflung bleiben außen vor… denn alles, was mir einfiele, was ich verzweifelt bitten könnte scheint vollkommen absurd.

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>