10 Es grüßt euch Aristarch, der mit mir im Gefängnis ist, und Markus, der Vetter des Barnabas. Seinetwegen habt ihr schon Anweisungen erhalten. Wenn er zu euch kommt, nehmt ihn auf!
11 Auch Jesus, genannt Justus, grüßt euch. Von den Juden sind sie die einzigen, die mit mir für das Reich Gottes arbeiten; durch sie bin ich getröstet worden. (Kolosser 4,10-11 nach der Einheitsübersetzung)

Aristarch begleitete Paulus auf seiner dritten Missionsreise (Apostelgeschichte 19,29 und 20,4). Später begleitete er Paulus nach Rom (Apostelgeschichte 27,2) und diente ihm dort (Kolosser 4,10 und Philemon 1,24). Über seinen Dienst ist wenig bekannt, aber wenn er Paulus bis zu seinem Tod begleitete, war er immerhin fast 15 Jahre mit ihm unterwegs. Man kann wohl mit Recht annehmen, dass er ein guter Freund des Apostels war.
(Zur Datierung der Apostelgeschichte s.hier)

Markus kennen wir hauptsächlich als Schreiber eines Evangeliums. Er war zu jung um ein Jünger Jesu zu sein und hatte seine Geschichten nicht aus erster Hand sondern von seinem Onkel Barnabas und von Petrus. Er lebte in einem der Häuser in denen sich die ersten Christen trafen und das seiner Mutter Maria gehörte (Apostelgeschichte 12,12). Sicherlich sind Petrus, Barnabas, Jakobus und die anderen Apostel bei ihnen ein und ausgegangen.
Er hörte schon als Kind die Geschichten über Jesus; Petrus selbst erzählte wie er auf dem Wasser gegangen ist, Matthäus erzählte wie Jesus Dämonen austrieb, predigte und viele Wunder tat. Markus war natürlich beeindruckt von den Erzählungen und schloss sich später seinem Onkel Barnabas und Paulus an als sie eine Missionsreise machten (Apostelgeschichte 12,25). Als die Reise nach Antiochien über eine der berüchtigtsten und gefährlichsten Strassen der damaligen Welt ging, trennte er sich von der Gesellschaft und ging wieder nach Hause. Über seine Motive ist viel spekuliert worden. Die einen meinen, dass ihm die Reise zu gefährlich wurde, andere halten es für wahrscheinlicher, dass er unzufrieden damit war, dass Paulus immer mehr die Führung übernahm und nicht Onkel Barnabas. Wer weiß? Chrysostomus, ein früher Prediger, ging sogar davon aus, dass die Sehnsucht nach seiner Mutter ihn wieder nach Hause trieb; das kann gut sein, denn er war zu der Zeit wohl noch sehr jung.
Fest steht jedenfalls, dass Barnabas, als er die nächste Reise mit Paulus plante, Markus wieder mitnehmen wollte. Barnabas war wohl so etwas wie ein Mentor für seinen jungen Neffen und wollte ihm immer wieder die Gelegenheit geben von Jesus zu hören und die Wunder der Missionsreisen mitzuerleben. Der Vorschlag endete in einem Streit: Paulus reagierte beleidigt. Nachdem Markus sie schon einmal hängen gelassen hatte, wollte er ihn um keinen Preis noch einmal mitnehmen. Ein Wort gab das andere und es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, so daß sie sich voneinander trennten; Barnabas nahm Markus mit und segelte nach Zypern. Paulus aber wählte sich Silas und reiste ab, nachdem die Brüder ihn der Gnade des Herrn empfohlen hatten. (Apostelgeschichte 15,39-40).
Markus machte also noch eine Missionsreise, diesmal allein mit Barnabas. So wie es aussieht, verlief diese Reise harmonischer.
Später vertrugen Markus und Paulus sich wieder. Leider wissen wir nicht, wie es dazu gekommen ist, aber als Paulus in Rom im Knast saß, war Markus bei ihm (Kolosser 4,10) und in seinem zweiten Brief an Timotheus bittet er Timotheus, bring Markus mit, denn er wird mir ein guter Helfer sein (2.Timotheus 4,11). Da war also offenbar wieder alles in Ordnung zwischen ihnen.
Was die Anweisungen über Markus genau waren, die Paulus der Gemeinde in Kolossä gegeben hat wissen wir nicht. Das steht wohl in einem anderen Brief der nicht erhalten ist, auf jeden Fall sollten sie ihn aber aufnehmen.

Über Jesus, genannt Justus ist nur das bekannt, was in dieser Stelle beschrieben ist. Man könnte darüber spekulieren, dass er seinen Namen aus Respekt vor Jesus Christus änderte, weil er nicht dessen Namen tragen wollte. Das einzige, was wir mit Sicherheit wissen ist, dass er zu den wenigen Juden gehörte, die Paulus in Rom gut aufgenommen haben. Man muss sich die Lage des Paulus mehr als Arrest in einem eigenen Haus vorstellen als Gefängnis im klassischen Sinne. Der Apostel durfte Besuch empfangen und auch Briefe schreiben.
Da nur so wenige bei ihm waren, kann man davon ausgehen, dass Paulus von den Juden in Rom eher kühl empfangen wurde.

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6 Kommentare

  1. Der Markus hat wohl beides gebraucht, einen nachsichtigen vermittelnden Onkel, und der strenge Paulus gab ihn auch viel zum Nachdenken. Mir selber steht menthal der Barnabas sehr nahe. Andererseits sagt auch Paulus:“Laß Dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in dem Schwachen mächtig.“ Für diesen Satz muß man den armen, immer kränklichen und doch starken Paulus dann doch trotzdem gerne haben.

  2. man muss paulus auf jeden fall lieb haben, ohne ihn gäbe es vieles nicht, was wir heute an theologie für selbstverständlich halten.
    allerdings bezweifle ich, dass er immer kränklich war. das ist nur eine auslegung. meine meinung findest du hier:
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2007/09/24/heilung-xvii-beruhmte-kranke-im-nt-i-paulus-i/
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2007/09/26/heilung-xviii-beruhmte-kranke-im-nt-i-paulus-ii/

  3. nebenbei: ist das sicher, dass der paulus-markus der gleiche ist, der das evangelium geschrieben hat?

    ich hatte z.b. mal irgendwo gelesen/gehört, dass der junge mann in gethsemane, der seine kleider sausen lässt und nackt flieht markus selber war …. das würde dann ja so nicht hinkommen…

  4. @bender: ich könnte mir vorstellen, dass das die gleiche person ist. schließlich ist vetter ein synonym für cousin, was bedeutet, dass er doch schon etwas älter sein und jesus live mitbekommen haben könnte – vllt sogar als jünger im garten gethsemane.

    @storch: wo steht eigentlich, dass barnabas‘ cousin noch so jung war?

  5. Paulus, um mich mal zu einem Randthema des Artikels zu äußern, wohnte vor allem deswegen in einem Haus und nicht im Knast, weil er Römischer Bürger war.
    Und als solcher konnte man ihn nicht einfach in eine Zelle schmeißen, solange nicht ansatzweise geklärt war, warum er eigentlich einsaß. Das Ding war ja sehr unklar.
    Vielleicht hat er auch deswegen so wenig Besuch bekommen. Auf so eine nebulöse Geschichte, in der auch der römische Rechtsapparat eingeschaltet war, sollte man sich nicht einlassen.

  6. herzlich willkommen, juppi. und: sehr guter punkt!

    @ all: es herrscht zumindest eine große einmütigkeit unter den kommentatoren, dass es der markus war. kennt jemand eine andere auslegung, die irgendwo fundiert vertreten wurde? würde mich schon interessieren, auch wenn ich sehr davon ausgehe, dass es wirklich gerade dieser markus war.

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