11. Dezember 2008 5

Salz und Licht

Heute gibt es mal wieder eine Predigt auf diesem Blog. Es ist interessant für mich zu beobachten, wie bloggen mein Leben verändert. Predigen ist dafür nur eines von vielen Beispielen. Eigentlich predige ich konzeptfrei – Zettel in der Hand erweisen mir keinen guten Dienst, sie erschweren es mir nur, auf den Heiligen Geist zu hören. Konsequenterweise habe ich deswegen meine Predigten nie schriftlich vorbereitet – bis ich den Mehrfachnutzen für das Bloggen entdeckte: wenn ich die Predigten schriftlich vorbereite, dann habe ich nicht nur eine Predigt sondern auch einen Blogeintrag. Und nicht nur einen Blogeintrag sondern auch eine Auslegung zur Bibelstelle über die ich gepredigt habe (und damit etwas Schriftliches, das ich irgendwann nutzen kann, wenn ich die entsprechende Stelle im Blog bearbeite).
So ist es wohl immer: jede neue Technologie verändert unser Leben mehr und nachhaltiger als wir es vorher übersehen konnten. Diesen Gedanken hat Neil Postman in (glaube ich) „keine Götter mehr“ behandelt; aber ich schweife ab.

Keine Ahnung, wann Ihr diesen Post lesen werdet, aber diese Predigt war die letzte in einer Reihe, die unsere 24-7 Prayerwoche 2008 vorbereitet hat und damit themengebunden. Vor mir hatten schon Martin und Roland über das Thema „Salz und Licht“ gepredigt, so dass ich mir Mühe geben musste, tief in den Text ein zu steigen um noch etwas „Neues“ heraus zu holen oder einen alternativen Blickwinkel zu finden. Der Text war also vorgegeben:

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5,13-16 nach der Einheitsübersetzung)

Salz ist kostbar
Im Laden kann man ein halbes Kilo Salz für unter zwanzig Cents kaufen. Im Winter streuen manche Salz auf den Gehweg um ihn ab zu tauen. Salz ist tatsächlich ein Pfennigartikel geworden. Als Jesus predigte war das anders. Salz war damals kostbar und es gab es Zeiten in der Geschichte, in dem man es als „weißes Gold“ bezeichnete und sogar Löhne in Salz beglichen wurden. Das deutsche Wort Salär, das heute kaum noch benutzt wird, leitet sich vom Salz ab.
Salz war lange Zeit sehr wertvoll, so dass manche deutsche Städte, wie Halle an der Saale, ihren Reichtum der Salzgewinnung verdankten, aber das war viele Jahrhunderte später.

Die erste Aussage in dieser Predigt Jesu war also: „Du bist kostbar für Gott. Du bist so wertvoll wie weißes Gold.“

Das ist ein wichtiger Punkt, denn man kann solche Predigten auch immer mit dem Ohr hören, dass man nur wichtig für Gott ist, wenn man auch brav salzt und leuchtet. Sobald man nicht mehr evangelisiert hat man auch keinen Wert mehr für einen himmlischen Vater, der nichts weiter will, als die ganze Welt zu retten. Wenn Du es so liest, wird es Dich unweigerlich unter Druck bringen, aber ich bin sicher, dass es nicht das ist, was Jesus  meinte. Du bist kostbar für Gott, egal ob Du evangelisierst oder nicht. Er liebt Dich und Du bist wertvoll.

Salz muss gereinigt werden
Salz kann nicht den Geschmack verlieren. Natrimuchlorid wird immer salzig schmecken. Aber Jesus kannte kein Natrimuchlorid in reiner Form. Er kannte nur das Salz, das in den Satzgärten gewonnen wurde. Man ließ Salzwasser in große Wannen, die in den Boden gegraben wurden und ließ das Wasser vertrocknen.
Was übrig blieb hieß zwar Salz, hatte aber unter Umständen wenig mit dem Salz zu tun, das wir heute kennen. Es war ein Gemisch aus allem möglichen, das im Wasser gelöst war. Zusätzlich konnte man kaum verhindern, dass der Wind etwas Sand hinein wehte, eventuell Vögel hinein machten usw. Das Salz, das gewonnen wurde, hatte also sehr verschiedene Reinheitsgrade; je nachdem wie rein das Salz war wurde es teuer oder weniger teuer verkauft. Manches konnte man auch gar nicht verkaufen und musste es wegwerfen.

Ich vermute, dass man in aufwendigen Prozessen das Salz reinigen konnte. Man hätte es zum Beispiel noch einmal in Wasser auflösen und durch ein Tuch schütten können um den Sand usw. raus zu sieben. Man hätte es sieben und vieles andere damit machen können, was alles recht aufwendig gewesen wäre.

Mit diesem Bild spielt Jesus direkt darauf an, wie wir als Zeugnis für die Welt effektiver werden können. Indem wir gereinigt werden. Es ist interessant, dass es kein Gleichnis oder Bild im Neuen Testament gibt, das darauf schließen lässt, dass wir zu wenig von etwas hätten. Wir haben nicht zu wenig Glauben, Salzkraft, Kraft oder sonst etwas. Wir haben immer zuviel: zuviel Schlacken, zu viele andere Mineralien, zu viele Fremdstoffe – mit einem Wort: zuviel Welt.
Je reiner die Menschen um uns herum Jesus an uns erkennen können, umso effektiver wird unser Zeugnis für die Welt sein.
Gott wird uns reinigen und verändern wenn wir mit ihm unterwegs sind. Dadurch werden wir immer reineres weißes Gold.

Wir sind das Licht der Welt
Die Welt in der wir leben ist anders als zu Zeiten der Bibel. Wenn wir heute an Licht denken, dann sehen wir Straßenlaternen, Taschenlampen, Leuchttürme, Steh- und Hängelampen vor unserem inneren Auge.
Wenn Jesus vom Licht sprach, dann sprach er vom PHOS, von Feuer. In seiner Zeit dachte man an Kerzen, Lager- oder Leuchtfeuer. Jesus spricht also davon, dass wir etwas sind, was in der Welt brennt. Jesus war gekommen um ein Feuer auf die Erde zu werfen (Lukas 12,49) und wir alle sollten mit diesem Feuer brennen. Es war das Feuer des Heiligen Geistes, das Jesus an Pfingsten auf die Erde warf und das seitdem hier ist.
Wer in diesem Feuer brennt, der ist wie eine Stadt die auf dem Berge liegt. Er kann nicht verborgen bleiben weil er das hat, wonach die Welt sich sehnt und was sie nicht bekommen kann. Ein Schlüssel zu evangelistischem Leben ist also die Kraft des Heiligen Geistes in unserem Leben. Wer brennt, der wird andere entzünden. Augustinus, der große Kirchenlehrer, drückte es mal so aus: „in Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst.“ Wir müssen selber lichterloh brennen wenn wir der Span sein wollen, der die Welt entzündet.

Ich mag es, wie in diesen Gleichnissen und Predigten Jesu immer wieder Zuspruch und Anspruch sich vermischen. Wir sind der kostbare Besitz Gottes, aber bei allem Wert, den wir in uns selber haben brauchen wir doch Veränderung um unser volles Potential zu erreichen. Bei allem bleibt es aber Gott, der diese Veränderung bewirkt und uns an den ersehnten Punkt bringt – Halleluja!

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5 Kommentare

  1. Sehr toll! Danke!

  2. sehr gerne. schade, dass die predigt nicht aufgenommen wurde.

  3. Manche Aufnahmen dauern immer bissle.
    Ich denke besonders die guten alten.
    http://www.youtube.com/watch?v=DZFURNywy2U
    *world wide pizza is in your land*

  4. Ja, schön, besonders die praktischen Erklärungen mit dem Salz. Mich irritiert aber immer wieder die Sprache. „als Zeugnis effektiver werden“ oder „volles Potential erreichen“. Das klingt wie der Quartalsbericht eines Unternehmens. Es klingt so, als hätte ich in Jesus noch nicht volle Genüge.

    Was hat Petrus dazu getan, um ein gutes Zeugnis für Christus zu werden? „Effektiv“ gesehen doch eigentlich nichts, oder? Er hat Jesus verraten, und der hat ihm vergeben und ihn gefragt, ob er ihn lieb hat und ihm dann befohlen „Weide meine Lämmer“.

    „Wir müssen selber lichterloh brennen wenn wir der Span sein wollen, der die Welt entzündet.“ – wenn, wenn, wenn – dann, dann, dann. Immer diese Kausalbeziehungen! Ich würde sagen: Nicht ich brenne, sondern Christus brennt in mir…
    Gott sei Dank!

  5. naja, aber es stimmt ja doch. vielleicht haben wir an dem punkt eine andere sprache, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir es wesentlich anders sehen. früher hatte ich einigen kontakt mit christen aus einer brüdergemeinde. die sagten immer sachen wie: „wenn du das uns das machst (rauchen, böse musik hören usw.) bist du ein schlechter christ“. so was finde ich nicht gut zu sagen. aber ich meine auch, dass man noch nicht erlebt hat, dass jesus einen frei machen kann wenn man dauernd volltrunken ist. in diesem bereich hat man dann noch nicht das volle segenspotential erreicht.
    ich kann das auch nicht besser ausdrücken, vielleicht gibt es tatsächlich passendere metaphern, aber die habe ich gerade nicht.

    und natürlich gibt es auch ein wenn-dann. wenn ich jesus nicht vertraue mein versorger zu sein, dann gehe ich eben nicht unter ungesicherten umständen in die mission. wenn ich den ganzen tag nur zuhause sitze und horrorfilme gucke, dann habe ich keinen frieden. wenn ich mich nur unjesusmässig verhalte, dann bin ich kein gutes zeugnis.
    dass es in allem jesus bleibt, der durch uns leuchtet etc. bleibt davon unbeschadet. aber ohne eine gewisse wenn-dann-logik wäre die aufforderung salz und licht zu sein ja hinfällig, weil wir es sowieso sind, ohne dass es eine aktivität von unserer seite zu erfordern. tatsächlich ist die bibel aber voll von derlei kausalzusammenhängen und aktivitätsaufforderungen.

    auch wenn christus in dir brennt (richtig!) musst du dafür sorgen, dass die flamme weiter brennt und nicht unter den scheffel gestellt wird.

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