„… dass die Gegner böswillig die Heilige Schrift auf ihre eigenen Vorstellungen hin verdrehen, dass sie auch die meisten Stellen verstümmelt zitieren, dass sie unter Außerachtlassung der ganz klaren Stellen über den Glauben nur Stellen über die Werke aus der Hl.Schrift herausklauben und verkehren, dass sie überall bestimmte menschliche Vorstellungen hinzudichten, die über die Worte der Schrift hinausgehen, dass sie auf diese Weise das Gesetz lehren, um das Evangelium von Christus zu verschütten…“

1. Sola Scriptura – die Bibel mit der Bibel auslegen

Die hermeneutischen Prinzipien beginnen mit der Ausschließlichkeit der Bibel. Die Bibel ist als Gottes Wort ausreichend. Wir benötigen nicht mehr Informationen über Gott und seine Beziehung zu den Menschen als die, die wir in der Bibel finden. Alle weitere Information darf nicht mehr sein als Kommentar, als Gottes offenbartes Wort steht die Bibel allein.

1.1. Heraus-, nicht hineinlesen
Wir stehen immer vor dem Problem, Dinge in die Bibel hinein zu interpretieren. Wolfhard Margies schreibt in der Einleitung seines Buches „Die einzigartige Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist“: Ich muss allerdings zugeben, dass die neuen Erfahrungen, die wir gemacht haben, der äußere Anlass dafür waren, die Schrift genauer darüber zu befragen, wie weit diese interessanten Manifestationen eine biblische Erklärung und einen Hintergrund haben.
Mit dieser Reihenfolge von Erfahrung und Reaktion meinerseits ist damit genau das eingetreten, was manche geistlichen Beobachter für eine theologische Todsünde halten: Erst Erfahrungen zu machen, die man dann nachträglich durch die Schrift deuten will und muss. (Seiten 4f)

Man kann das nicht vermeiden. Smith Wigglesworth wurde einmal gefragt, wer den Anstoß zu den großen Wundern geben würde, die in seinem Dienst geschahen, Gott oder er selber? Er antwortete, dass beides vorkäme. Mal würde er den Heiligen Geist aus eigenem Antrieb bitten, ein Wunder zu tun, mal würde der Heilige Geist ihn bewegen, für einen Kranken zu beten.
Ebenso wenig, wie man sich in diesen Sachen auf eine alleinige Methode festlegen kann, geht das beim Bibelstudium. Manchmal führen eben äußere Anlässe wie Gespräche oder Erlebnisse dazu, „über ein Thema ins Wort zu gehen“. Genauso geht es aber auch andersherum: man liest in der Bibel und entdeckt Unterschiede zwischen dem, was Gott will und dem, wie das eigene Leben sich darstellt. In der Folge wird man dann zumindest versuchen, die Realität des eigenen Lebens dem Ideal der Bibel anzugleichen. Die zweite Variante mag besser erscheinen, aber in der Praxis ist beides vertreten.
Wichtig ist nur, dass man sich der Gefahr bewusst ist, die eigene Ansicht in die Bibel hinein zu interpretieren. Wenn ich meinen Palm synchronisiere, kommt es gelegentlich zu „Versionskonflikten“. Ich habe eine Datei sowohl im Computer als auch im Palm geändert, und das Programm fragt mich nun, welche Version beibehalten werden soll. Die auf dem Palm oder die auf dem Computer?
Das gleiche Problem taucht manchmal beim Bibellesen auf. Meine Ansicht und die Ansicht der Bibel sind nicht gleich. Wer hat Recht? Wenn an dieser Stelle nicht klar ist, wie man mit einem Versionskonflikt umzugehen hat, kann es passieren, dass man seine Bibelauslegung der eigenen Erfahrung und Meinung anpasst. So etwas kommt leider häufig vor und geschieht mitunter sogar völlig bewusst. Tatsächlich kann man ungefähr alles aus der Bibel herauslesen, wenn man dem Text nur genug Gewalt antut.

Beispiel: die Inquisition und die Genesis
1598 unternahm der Inquisitor von Sizilien, Luis Paramo, den Versuch, die Inquisition und damit einen Völkermord, theologisch zu rechfertigen. In seinem Buch „Über die Entstehung und Entwicklung der heiligen Inquisition“ (2) behauptet er, Gott selber sei der erste Inquisitor gewesen, der Adam und Eva, die ersten Ketzer, aus dem Paradies vertrieben hat, nachdem er sie vorher seinem Verhör und seinem Gericht unterworfen hatte. „Die Inquisitoren“, so fährt Paramo fort, „verfolgen genau die gleiche Prozedur, die sie von Gott übernommen haben.“ (3)

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Anmerkungen:
(1) Unser Glaube, Seite 153
(2) De origine et progressu Officii Sanctae Inquisitionis
(3) Grigulevi?, Seite 23

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3 Kommentare

  1. In Buchstaben von Generationen lässt Gott sich nur finden von dem, dessen Seele in seinem Geist brennt.

  2. herzlich willommen hier, erben christi.
    ich meine auch, dass man schon gottes geist braucht, um ihn zu finden. was meinst du mit „buchstaben von generationen“?

  3. Danke.

    Die Bibel war damit gemeint.

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