07. Oktober 2008 11
Einführung in die Hermeneutik X – Die Werkzeuge VI – der Heilige Geist
3. Der Heilige Geist
Gott hat die Bibel geschrieben, und er kann sie auch auslegen. Bibelauslegung ist in hohem Masse von der Offenbarung des Heiligen Geistes abhängig. Genau so, wie Gott Petrus die Göttlichkeit Jesu offenbarte (Matthäus 16,17), muss er uns den göttlichen Ursprung der Bibel und ihre Interpretation offenbaren.
Effektives Bibellesen ist eine übernatürliche Sache. Seltsamerweise wird in der Literatur zur Hermeneutik auf diese Rolle nicht oder nur wenig eingegangen. Das Ziel des Bibellesens ist es aber nun einmal nicht, dass wir Wissen über das Buch der Bücher anhäufen, sondern dass wir vom Wort Gottes verändert werden und Gott durch die Bibel besser kennen lernen.
Nachdem Jesus den Emmausjüngern begegnete, erinnerten sie sich: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Weg, als er uns die Schrift öffnete? (Lukas 24,34). Gott selbst muss uns sein Wort aufschließen, damit etwas Lebendiges daraus wird. Andernfalls sammeln wir totes Wissen an.
Dieser Punkt kann gar nicht übertrieben werden. Bibel lesen ohne Heiligen Geist führt nicht zu geistlicher Reife, sondern zu starrer Leblosigkeit.
Gott hat uns tüchtig gemacht zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. – 2.Korinther 3,6
Wir leben alle in der Gefahr, wie die Pharisäer zu werden und dem Buchstaben zu dienen.
Deshalb empfehle ich, die Bibel nicht nur nach allen Regeln der Kunst zu studieren, sondern auch über das Wort zu beten. Es in Gottes Licht zu halten und darüber zu meditieren. Das Bibellesen soll ein Teil des geistlichen Lebens sein, der nicht weniger Übernatürliches und Offenbarungen Gottes enthält als die Geistesgaben.
Der Bildhauer
Um das mal an einem Bild zu veranschaulichen: Zwei Leute bekommen einen wunderschönen, makellosen Marmorblock. Beide Blöcke sind identisch. Nun machen sich unsere beiden Leute daran, aus diesem Marmorblock mit Hammer und Meißel ein Kunstwerk zu schaffen.
Einer dieser beiden Bildhauer ist Michelangelo, der andere eine zufällig ausgesuchte Versuchsperson. Der Ergebnis ist klar: Michelangelo schafft ein Kunstwerk, dass den Betrachter zu Tränen rührt, der andere verquast einen wertvollen Stein.
So ist Bibellesen mit und ohne den Heiligen Geist. Der Heilige Geist ist genauso wenig fassbar und sichtbar wie die Kreativität Michelangelos, aber der Unterschied ist genauso groß. Dem Leser ohne Heiligen Geist wird die Bibel ein Buch mit sieben Siegeln bleiben, dem Leser mit Heiligem Geist wird sie eine lebensverändernde Kraft.
Aber auch bei aller Kreativität musste Michelangelo üben und lernen, mit seinen Werkzeugen umzugehen, wann welcher Hammer und welchen Meißel und wann Schleifpapier benutzt werden musste. Ebenso erspart uns der Heilige Geist nicht die Arbeit mit dem Text. Auch wir müssen uns in der Anwendung der hermeneutischen Prinzipien und dem Umgang mit theologischen Werkzeugen üben.
Bento schrieb am
7. Oktober 2008 um 10:33Das Ziel des Bibellesens ist es aber nun einmal nicht, dass wir Wissen über das Buch der Bücher anhäufen, sondern dass wir vom Wort Gottes verändert werden und Gott durch die Bibel besser kennen lernen.
AMEN AMEN Bruder!
..dieser Post gehört per Handzettel in allen Gemeinden verteilt!.. 😉
Björn S. schrieb am
7. Oktober 2008 um 15:40Ist eigentlich wer aus Remscheid in Falkenberg dabei?
http://www.strukturteam.jesusfreak.de
storch schrieb am
7. Oktober 2008 um 21:51soweit ich weiss, ja.
@ bento: mach mal eine postwurfsendung!
akki schrieb am
7. Oktober 2008 um 22:17off topic!!
sorry, aber irgendwie versteh ich nicht das du nicht mittlerweile christlichen rat in Beziehung der jetzt aktuellen Lage der Welt beziehst. Mit verlaub die allgemein wirtschaftliche und politische Lage ist im totalen Notstand (Krieg nicht ausgeschlossen) und hier wird lamentiert über irgendeine epheserstorie.
Die Welt steht kurz vorm Chaos, von daher ist angesagt wie verhalte ich mich als Christ in der bevorstehenden Situation bzw. wie organisiert man sich in dem Ausnahmezustand! Auch in der Gefahr zu stehen als Verschwörungstheoretiker ab zu tan zu werden wird es langsam Zeit sich mit den Realitäten zu beschäftigen.
jordanus schrieb am
8. Oktober 2008 um 00:08Zum Beten über der Bibel zitiere ich mal ganz unverschämt Luther. Entschuldigt bitte die Länge, aber das ist eine sehr gute Anleitung:
“Darüber hinaus will ich dir anzeigen eine rechte Weise, in der Theologie zu studieren – denn ich habe mich geübt. Wenn du dieselbe
hältst, sollst du so gelehrt werden, daß du selbst geradeso gute Bücher machen könntest (wenn es not wäre) wie die Väter und Concilia.
Wie ich mich (in Gott) auch zu vermessen und ohne Hochmut und Lüge zu rühmen wage, daß ich etlichen der Väter wollte nicht viel
nachstehen, wenn es sollte Büchermachen gelten. Des Lebens kann ich mich bei weitem nicht ebenso rühmen. Und zwar ist es die
Weise, die der heilige König David im 119. Psalm lehrt (und ohne Zweifel auch alle Patriarchen und Propheten gehalten haben). Darin
wirst du drei Regeln finden, durch den ganzen Psalm reichlich vorgestellt. Und heißen also: Oratio, Meditatio, Tentatio.
Erstlich sollst du wissen, daß die heilige Schrift ein solches Buch ist, das aller andern Bücher Weisheit zur Narrheit macht, weil keines
vom ewigen Leben lehrt als dies allein. Darum sollst du an deinem Sinn und Verstand stracks verzagen. Denn damit wirst du es nicht
erlangen, sondern mit solcher Vermessenheit dich selbst und andere mit dir stürzen vom Himmel (wie es Lucifer geschah) in den
Abgrund der Hölle. Sondern kniee nieder in deinem Kämmerlein und bitte mit rechter Demut und Ernst zu Gott, daß er dir durch seinen
lieben Sohn wolle seinen heiligen Geist geben, der dich erleuchte, leite und Verstand gebe.
Wie du siehst, daß David im oben genannten Psalm immer bittet: ‘Lehre mich, Herr, unterweise mich, führe mich, zeige mir’ und
solcher Worte viel mehr. Obwohl er doch den Text des Mose und anderer Bücher mehr wohl kannte, auch täglich hörte und las, will er
noch den rechten Meister der Schrift selbst dazu haben, auf daß er ja nicht mit der Vernunft drein falle und sein eigener Meister werde.
Denn daraus werden Rottengeister, die sich lassen dünken, die Schrift sei ihnen unterworfen und leicht mit ihrer Vernunft zu erreichen,
als wäre es Marcolfus oder Aesops Fabeln, wozu sie keines heiligen Geistes noch Betens bedürfen.
Zum anderen sollst du meditieren, das ist: nicht allein im Herzen, sondern auch äußerlich die mündliche Rede und geschriebenen Worte
im Buch immer treiben und reiben, lesen und wiederlesen, mit fleißigem Aufmerken und Nachdenken, was der heilige Geist damit
meint. Und hüte dich, daß du nicht überdrüssig werdest oder denkst, du habest es ein Mal oder zwei genug gelesen, gehört und gesagt
und verstehst es alles bis auf den Grund. Denn daraus wird nimmermehr ein sonderlicher Theologe. Und sind wie das unzeitige Obst,
das abfällt, ehe es halb reif wird.
Darum siehst du in demselben Psalm, wie David immerdar rühmt, er wolle reden, dichten, sagen, singen, hören, lesen Tag und Nacht
und immerdar, doch nichts denn allein von Gottes Wort und Geboten. Denn Gott will dir seinen Geist nicht geben ohne das äußerliche
Wort. Danach richte dich. Denn er hat es nicht vergeblich befohlen, äußerlich zu schreiben, predigen, lesen, hören, singen, sagen etc.
Zum dritten ist da Tentatio, Anfechtung. Die ist der Prüfstein, die lehrt dich nicht allein wissen und verstehen, sondern auch erfahren,
wie recht, wie wahrhaftig, wie süß, wie lieblich, wie mächtig, wie tröstlich Gottes Wort sei, Weisheit über alle Weisheit.
Darum sieht du, wie David in dem genannten Psalm so oft klagt über allerlei Feinde, frevle Fürsten oder Tyrannen, über falsche Geister
und Rotten, die er leiden muß, weil er meditiert, das ist: mit Gottes Wort umgeht (wie gesagt) auf allerlei Weise. Denn sobald Gottes
Wort ausgeht durch dich, so wird dich der Teufel heimsuchen, dich zum rechten Doktor machen und durch seine Anfechtung lehren,
Gottes Wort zu suchen und zu lieben. Denn ich selber (daß ich Mäusedreck auch mich unter den Pfeffer menge) habe sehr viel meinen
Papisten zu danken, daß sie mich durch des Teufels Toben so zerschlagen, bedrängt und geängstet, das ist, einen rechten, guten
Theologen gemacht haben, wohin ich sonst nicht gekommen wäre. Und was sie dagegen an mir gewonnen haben, da gönne ich ihnen
die Ehre, Sieg und Triumph herzlich wohl. Denn so wollten sie es haben.
Siehe, da hast du Davids Regel: Studierst du nun wohl diesem Exempel nach, so wirst du mit ihm auch singen und rühmen in
demselben Psalm: ‘Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber denn viel tausend Stück Goldes und Silbers.’ Item: ‘Du machst mich mit
deinem Gebot weiser denn meine Feinde sind; denn es ist ewiglich mein Schatz. Ich bin gelehrter denn alle meine Lehrer; denn deine
Zeugnisse sind meine Rede. Ich bin klüger denn die Alten; denn ich halte deine Befehle’ etc. Und wirst erfahren, wie schal und faul dir
der Väter Bücher schmecken werden. Wirst auch nicht allein der Widersacher Bücher verachten, sondern dir selbst in beidem, im
Schreiben und Lehren, je länger je weniger gefallen. Wenn du hierher gekommen bis, so hoffe getrost, du habest angefangen, ein
rechter Theologe zu werden, der du nicht allein die jungen unvollkommenen Christen, sondern auch die zunehmenden und
vollkommenen mögest lehren. Denn Christi Kirche hat allerlei Christen in sich: junge, alte, schwache, kranke, gesunde, starke, frische,
faule, schlichte, weise etc.
Fühlst du dich aber und läßt dich dünken, du habest es gewiß, und kitzelst dich mit deinen eigenen Büchlein, Lehren oder Schreiben,
als habest du es sehr köstlich gemacht und trefflich gepredigt, gefällt es dir auch sehr, daß man dich vor anderen lobe, willst auch
vielleicht gelobt sein, sonst würdest du trauern oder nachlassen, – bist du von der Art, Lieber, so greif dir selber an deine Ohren. Und
greifst du recht, so wirst du finden ein schön Paar großer, langer, rauher Eselsohren. So wende vollends die Kosten dran und
schmücke sie mit güldnen Schellen, auf daß, wo du gehst, man dich hören könnte, mit Fingern auf dich weisen und sagen: Seht, seht,
da geht das feine Tier, das so köstliche Bücher schreiben und trefflich wohl predigen kann. Alsdann bist du selig und überselig im
Himmelreich. Ja, wo dem Teufel samt seinen Engeln das höllische Feuer bereitet ist. Summa, laßt uns Ehre suchen und hochmütig
sein, wo wir mögen. In diesem Buch ist Gottes die Ehre allein und heißt: ‘Deus superbis resistit, humilibus autem dat gratiam.’ (1 Petr
5,5) Cui est gloria in saecula saeculorum. Amen.”
Martin Luther
storch schrieb am
8. Oktober 2008 um 09:36schöner text, jordanus. danke!
@akki:
„schuster bleib bei deinen leisten“, ich verstehe nicht genug von börsen und banken um fundiert drüber schreiben zu können. letztlich scheint ja bald jedes jahr etwas zu passieren, das unser aller leben bedroht, aber der sicherste platz ist immer noch bei gott, deswegen würde ich mein bibelstudium nicht aufgeben.
christcarrier schrieb am
8. Oktober 2008 um 12:05So ist es, Storch. Wenn wir schon Morgen kein Geld mehr haben, sollten wir wenigstens auf einem Felsen stehen. Ich fänd es natürlich auch klasse, wenn mir jemand erklären könnte, was Gott mit der Krise zu tun hat und wie ich mich davor schützen könnte. Aber wenn der Storch das nicht kann, soll er uns wenigstens beibringen, wie wir mit der Bibel umgehen können. Ich find Dein Seminar geil und es ermutigt mich, was die Freaks angeht, dass Du einer unter Ihnen bist, der den Verstand nicht aus dem Glauben ausschliesst sondern sogar auch eine intellektuelle Höhe zulässt. Danke
storch schrieb am
8. Oktober 2008 um 12:15vielen dank, das ermutigt wiederum mich. ich hatte etwas sorge, dass meine antwort zu platt ausgefallen sein könnte. andererseits misstraue ich leuten, die meinen zu allem was kompetentes zu sagen zu haben.
Frollein Friede schrieb am
10. Oktober 2008 um 11:55@akki:
Ich persönliche freue mich, dass die Herrschaft des Kapitalismus derzeit an Popularität einbüßt. Soll das ganze Finanzsystem der Welt doch zu Grunde gehen. Das letzte Hemd hat keine Taschen.
Und an Vorbereitungen für den Kriegsfall empfehle ich: Geld in Gold umtauschen und Konserven kaufen gehen 😉
akki schrieb am
12. Oktober 2008 um 11:02@Frollein Friede
Danke für deine Tipps, mit Gold ist es leider zu spät (physich so gut wie nicht mehr erhältlich, http://www.proaurum.de/,http://www.westgold.de/). Aber Konserven sind natürlich der Hit und so gesund, aber schnell kaufen denn bei der anstehenden Hyperinflation können die schnell sehr teuer werden http://de.youtube.com/watch?v=ha2QZvdP6iI 😉
storch schrieb am
13. Oktober 2008 um 00:30dann muss man bei juwelieren kaufen, die haben noch etwas.