2. Der Verstand
Wer die Bibel verstehen will, muss seinen Verstand einsetzen. Die wichtigste Methode der Theologie ist es, Fragen zu stellen. Fragen hat jeder, aber nur wer sie zu stellen weiß, bekommt auch Antworten. Manchem mag das seltsam erscheinen, aber auch Jesus lernte, indem er Fragen stellte: Und es begab sich, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzend mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. – Lukas 2,46

Wenn wir mit unserem Verständnis der Bibel weiterkommen wollen, müssen wir auch bereit sein, Fragen zuzulassen, denn man wird nur tiefer in den Text eindringen, wenn man mit den Antworten, die man bisher hatte, unzufrieden wird.
Die Kunst ist nun, die richtigen Fragen zu stellen. Es gibt auch ein Hinterfragen, das einfach nur ätzend ist und den Glauben zerstört(1) . Man kann sich um absolute Nebensachen in der Bibel immer im Kreis drehen, bis einem schlecht ist. Das soll nicht so sein. Das wichtigste an der Bibellese ist, dass sie den Glauben aufbauen soll. Wenn es abbauend wird, ist es besser, die Fragen beiseite zu legen und nicht mehr darüber nachzudenken. Für solche Fälle gibt es eine gute Regel:

Man sollte Bibel lesen, wie man Fisch isst: die Gräten beiseite lassen.

Die Frage, was denn theologische Hauptsachen sind, wird weiter unten behandelt. Wenn diese Hauptsachen im Leben feststehen, sollte es keine Probleme mit Fragen geben, die dem Glauben abträglich sind.
Richtige Fragen, die man an einen Bibeltext stellen sollte, sind:

1. Was bedeutete dieser Text in seinem ursprünglichen Zusammenhang?
Hier geht es um den Komplex der Exegese. Die Bibeltexte hatten auch damals schon Adressaten, was sollte ihnen mitgeteilt werden?

2. Was will Gott damit zum Ausdruck bringen?
Der letzte Urheber der Bibel ist Gott. Also können wir davon ausgehen, dass er Absichten damit hatte, dass die Bibel gerade so überliefert wurde, wie sie eben überliefert wurde. Es ist also eine gute Frage, warum ein Text überhaupt in der Bibel steht. Was ist Gottes Absicht dahinter?

3. Was bedeutet dieser Text für mein Leben?
Das Verstandene will umgesetzt werden. Gottes Wort soll nicht leer zu ihm zurückkehren, sondern etwas ausrichten (Jesaja 55,1). Deshalb muss die letzte Frage an den Text heißen: „Was will Gott mir damit sagen? Wie kann ich das in mein Leben einbauen und umsetzen?“

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Anmerkungen:

(1) So verführt z.B. die Schlange in der Genesis die Menschen durch eine Frage: „Sollte Gott gesagt haben…“ (1.Mose 3,1) und zerstörte damit die Beziehung der ersten Menschen zu Gott auf das Nachhaltigste.

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2 Kommentare

  1. Sehr schön. Diese 3 Fragen sind wirklich gut. Am besten man lernt sie gleich auswendig 😉 hihi.

  2. ich frag dich dann mal irgendwann ab…

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