Es gibt eine theologische Position, die sagt, dass Heilungen und generell alle Geistesgaben aufgehört haben. Anhänger dieser Theologie meinen, dass Wunder und das Übernatürliche wichtig waren, um Jesus als den Messias auszuweisen und um die frühe Kirche in Gang zu bekommen. Nachdem die Bibel fertig geschrieben und die Kirche etabliert war, hörten die Geistesgaben dann auf.
Natürlich brauchten Jesus und die Apostel Geistesgaben, um Gottes Reich zu bauen, aber ganz bestimmt nicht mehr als wir heute! Auch heute noch ist es ein Wunder, wenn Menschen Jesus annehmen, und in den meisten Fällen ist dabei etwas Übernatürliches im Spiel.

Ich habe ein bisschen recherchiert und festgestellt, dass es keine Zeit in der Kirchengeschichte gab, in der keine Wunder passiert sind. Zu Zeiten der ersten Christen waren die Gemeinden absolut übernatürlich: Es gab Christen, die schon einmal tot gewesen waren, man musste Anweisungen darüber geben, wie in den Gottesdiensten mit Geistesgaben umgegangen werden soll, weil einfach so viel ging.
Später dünnte der Strom der Heilungen manchmal etwas aus, versiegte aber nie. Der große Kirchenvater Augustinus glaubte zunächst nicht an Heilungen, wurde aber später vom Gegenteil überzeugt, als er sie selber erlebte. Er schrieb:

Eines Tages wurde mir bewusst, wie viele Wunder in unserer eigenen Zeit stattfanden, die so sehr den Wundern von früher glichen, und auch, wie verkehrt es sein würde, diese Glanzlichter göttlicher Kraft unter uns Menschen zunichte werden zu lassen. Erst zwei Jahre ist es her, dass man hier in Hippo mit dem Registrieren begann, und während ich dieses schreibe, haben wir jetzt bereits siebzig aufgezeichnete Wunder. (De Civitates Die XXII, VIII)

Martin Luther erlebte, wie Gott seinen Freund Melanchthon heilte, und schrieb:

„Wo gibt es in der heutigen Praxis der letzten Ölung das Gebet des Glaubens? Wer betet mit dem Kranken mit einem solchen Glauben, dass er nicht zweifelt, dass dieser gesund wird? Es gibt keinen einzigen Zweifel, dass, wenn heute noch ein solches Gebet über einem Kranken stattfände, das heißt ein Gebet durch die ältesten angesehenen und heiligen Männer, dass dann durch vollkommenen Glauben so viele gesund würden, wie wir wollten. Denn was vermag der Glaube nicht?“

Ich könnte für jedes Jahrhundert Beispiele für Heilungswunder bringen, belasse es aber aus Platzgründen bei diesen beiden berühmten Beispielen. Das Christentum ist ein übernatürlicher Glaube, und es ist einfach nicht wahr, dass Wunder irgendwann aufgehört haben. So lange das Evangelium verkündet wird, wird es auch Zeichen und Wunder geben.
Wir brauchen heute mehr denn je die Kraft Gottes, um unsere Umgebung zu erreichen. Kein Christ sollte neidisch zurückblicken und sich wünschen, in der Zeit der Apostel gelebt zu haben. Wir sollten nach vorne blicken und Gott glauben, dass er heute noch genauso handelt wie früher!

[Originalpost bei jesus.de]

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2 Kommentare

  1. Hey Storch,
    toll, dass Du Dir mit der Recherche (Kirchengeschichte/-väter) so viel Mühe gemacht hast.
    Wollte Dich einfach mal loben 🙂
    Stefan

  2. vielen dank, stef. ich lese durchaus auch die alten, nur nicht so gerne wie du.
    hier sind die ursprünglichen posts, die ich etwas reduziert habe für jesus.de:
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2007/10/14/leiden-und-heilung-iv-eine-kleine-geschichte-der-heilung/
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2007/10/16/leiden-und-heilung-v-historische-entwicklungen/
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2007/10/18/leiden-und-heilung-vi-mittelalterliche-sichtweisen/

    vielleicht interessieren die dich ja. ich bin übrigens IMMER an weiterem kirchengeschichtlichen material zu dem thema interessiert. also quasi alles: zeugnisse, praktiken und theologie.

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