3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus, 
4 wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe, 
5 und uns vorherbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, 
6 zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten. 

Die Lehre von der Erwählung ist eine der auferbauendsten Lehren überhaupt in der Bibel – allerdings auch eine der am schwierigsten zu verstehenden. Etwas scheint nicht zusammenzupassen. Hat der Mensch einen freien Willen und ist er selbst dafür verantwortlich, sich für Gott zu entscheiden? Oder ist alles Vorherbestimmung und Gottes Plan, der auf jeden Fall durchgesetzt wird und damit eigentlich Schicksal?
Für beides gibt es Bibelstellen, und beide Positionen werden seit Jahrhunderten von den Theologen vertreten.
Es sieht fast so aus, als müsste man sich zwischen beiden Positionen entscheiden.
Ich glaube das nicht. Erwählung und Willensfreiheit gehören zusammen; sie tauchen in derselben Bibel auf. Beide sind Seiten derselben Medaille: auf der einen Seite die Herausforderung des freien Willens, auf der anderen Seite die beruhigende Tatsache der Erwählung Gottes.

Unter allen tollen Völkern, die es damals gab, hat Gott sich ausgerechnet das kleine und schäbige Israel auserwählt. Ein Nomadenvolk, das krumme Tongefässe gebastelt hat, als andere schon Pyramiden bauten.
Das ist ein wirklich faszinierender Gedanke, dass Gott sich mit den Schwachen verbündet, um die Starken und Tollen in den Schatten zu stellen (1.Korinther 1,27-28).

Aber Gottes Erwählung ist kein Schicksal. Man kann erwählt sein und dennoch die Erwählung nicht annehmen. Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1.Timotheus 2,4), und darüber hinaus hat Gott auch mit jedem Menschen etwas vor. Es gibt keine zweite Klasse, alle sind erwählt und berufen.
Hier kommt der freie Wille ins Spiel. Natürlich ist das, was Gott für uns will, das Allerbeste für uns, aber wir können auch andere Wege gehen.
Judas hatte beispielsweise die gleiche Berufung wie alle anderen Jünger auch. Er sollte einer der Apostel sein (Apostelgeschichte 1,17) und war dazu von Jesus selbst berufen worden. Aber er hatte aus dieser Berufung nichts gemacht und war eigene Wege gegangen. Um es mit Jesu eigenen Worten zu sagen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel! (Johannes 6,70). So ist also Gottes Erwählung und Berufung kein Schicksal und auch keine Garantie dafür, dass alles so läuft, wie Gott es geplant hat. Es gibt immer noch den freien Willen.
Selbst das Volk Israel, das Gott sich unter allen Völkern ausgewählt hatte, hat es einmal so weit gebracht, dass Gott sagte: ihr seid nicht mein Volk, und ich bin nicht der Eurige! (Hosea 1,9)

Erwählung heisst: „Gott  hat etwas für Dich und er hat etwas mit Dir vor!“ Das ist eine beruhigende Sache. Dein Leben hat ein Thema, eine göttliche Überschrift, und wenn Du in dem bist, wo Gott Dich haben will, bist Du genau richtig.

Be Sociable, Share!

7 Kommentare

  1. Da stimme ich schon zu, dass die Erwählung und eigener Wille irgendwie zusammen gehört, aber ich finde, mit deiner Schlussfolgerung, dass Erwählung nur das ist, was Gott mit einem vor hat und es dann vom freien Willen abhängt, was wir damit anstellen, machst du es dir meiner Meinung nach wieder zu einfach.

    Und das Beispiel mit Judas ist – denke ich – auch nicht so gut, weil Jesus gerade bei ihm erwähnt, dass durch seinen Verrat die Schrift erfüllt werden soll.

    Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde. (Joh 17,12)

    Die Bestimmung beinhaltet ganz klar auch, wo wir die Ewigkeit verbringen werden (z.B. Apg 13,48). Ich nenne das lieber „Vorhersehung“ als „Bestimmung“, weil Vorhersehung mehr den Aspekt einschließt, dass Gott unsere Entscheidung schon kennt, der Begriff „Bestimmung“ betrachtet das Ganze eben mehr von dem Punkt der Allmacht Gottes aus, der uns ja so geschaffen hat, wie wir sind.
    Aber das Thema wird wohl immer ein Stück weit ein göttliches Geheimnis bleiben, ich bekomme da immer einen Knoten in den Kopf, wenn ich drüber nachdenke.

  2. mist, mein kommentar wurde gelöscht… keine lust, alles nochmal zu schreiben, deswegen kurzform:

    ich glaube, dass judas einen freien willen hatte und sich sehr wohl dagegen entscheiden konnte, auf den feind zu hören. prophetie (auch AT-prophetie) ist ja keine schicksalsbestimmung.
    vorsehung ist zwar durch die nazis etwas negativ belegt und überstrapaziert, aber ich kann mit dem theologischen inhalt sehr gut leben. ich stelle mir das auch in etwa so vor.

  3. Ich meinte, dass es logisch ist, was du schreibst. Aber ich denke, du unterschätzt ein bisschen die Vorherbestimmung. Wenn Gott etwas bestimmt, dann geschieht das auch 100%ig, da kann sich auch der Wille der ganzen Menschheit dagegen stemmen, es wird trotzdem geschehen.
    Sonst könnte man auch die Worte hier von Paulus nicht als rießige Ermutigung auffassen, denn dann müssten die Epheser ja doch noch zittern, weil sie sich ja noch selbst im Weg stehen könnten.

    Auf der anderen Seite denke ich eben auch, dass man es sich zu einfach macht, wenn man wie Calvin sagt, dass die Menschen hilflos dem göttlichen Willen ausgeliefert sind und nichts selbst entscheiden können.

  4. meinst du denn, dass die epheser sich nciht mehr selbst im weg stehen konnten? also das heil wieder verlieren konnten? da bin ich nämlich auch ganz sicher, dass sie es konnten. es wird bestimmt auch da (wie ja in jeder gemeinde) leute, die wieder vom glauben abgefallen sind.

  5. genau!
    – deswegen steht da ja auch „er HAT uns gesegnet…IN Christus – IN IHM auserwählt…zur Sohnschaft DURCH Jesus – begnadigt hat IN dem Geliebten“ usw –
    ich weiß ehrl. gesagt gar nicht, was daran so schwierig ist, es hat eben alles nur Wirkung und Bestand IN Christus und nie ausserhalb von ihm…

  6. Dieses Thema interessiert mich sehr. Ich stehe auf derselben Seite mit Melanchton, Arminius, Wesley und die Pfingstler. Ich habe vor ein Paar Tagen diese Gedanken geschrieben und mit meinen Freunden hier in Australien mitgeteilt. Bitte verzeihen Sie mir, dass es auf Englisch ist.

    Psalm 78:41 (NKJV)
    Yes, again and again they tempted God, And limited the Holy One of Israel.
    Psalm 78:42 (NKJV)
    They did not remember His power: The day when He redeemed them from the enemy,

    Psalm 78:41 (NASB95)
    Again and again they tempted God, And pained the Holy One of Israel.

    The Hebrew word which is translated LIMITED in the KJV is difficult to translate because it occurs only once in the Old Testament. It can also be translated PAINED or CAUSED PAIN. Other translations use words like PROVOKED or FRUSTRATED.

    The Hebrews followed Moses and trusted God to deliver them from slavery in Egypt but they would not trust God to meet their needs with a constant stream of miracles. They would trust God for this and this but not that.
    We should not start feeling superior because we are often like that.
    Over the centuries theologians have developed a strange idea based on some Bible texts ripped out of context. They say that because God is almighty and in control, He is always successful in all His plans and no one can resist His will.
    God called Moses to lead the Hebrew slaves out of Egypt, through the desert and into the Promised Land of Israel. How do we know? GOD SAID SO!

    Exodus 3:8 (NIV)
    So I have come down to rescue them from the hand of the Egyptians and to bring them up out of that land into a good and spacious land, a land flowing with milk and honey–the home of the Canaanites, Hittites, Amorites, Perizzites, Hivites and Jebusites.
    Exodus 3:17 (NIV)
    And I have promised to bring you up out of your misery in Egypt into the land of the Canaanites, Hittites, Amorites, Perizzites, Hivites and Jebusites–a land flowing with milk and honey.‘

    Did Moses go into the Promised Land? He did not. Did the Hebrews go into the Promised Land? Only two of them, Joshua and Caleb.
    Does that mean God’s purpose failed? No it did not.
    BUT MOSES AND A WHOLE GENERATION OF HEBREWS FAILED TO ENTER INTO THE FULNESS OF THE PROMISE BUT DIED IN THE WILDERNESS.
    Was this failure of God’s plan a failure of God? No. It was a failure of called people to fulfil their calling to the end.
    If we look at the big picture in the light of eternity, God’s purpose prevailed but it was tragically delayed by disobedience. God will do what He declares He will do in His prophetic Word. If one man fails, He will raise up another. If one generation fails, He will raise up another. If one nation fails, He will raise up another.
    However it is tragically still true today as it always has been, that some people die in the wilderness when God called them to go into a Promised Land of victory, conquest and blessing.
    Are we passively waiting for Revival to Fall on us out of Heaven? Are we thinking that Revival is a work of God, so we cannot make it happen and should not actively strive to bring it to pass? If this is our attitude, we are dangerously deluded.
    God fills the hungry souls with good things.
    Matthew 5:6 (NIV)
    Blessed are those who hunger and thirst for righteousness, for they will be filled.
    The Spirit of God will strive with us to make us hungry for God and longing for holiness and revival but we can respond willingly or we can resist the Spirit. Some theologians cannot see this because they are obsessed with a certain philosophical notion of the sovereignty of God, the idea that everything happens because God wills it and determines it, like sexual abuse of children perhaps!?
    The Bible says we can seek God or flee from Him. We can be filled with the Spirit or we can resist the Spirit.

    Acts 7:51 (ESV)
    „You stiff-necked people, uncircumcised in heart and ears, you always resist the Holy Spirit. As your fathers did, so do you.
    1 Thessalonians 5:19-20 (ESV)
    19 Do not quench the Spirit.
    20 Do not despise prophecies,
    Paul urges the early churches to be filled with the Spirit. The Greek indicates we must be continually seeking to be filled again and again and more and more. It is a decision we must make over and over again. It is a choice. You and I, not God, will choose today and tomorrow how hungry we will be for God.
    Ephesians 5:18-19 (ESV)
    18 And do not get drunk with wine, for that is debauchery, but be filled with the Spirit,
    19 addressing one another in psalms and hymns and spiritual songs, singing and making melody to the Lord with all your heart,

  7. thanks for your thoughts, bill!

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>