1. Anerkennung

Wir bitten euch, Brüder: Erkennt die unter euch an, die sich solche Mühe geben, euch im Namen des Herrn zu leiten und zum Rechten anzuhalten. Achtet sie hoch, und liebt sie wegen ihres Wirkens! Haltet Frieden untereinander! – 1.Thessalonicher 5,12-13

Älteste, die das Amt des Vorstehers gut versehen, verdienen doppelte Anerkennung, besonders solche, die sich mit ganzer Kraft dem Wort und der Lehre widmen. – 1.Timotheus 5,17

Das Amt der Leitung ist kein leichtes, gerade wenn die Herde größer wird und es immer mehr Ansichten, Meinungen und Bedürfnisse gibt, die es unter einen Hut zu bringen gilt. Leiterschaft muss sich mit vielen Anliegen auseinandersetzen, die an sie herangetragen werden, und sich dabei bemühen, die Gemeinde in der Furcht des Herrn jesusmäßig zu führen.
Diese Aufgaben werden erheblich erschwert, wenn man als Leiter nur Klagen zu hören bekommt und ständig auf das hingewiesen wird, was noch nicht klappt und nicht so läuft, wie es soll.
Als Paulus die Briefe an die Thessalonicher und an Timotheus schrieb, wusste er natürlich, dass es den Menschen leichter fällt, negativ zu reden und zu kritisieren, als aufbauend zu reden und zu loben. Leiterschaft wird durch ein Betriebsklima der Kritik erheblich erschwert. Deshalb die Aufforderung des Apostels: Bringt Euren Leitern Anerkennung entgegen, gerade denen, die ihren schwierigen Job gut machen. Achtet sie hoch und lobt sie. Das wird sie frei setzen für ihre Arbeit und ihnen helfen, besser zu leiten.
Auch Paulus, obwohl er als Apostel ein angesehener Leiter war, konnte die Gemeinde nur darum bitten. Diese Einstellung zur Leiterschaft kann man nicht einfordern, denn sie kommt von Herzen.

2. Unterordnung

Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Ihr kennet das Haus des Stephanas, daß es die Erstlingsfrucht von Achaja ist, und daß sie sich dem Dienste der Heiligen gewidmet haben; seid auch ihr solchen untertan und einem jeden, der mitwirkt und arbeitet. – 1.Korinther 16,15-16

Man kann nicht mit letzter Sicherheit sagen, wer Stephanas gewesen ist; manche gehen davon aus, dass er einer der Leiter der Gemeinde war. Auf jeden Fall bittet Paulus die Gemeinde, er macht ihr Mut und ermahnt sie (alles Übersetzungsmöglichkeiten), sich unterzuordnen.
Unterordnung ist immer etwas Freiwilliges. Als Leiter wollen wir natürlich gerne, dass die Gemeinde sich uns unterordnet und unsere Entscheidungen akzeptiert, aber das kann man nicht erzwingen. Unterordnung ist das gerade Gegenteil von Unterdrückung, denn Unterdrückung hat etwas mit Zwang zu tun. Ein Stärkerer benutzt Machtmittel, um einen Schwächeren zu zwingen, sich seinem Willen zu beugen. Damit hat Unterordnung nichts zu tun.
Unterordnung bedeutet, dass man in Meinungsverschiedenheiten die Autorität eines anderen anerkennt, weil man weiß, dass er kompetenter, von Gott berufen oder dem Gemeinwohl verpflichtet ist. Da Gemeinde eine Ansammlung verschiedenster Menschen mit unterschiedlichsten Interessen ist, wird immer jemand mit etwas nicht ganz zufrieden sein.
Das beginnt beim Style der Räume, setzt sich in der Wahl der Lieder fort und geht bis in theologische Sichtweisen hinein. Es ist normal, dass in Gottes Reich eine Pluralität herrscht. Diese Pluralität setzt aber Unterordnung unter das Gemeinwohl und den Leiter voraus, der das Gemeinwohl vertritt. Kompromisse sind notwendig, wenn Menschen miteinander leben wollen. Wer nicht bereit ist, sich unterzuordnen und Entscheidungen mit zu tragen, die ihm nicht gefallen, der sorgt auf Dauer nur für vermeidbare Spannungen.
Damit ist Unterordnung auch etwas, was man sich als Leiter im Laufe der Zeit verdienen und auch wieder verlieren kann. Ein autokratischer Leitungsstil und viele schlechte Entscheidungen können dazu führen, dass das Vertrauen in die Leitung immer weniger wird. Dann wird Unterordnung immer weniger zu einer Herzensangelegenheit und wird schließlich zur frommen P?icht, die mit zusammengebissenen Zähnen verrichtet wird, bis irgendwann auch das nicht mehr geht.

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4 Kommentare

  1. Hallo Storch, diese Reihe ist echt super.
    Danke für die Ausführungen, ich hoffe, das es wirklich Auswirkung haben wird, und sich mehr Leute damit auseinandersetzen. Du legst den Finger auf einige wunde Punkte in unseren Gemeinden.

    Wird das auch ein Buch? Sag mal Bescheid wenn es rauskommt …
    Gruß Markus

    PS. Wir konnten ja leider nicht auf Bayernstock kommen, aber Wolf hat erzählt das es echt der Hammer war. Danke auch für deinen Dienst hier in unserer Region.

  2. Hi
    Leitung ist echt ein heißes Thema, bei freaks ja auch immer viel Diskutiert, was mich am meisten dabei frustet ist wenn leiter und pastoren fertig gemacht werden obwohl sie echt herzblut geben, man hört ja viel von leitern die manipulieren und unerdrücken aber du hast völlig recht das es da auch eine andere seite gibt wo ganze gemeinden ihren pastor unter druck setzen und auf dauer fertig machen

  3. naja.. ich denk speziell auf die freaks bezogen ist man da von beiden seiten mal vom pferd gefallen..
    auf der einen seite heftiger personenkult und leiter-hype, bei dem man ja sicher nicht von mangelnder anerkennung usw. sprechen kann sondern wo man oft genug einfach mitgedackelt ist und alles so angenommen hat wie es einem gesagt wurde…
    und später dann ein eher kritisches verhalten, alles hinterfragen, leitung vs gemeinde usw….. die goldene mitte ist es vermutlich wie so oft ….
    nur wenn entscheidungen getroffen werden die man klar als falsch empfindet und die dann vielleicht noch mit einer leiter-attitüde rübergebracht werden, die einen gewissen macht-faktor beinhaltet geht zumindest bei mir alle unterordnung sofort flöten… (was jetzt eine allgemeine aussage ist und nicht auf ne bestimmte situation oder bestimmten leiter gemünzt)
    naja… das ziel ist meiner meinung nach wie vor christen zur selbständigkeit zu erziehen und wenn leiter das machen und sich damit eigentlich selbst für die, die dann soweit sind verzichtbar machen, dann kann man sicher auch mit ihnen mitgehen…

  4. das mit dem ziel sehe ich genauso bender. ist übrigens ein echtes problem mit dem starkult, da kann man kaum was gegen machen. wenn ich so dran denke, wie viele peinliche geschichten paddy immer in seinen predigten erzählt (hat)… und dennoch haben ihn die leute nicht von seinem podest runtergelassen. schon komisch sowas. ich mag gar nicht daran denken, dass ich sowas auch über mich manchmal höre. 🙁

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